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PolitikSyrien

Dschihadisten in Syrien nehmen weite Teile von Aleppo ein

30. November 2024

Rebellen in Syrien haben die Regierung von Machthaber Assad überrascht. Erstmals seit acht Jahren sind sie wieder in die Millionenstadt Aleppo vorgerückt. Russland greift in den Konflikt ein.

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Syrische Rebellen verlassen einen Lastwagen, als sie das Dorf Anjara betreten
Kämpfer der Dschihadistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) sind binnen weniger Tage bis in die Metropole Aleppo vorgerücktBild: Omar Albam/AP/picture alliance

Syrische Rebellen kontrollieren Aktivisten zufolge nach den schwersten Kämpfen seit Jahren mittlerweile große Teile der Millionenstadt Aleppo. Das sagte Rami Abdel Rahman, der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die Organisation mit Sitz in Großbritannien bezieht ihre Informationen von einem Netz aus Informanten vor Ort und gilt als verlässliche Quelle für Eindrücke aus dem von jahrelanger Gewalt zerrütteten Land.

Ihren Angaben zufolge drangen die Aufständischen zum ersten Mal seit 2016 in Aleppo ein - und das nur drei Tage nach dem Start ihrer überraschenden Offensive gegen die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad.

Russische Kampfjets im Einsatz

Berichten zufolge zieht die Regierung ihre Streitkräfte im Osten der Stadt für einen Gegenschlag zusammen. Zudem hat sich Russland eingeschaltet. Russische Kampfflugzeuge hätten in der Nacht zu Samstag "erstmals seit 2016 Angriffe auf Teile der Stadt Aleppo" geflogen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Eine Allianz von Aufständischen unter der Führung der Islamistenorganisation Haiat Tahrir al-Scham (HTS) hatte in dieser Woche bei einer Offensive im Nordwesten des Landes überraschend große Gebietsgewinne erzielt. Die Regierungstruppen und ihre Verbündeten gerieten im Umland der Städte Idlib und Aleppo unter Druck. Die Allianz islamistischer Rebellen nennt ihre neue Offensive "Abschreckung der Aggressionen".

Am Freitag erreichten die Gefechte den Stadtrand Aleppos. Ein Teil der Regierungstruppen verließ seine Stellungen. Tausende Menschen sind auf der Flucht in ländliche Gebiete oder andere Städte. Die Rebellenallianz verhängte nach eigenen Angaben eine Ausgangssperre in der Stadt bis acht Uhr morgens am Samstag.

Auch um Idlib wird gekämpft 

Das syrische Verteidigungsministerium gab an, die Streitkräfte seien mit massiven Angriffen im Umland Aleppos und Idlibs konfrontiert. Die syrische Armee griff mit Unterstützung russischer Kampfjets Dutzende Ziele in Idlib und im Umland von Aleppo an. Ein Sprecher der russischen Armee teilte laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass mit, mindestens 200 Rebellen seien bei russischen Angriffen getötet worden. Seit Beginn der Rebellen-Offensive am Mittwoch wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle für Menschenrechte insgesamt mindestens 300 Menschen getötet, darunter viele Zivilisten. 

Kämpfer feuern auf Truppen der syrischen Armee im Stadtteil Rashidin am Stadtrand von Aleppo
Kämpfer feuern auf Truppen der syrischen Armee am Stadtrand von AleppoBild: Bakr Alkasem/AFP

Aleppo war in den ersten Jahren des syrischen Bürgerkriegs stark umkämpft und wurde großflächig zerstört. Aufnahmen der verwüsteten Stadt gingen damals um die Welt. 2016 wurden die Aufständischen vom syrischen Militär und dessen Verbündeten aus dem östlichen Teil der Stadt vertrieben. Die Schlacht um Aleppo gilt bis heute als eine der schlimmsten in mehr als 13 Jahren des Bürgerkriegs in Syrien.

Russland unterstützt Assad seit vielen Jahren

Im Norden Syriens gilt seit 2020 eine von der Türkei und Russland vermittelte Waffenruhe, die zwar immer wieder gebrochen wurde, aber die Region in den vergangenen Jahren weitgehend beruhigt hatte. Russland griff 2015 in den syrischen Bürgerkrieg ein und trug mit seiner überlegenen Luftwaffe dazu bei, dass Präsident Assad seine wankende Machtstellung wieder festigen konnte. Seine Regierung kontrolliert derzeit etwa zwei Drittel des Landes.

Wegen des Ukraine-Kriegs verringerte Moskau aber ab 2022 seine Truppenpräsenz in Syrien. Eine politische Lösung für den Konflikt ist nicht in Sicht. Infolge des Bürgerkriegs sind Millionen Syrer ins Ausland geflohen - viele auch nach Deutschland.

haz/se (dpa, afp, rtr)