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Die Zukunft steht in den Sternen, oder?

Stephan Hille, Moskau15. November 2005

Der erste Sputnik, Laika, die erste Schäferhündin und schließlich Juri Gagarin, der erste Mensch im All. Was die Erforschung des Weltraumes Angeht, waren die Russen schon immer führend.

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Sie sind es bis heute. Dem Kosmos messen indes nicht nur die russischen Wissenschaftler große Bedeutung bei. Denn auch abseits der seriösen Weltraumforschung glaubt ein Großteil der Russen an Astrologie, Horoskope und die Auswirkungen von bestimmten Konstellationen der Sterne auf das irdische Dasein der Menschen.

Liebe, Glück und Geld

Kaum eine russische Zeitung, die auf Horoskope verzichtet, der Leser möchte nun einmal wissen, wie es um die persönliche Liebe, Glück und das Geld steht und was die Sterne dazu sagen.

Als die amerikanische Weltraumbehörde NASA vergangenes Jahr ankündigte, den Kometen Tempel-1 von der Raumsonde "Deep Impact" (Tiefer Einschlag) beschießen zu lassen, war die russische Top-Astrologin Marina Bai hochgradig erregt. Den Kometenbeschuss wollte die Sternendeuterin unbedingt verhindern, denn sie befürchtete, dass der Knall im All das kosmische Gleichgewicht stören und damit auch die Zuverlässigkeit ihrer Horoskope verzerren würde.

Klage gegen die NASA

Doch von diesen irdischen Sorgen der russischen Dame ließ sich die NASA nicht beirren und gab den Kometen zum Abschuss frei. Tatsächlich brach bei der Mission im Juli diesen Jahres ein Stück oder sogar mehrere Stücke aus dem Himmelskörper heraus. Die Unversehrtheit des Kometen und die Sorgen um das Gleichgewicht der Sterne waren den Amerikanern offenbar schnuppe. Sie erhofften sich von dem Beschuss tiefere Erkenntnisse über die Entstehung des Sonnensystems. Marina Bai aber reichte kurzerhand Klage gegen die US-Raumfahrtbehörde ein.

Es sei ganz klar, stellte sie nach dem Feuerwerk am Firmament fest, dass sich ihre Befürchtung bewahrheitet habe und sich der Stand der Gestirne verändert habe, und damit wohl auch ihre Deutung der Sterne nicht mehr auf dem letzten Stand sei. Als Schadensersatz und "moralische Wiedergutmachung" forderte die Astrologin von der NASA umgerechnet 225 Millionen Euro.

Keine Folgen im All und auf Erden

Experten auf beiden Seiten des Atlantiks versicherten jedoch, dass die Mission "Deep Impact" keinerlei negativen Folgen für den Lauf der Dinge

im All wie auch auf Erden habe. Ein Moskauer Gericht schloss sich dieser Ansicht an und wies die Klage der erzürnten Astrologin ab. Doch Marina Bai will nicht aufgeben. Ihr Anwalt kündigte nach dem Gerichtsentscheid an, den Fall notfalls bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu bringen. Doch ob der Fall jemals dort verhandelt werden wird, steht wohl - man mag es bereits ahnen - noch in den Sternen.