Drei Frauen gegen Google
15. September 2017Die drei Ex-Angestellten richten ihre Sammelklage gegen den Google-Mutterkonzern Alphabet. In der Klageschrift beschuldigen sie den Konzern der "systematischen und weit verbreiteten Diskriminierung seiner weiblichen Beschäftigten bei Bezahlung und Beförderung".
Die Anwältin der drei Frauen, Kelly Dermody, sagte zur Begründung der Klage: "Google ist zwar ein innovative Kraft, die eine ganze Industrie antreibt, wenn es um die Technik geht; aber beim Umgang mit seinen weiblichen Angestellten ist der Konzern noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen."
Die drei Klägerinnen arbeiteten als Software-Entwicklerin, Kommunikationsspezialistin und Managerin für Google. Google-Sprecherin Gina Scigliano wies die Vorwürfe zurück. Sie sagte, Personalfragen würden in ihrem Unternehmen durch spezielle Anstellungs- und Beförderungsausschüsse entschieden, und die würden überprüft, "um sicherzustellen, dass es keine Geschlechtervorurteile gibt".
Google... und Microsoft und Twitter und Qualcomm
Auch das US-Arbeitsministerium hat sich Google wegen der Frage vorgenommen. Derzeit untersucht die Behörde, ob die Gehälter bei Google ungleich sind. Diese Überprüfung geht auf erste Ergebnisse aus dem Jahr 2015 zurück. Damals hatte das Arbeitsministerium eigenen Angaben zufolge durch das Geschlecht begründete Lohnunterschiede unter Google-Beschäftigten bemerkt.
In der Google-Firmenzentrale in Mountain View in Kalifornien arbeiten rund 21.000 Menschen. Das Arbeitsministerium war in einer ersten Einschätzung zu dem Ergebnis gekommen, dass geschlechterspezifische Unterschiede in jeder Lohngruppe zu finden seien.
Ähnliche Untersuchungen hat das US-Arbeitsministerium auch in anderen großen High-Tech-Konzernen in die Wege geleitet. Im Januar verklagte die Behörde Oracle und warf dem Unternehmen vor, weiße Männer gegenüber Frauen und anderen Gruppen zu bevorzugen. Auch bei Microsoft und Twitter wird mit ähnlichen Klagen gerechnet. Beim Chiphersteller Qualcomm kam es zu einer außergerichtlichen Einigung gegen eine Zahlung von 19,5 Millionen Dollar.
"In Deutschland dieselben Probleme"
Die deutsche Managerin des Non-Profit-Unternehmens Mozilla, Katharina Borchert, die in der Mozilla-Zentrale in Kalifornien arbeitet, urteilte unlängst: "Die Tech-Industrie hat ein Diversity-Problem." Sie sagte gegenüber "ZEIT-online", es gebe in der Branche "deutlich mehr Männer, vor allem im technischen Bereich und in den Führungsetagen".
Allerdings störe sie an der Diskussion in Deutschland, so Borchert, "dass man jetzt mit dem Finger aufs Silicon Valley zeigt". Dabei gebe es in deutschen Unternehmen dieselben Probleme. In den Tech-Unternehmen des Silicon Valley werde das Problem allerdings viel breiter thematisiert, so Borchert. "Insofern ist Silicon-Valley Europa um einiges voraus."
ar/bea (rtr, afp, ap – ZEIT)