Drei Bilanzen und die Krise
4. März 2009Die Finanz- und Wirtschaftskrise verschiebt die Maßstäbe. So ist es möglich, dass gewaltige Einbrüche beim Gewinn fast wie Erfolge vermeldet werden - immerhin ist es kein Verlust. Bei der Münchener Rückversicherung, einem der weltgrößten Versicherer für Versicherungen, brach das Ergebnis im letzten Jahr um 60 Prozent ein. Was sagt die Konzernleitung? Sie findet das "zufriedenstellend angesichts der Krise". Ähnlich sieht es bei beim Pharma- und Chemiekonzern Bayer aus. Auch hier sank das Ergebnis im letzten Jahr um mehr als 60 Prozent. Auch hier findet die Unternehmensführung, dass sich ihre Strategie bewährt hat - und verweist auf das schwierige Umfeld, also auf die Krise.
Bayer leidet unter seiner Kunststoffsparte
Bei Bayer war es das Geschäft mit den Kunststoffen, das die Jahresbilanz verdarb. Während die anderen Konzernsparten - Medikamente und Pflanzenschutzmittel - im laufenden Geschäft gute Gewinne einbrachten, schrieb Bayer im Kunststoffgeschäft Verluste. Die Kunststoffsparte ist besonders von der allgemeinen Wirtschaftslage abhängig. Die Käufer kommen etwa aus der Automobil- und Elektroindustrie, aber auch aus dem Baugewerbe und der Möbelbranche. Geht es ihnen schlecht, brauchen sie auch weniger Kunststoffe von Bayer.
Im vierten Quartal 2008 war der Einbruch im Kunststoffgeschäft besonders drastisch. Und ein Ende ist laut Bayer-Chef Werner Wenning nicht abzusehen. "Die Kunststoffsparte ist noch schwächer als erwartet ins neue Jahr gestartet", sagte Wenning am Dienstag (03.03.2009), ohne jedoch Zahlen zu nennen. Aber er machte klar, dass die Kunststoffsparte das Konzernergebnis 2009 belasten könnte. Höher als fünf Prozent werde der Rückgang im operativen Geschäft aber nicht ausfallen, so Wenning.
Zu Wennings Zielen gehört die Senkung der Schulden. Die hatten sich 2008 auf netto 14 Milliarden Euro summiert. Bis Ende dieses Jahres will Wenning sie auf zehn Milliarden reduziert haben. Viel Geld für anderes bleibt da nicht, und Wenning betonte, dass größere Übernahmen nicht geplant seien - auch nicht die der Agrochemiesparte von Dow Chemical, die zum Verkauf stehen soll.
Münchener Rück: "Die Krise tobt"
Bei der Münchener Rück waren es vor allem die hohen Abschreibungen, die den Gewinn auf 1,5 Milliarden Euro einbrechen ließen. Im Vorjahr hatte das Unternehmen noch einen Rekordgewinn von 3,9 Milliarden Euro erwirtschaftet. "Die Krise ist noch nicht vorbei. Die Krise tobt", sagte Vorstandschef Nikolaus von Bomhard am Dienstag. Eine Änderung der Unternehmensstrategie sei nicht nötig, so von Bomhard. Allerdings verabschiedet sich die Münchener Rück von ihrem Ziel, das sie sich vor Ausbruch der Finanzkrise gesetzt hatte: bis 2010 einen Gewinn von 18 Euro pro Aktie zu erwirtschaften. Das gilt jetzt schlicht als "nicht mehr realistisch". Viel konkreter will die Münchener Konzernleitung nicht werden, was die Zukunft angeht. "Wir bleiben verhalten optimistisch", so von Bomhard. Doch die Rahmenbedingungen seien viel zu unsicher für eine Prognose.
Das Unternehmen rechnet zwar mit weiteren Abschreibungen auf festverzinsliche Wertpapiere. Bei Aktien seien allerdings keine großen Wertberichtigungen mehr zu erwarteten. Der Grund ist einfach: Die Münchener Rück hat kaum noch Aktien. Innerhalb eines Jahres reduzierte sie die Aktienquote von 14 auf 3,6 Prozent. Mehr als die Hälfte der Aktien ist zudem durch Derivate abgesichert.
Der Optimismus der Hautpfleger
Während die Stimmung bei Münchner Rück und Bayer gedämpft ist, gab sich die Geschäftsführung von Beiersdorf in Hamburg trotz Wirtschaftskrise optimistisch. Der Kosmetikkonzern machte im vergangenen Jahr rund 570 Millionen Euro Gewinn nach Steuern - ein Plus von fast 30 Prozent. Vorstandschef Thomas Quaas sah das als Beleg für die Kraft seiner Markenprodukte, darunter Nivea. "Gerade in unsicheren Zeiten greifen Verbraucher zu vertrauten Marken", sagte Quaas am Dienstag. Der Kosmetikbereich sei im letzten Jahr schneller gewachsen als der Markt, so Quaas weiter. Das werde auch 2009 so bleiben. Konkrete Ziele wollte Quaas jedoch nicht nennen, das sei angesichts der Krise nicht möglich. Seine Konkurrenz sieht das ebenso, Henkel und auch Weltmarktführer L'Oreal hatten zuvor ebenfalls keinen konkreten Ausblick gewagt.