Diese Orte erinnern an die Berliner Luftbrücke
Wie versorgt man eine Millionenstadt monatelang nur aus der Luft? Die Antwort darauf gaben die West-Alliierten 1948/49 mit der Luftbrücke in Westberlin. Heute erinnern viele Orte an die spektakuläre Hilfsaktion.
Technikmuseum Berlin: Flieger der Herzen
Weithin sichtbar schwebt vor der Fassade des Technikmuseums in Kreuzberg eine amerikanische C-47. Sie ist zum Symbol geworden für ein dramatisches Kapitel der Berlin-Geschichte und eine beispiellose Hilfsaktion: 14 Monate lang wurde Westberlin von den West-Alliierten aus der Luft versorgt, nachdem die Sowjets im Juni 1948 die Berlin-Blockade errichtet hatten.
Erstes Kräftemessen im Kalten Krieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg teilten die vier Siegermächte Deutschland in Besatzungszonen auf. Viergeteilt wurde auch Berlin, das wie eine Insel in der sowjetischen Zone lag. Am 24.6.1948 sperrten die Sowjets alle Land- und Wasserwege nach Westdeutschland, auch die Stromversorgung wurde gekappt. Die West-Alliierten reagierten sofort.
Flughafen Tempelhof: das Tor zur Welt
Am 25.6.1948 gab US-Militärgouverneur Lucius D. Clay den Befehl zur Errichtung der Berliner Luftbrücke. Einen Tag später schon landete in Tempelhof die erste Transportmaschine. Der Flughafen im amerikanischen Sektor wurde zum wichtigsten Dreh- und Angelpunkt der Luftbrücke. Heute gibt es Führungen durch den stillgelegten Flughafen, der während der Berlin-Blockade zum Mythos wurde.
Start und Landungen im Minutentakt
2,2 Millionen Westberliner wurden 14 Monate aus der Luft versorgt. Dabei entwickelten die Alliierten ein ausgeklügeltes System: Drei Luftkorridore funktionierten als Einbahnstraßen, zwei für Hin- und einer für Rückflüge. Dicht an dicht hatten darin bis zu fünf Flugzeuge übereinander Platz! Die gigantische Bilanz: 278.000 Landungen und 2,3 Millionen Tonnen Fracht innerhalb von 14 Monaten.
Flughafen Gatow
Der zweitwichtigste Flughafen während der Berlin-Blockade lag in Gatow, im britischen Sektor. Die Briten wickelten hier 42 Prozent der Luftbrücke-Landungen ab: Kraftstoff und Versorgungsgüter für die Westberliner wurde eingeflogen, Kranke und Kinder ausgeflogen. Heute befindet sich in den Hangars eine Ausstellung zur militärischen Luftfahrt in Deutschland.
Tegel: ein Kind der Luftbrücke
Bis zu seiner Schließung 2019 schwebten die meisten Berlin-Touristen über den Flughafen Tegel in die deutsche Hauptstadt ein. Nicht wissend, dass dieser Flughafen ebenfalls eng mit der Luftbrücke verbunden war. Seine markante Gestalt mit dem sechseckigen Hauptterminal bekam Tegel in den 1970er Jahren, aber der Grundstein wurde 1948 gelegt.
Hau-Ruck-Aktion der Franzosen
Der Flughafen Tegel war der französische Beitrag zur Luftbrücke. Im Herbst 1948 stampften die französischen Alliierten in nur drei Monaten die mit 2,5 km damals längste Rollbahn Europas aus dem Boden. Unterstützt wurden sie von 19.000 Berlinern, die Hälfte davon Frauen. Am 5. November ging Berlins dritter Luftbrücken-Flughafen in Betrieb.
Helden im Rosinenbomber
Die Berliner nannten die Transportflugzeuge der Alliierten schlicht "Rosinenbomber". Denn vor der Landung warfen die US-Piloten an selbstgebastelten Fallschirmen kleine Hilfspakete ab, um den wartenden Kindern eine Freude zu machen. Die Päckchen enthielten meist Schokolade, Kaugummis und manchmal auch Rosinen.
Alliiertenmuseum in Dahlem
Viel über die Geschichte der Luftbrücke und das Leben in Berlin zur Zeit des Kalten Kriegs erfahren Besucher im Alliiertenmuseum im Stadtteil Dahlem, der zum amerikanischen Sektor gehörte. Die Ausstellung zeigt auch, wie während der Luftbrücke nach anfänglichem Misstrauen aus ehemaligen Feinden Verbündete wurden.
Geschenke des Himmels
Konserven, Trockenfrüchte, Milchpulver, Kaffee - heute sind die Care Pakete Ausstellungsstücke im Museum. Damals waren sie für viele Berliner die letzte Rettung. Die private US-Hilfsorganisation Care charterte eigene Flieger, die täglich bis zum 1000 Care Pakete in die Stadt brachten. Der Inhalt im Wert von 15 US-Dollar ernährte eine Familie für einen Monat.
Grüne Fracht für den Tiergarten
Sogar die ersten Bäume für die Wiederaufforstung des Großen Tiergartens wurden über die Luftbrücke eingeflogen. Nach dem Winter 1948 war der Park im Zentrum der Stadt fast kahl, die Berliner hatten die Bäume zu Brennholz verarbeitet. Am 17.3.1949 begann die Wiederaufforstung.
"Ihr Völker der Welt...
…schaut auf diese Stadt!" In seiner Rede am 9.9.1948 vor dem zerstörten Reichstag forderte der Berliner Oberbürgermeister Ernst Reuter die Welt auf, die Stadt nicht der Sowjetunion preiszugeben. Gleichzeitig beschwor er die Menschen durchzuhalten. Am 12.5.1949 gaben die Sowjets nach 322 Tagen die Blockade West-Berlins auf.
Luftbrücken-Denkmal "Hungerkralle"
Beim Landeanflug auf Berlin verunglückten 78 Piloten. An sie erinnert seit 1951 das Denkmal am Platz der Luftbrücke. Die drei Pfeiler symbolisieren die drei Luftkorridore; die Berliner nannten sie die "Hungerkralle". Kopien des Denkmals stehen in Frankfurt am Main und in Celle, also in jenen westdeutschen Städten, von denen aus die Maschinen nach Berlin starteten.
Freiheitsglocke im Rathaus Schöneberg
Am 12. Mai 1949 endete die Luftbrücke: Die Blockade der Sowjets war gescheitert, die Versorgungsflüge wurden eingestellt Ein Jahr später schenkten die Amerikaner den West-Berlinern die Freiheitsglocke, sie wurde vom "Vater der Luftbrücke", General Lucius D. Clay, eingeweiht. Bis heute läutet sie täglich um 12 Uhr und erinnert an die spektakuläre Rettungsaktion aus der Luft.