Die wundersame Welt der Feuchtgebiete
Feuchtgebiete bieten Millionen von Tieren ein Zuhause und helfen dabei, die globale Wasserversorgung zu regulieren. Doch wegen des Klimawandels verlieren wir sie mit einer alarmierenden Geschwindigkeit.
Was sind Feuchtgebiete?
Es ist nicht leicht, Feuchtgebiete zu definieren - sie sind komplex und ändern sich ständig. Das Bundesministerium für Landwirtschaft beschreibt sie als Biotope, die "im Übergangsbereich zwischen permanent feuchten und ständig trockenen Lebensräumen liegen." Es sind spezifische Ökosysteme, die ihre eigene Vegetation haben und wichtig für Wasserreinheit, Uferbefestigung und Hochwasserschutz sind.
Warum Feuchtgebiete wichtig sind
Obwohl Feuchtgebiete weniger als vier Prozent der Erdoberfläche einnehmen, leben und reproduzieren 40 Prozent aller Tiere in ihnen. Feuchtgebiete filtern und speichern Wasser und versorgen mehr als eine Milliarde Menschen auf der Welt mit Nahrung. Sie spielen zudem eine wichtige Rolle fürs Klima: Sie speichern doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder auf der Welt zusammen.
Sumpfwälder bieten mehr als nur Alligatoren
Feuchtgebiete existieren in allen Formen und Größen. Umfassen sie Wälder, so nennt man sie Sumpfwälder. Diese bilden sich meist neben großen Flüssen oder Seen und fördern dort Flora und Fauna. Sümpfe gibt es überall auf der Welt. Die Größten findet man im Amazonas, dem Mississippi oder dem Kongofluss. Doch wärmere Temperaturen und Niederschlagsveränderungen führen zum Austrocknen vieler Sümpfe.
Die Mangrovenwälder der Sundarbans
Die Sundarbans sind die größten Mangrovenwälder der Erde. Sie umfassen das Gebiet zwischen der indischen und bangladeschischen Küste und sind der Lebensraum vieler Fischarten, Krabben und Garnelen. Zudem beschützen sie Küstengemeinschaften, die auf die Mangrovenwälder zum Nahrungserwerb angewiesen sind, vor gefährlichen Wirbelstürmen. Doch der Klimawandel bedroht diesen Lebensraum zunehmend.
Nordeuropas Wattenmeer
Zwischen der dänischen, deutschen und holländischen Küste liegt das Wattenmeer. Dieser Küstenbereich ist stark von den Gezeiten beeinflusst und befindet sich konstant im Wandel. Das Wattenmeer umfasst fast 500 Kilometer und reicht bis zu den Nordseeinseln. Viele Tiere und Pflanzen leben ausschließlich hier. Doch der Klimawandel könnte dazu führen, dass ganze Inseln bald verschwinden.
Auch Moore können brennen
Feuchtgebiete, die langsam Torf ansammeln, nennt man Moore. Torf bildet sich aus toten pflanzlichen Substanzen und ist im getrockneten Zustand brennbar. Ein Moor kann mehrere Meter tief ragen und kommt vor allem in der nördlichen Hemisphäre vor. Doch selbst dort haben Rekordtemperaturen die Torferde zum Brennen gebracht, was zehn- bis 100-mal so viel CO2 ausstößt wie brennende Bäume.
Pantanal in Flammen
Das Pantanal ist eines der größten tropischen Feuchtgebiete der Erde. Es liegt in der Grenzregion von Brasilien, Bolivien und Paraguay und existiert nur als saisonales Feuchtgebiet, denn es wird je nach Jahreszeit entweder überflutet oder ausgetrocknet. Doch in den vergangenen Jahren hat ausbleibender Regen zu extremer Dürre und Waldbränden geführt, die den Lebensraum gefährden.
Das Wolgadelta
Das Wolgadelta reicht von Russland bis nach Kasachstan, wo der Wolga-Fluss ins Kaspische Meer fließt. Innerhalb des letzten Jahrhunderts hat sich das Delta durch das Absinken des Seespiegels des Kaspischen Meeres enorm vergrößert und ist jetzt fast 160 Kilometer breit. Und das hat seine Folgen: die Ablagerung von Wolga-Sedimenten hat sich mittlerweile über die gesamte kaspische Ebene verteilt.
Einmal zerstört, immer zerstört
Auch wenn Feuchtgebiete groß und mächtig wirken, sind sie sehr anfällig für Klimawandel und können sich gegen menschliche Zerstörung nicht wehren. Wenn ein Moor einmal austrocknet, ist es schwer es wiederherzustellen, denn es dauert Jahrzehnte, Torf anzusammeln. Es macht keinen Sinn, Mangroven auf trockenen Böden zu pflanzen. Einen ausgetrockneten Sumpf zu revitalisieren ist so gut wie unmöglich.
Die gefährdetsten Ökosysteme der Welt
Wir verlieren Feuchtgebiete auf der Welt mit einer alarmierenden Geschwindigkeit. In den letzten 50 Jahren sind 35 Prozent der globalen Feuchtgebiete verschwunden. Damit sind sie unsere am meisten gefährdeten Ökosysteme, die dreimal schneller verschwinden als Wälder. Feuchtgebiete schützen Ortschaften gegen den Einfluss von Klimawandel und ihr Zerfall gefährdet Menschenleben.
Die Fluten hätten verhindert werden können
Die verheerende Flut in Westeuropa, die 220 Menschen das Leben gekostet und einen Schaden von geschätzten 40 Milliarden US-Dollar verursacht hat, ist ein Beispiel von vielen. Hochgelegene Ökosysteme konnten früher noch große Volumen an Wasser nach heftigem Regen speichern und es über mehrere Tage und Wochen hinweg wieder in Flüsse ablassen. Doch letzten Sommer war das nicht mehr der Fall.
Keine Saugfähigkeit von versiegelten Flächen
Trockenlegungen für die Landwirtschaft und kommerzielle Fortwirtschaft sowie die Landgewinnung von Feuchtgebieten, Konstruktion von Gebäuden und undurchlässigen Oberflächen wie Asphalt hat die Saugfähigkeit der Schwämme radikal verringert. Wenn Fahrspuren auf dem Land überflutet werden, spülen sie im Schnellverfahren Wasser in die umliegenden Flüsse, was zu gefährlichen Sturzfluten führen kann.
Natürlichen Schutz wieder aufbauen
Um Überflutungen zu verhindern müssen wir laut Experten intensive Bebauung reduzieren, Böden und Feuchtgebiete wiederherstellen, und Flüsse wieder mit ihren Überschwemmungsebenen verknüpfen. Wiederhergestellte Feuchtgebiete schützen die Biodiversität, speichern Kohlenstoff und bleiben länger feucht, was Flussläufe auch in Trockenzeiten aufrechterhalten würde.