Die spannendsten Endspurts der Formel 1

Mit zehn Saisonsiegen geht Lewis Hamilton (r.) als Favorit auf den Titel ins letzte Rennen in Abu Dhabi. Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg (l.) hat trotz eines Rückstands von 17 Punkten immer noch die Chance, an Hamilton vorbeizuziehen. Es ist nicht das erste Mal, dass die Entscheidung buchstäblich auf der Zielgeraden der Saison fällt.

Hamilton kann sich seinen zweiten Titel holen, wenn er gewinnt oder Zweiter wird. Für Hamilton ist die Ausgangslage ein Deja vu: 2008 benötigt er im letzten Rennen in Brasilien mindestens Platz fünf, um Felipe Massa in Schach zu halten. Das gelingt ihm - dank eines Überholmanövers in der letzten Runde.

1976 sitzt Niki Lauda nur 42 Tage nach seinem Feuerunfall auf dem Nürburgring wieder im Ferrari. Mit drei Punkten Vorsprung auf James Hunt reist Lauda zum Saisonfinale nach Japan. Bei strömendem Regen stellt der Österreicher kurz nach dem Start sein Auto ab. "Das Leben ist mir wichtiger", sagt Lauda. Hunt wird Dritter und mit einem Punkt Vorsprung Weltmeister.

Lauda (l.) sorgt auch für die knappste Entscheidung in der Geschichte der Formel 1. 1984 fährt er in Portugal nach einer Aufholjagd von Startplatz elf auf den zweiten Rang und verdrängt seinen McLaren-Teamkollegen Alain Prost (r.) noch von der Spitze der Gesamtwertung. Laudas Vorsprung bei seinem dritten Titelgewinn: ein halber Punkt.

Auch wenn es "nur" das vorletzte Rennen ist, dieses Duell darf nicht fehlen: 1989 liefern sich die beiden McLaren-Honda-Fahrer Ayrton Senna und Alain Prost in Japan einen packenden Zweikampf. Es kommt zum Unfall, als Senna versucht, Prost zu überholen. Der Franzose fällt aus, der Brasilianer gewinnt, wird aber nachträglich disqualifiziert. Prost ist vorzeitig Weltmeister.

1990 wiederholt sich der Zweikampf - nur mit umgekehrten Vorzeichen. Beim letzten Rennen in Japan erwischt Senna diesmal einen besseren Start als Prost, der inzwischen für Ferrari fährt. In der ersten Kurve kollidieren ihre Rennautos. Beide Piloten können nicht weiterfahren. Senna gewinnt den ersten seiner drei WM-Titel.

Auch Michael Schumacher gewinnt seinen ersten Titel 1994 nach einem Unfall im letzten Rennen. In Adelaide in Australien stößt Schumacher mit seinem Rivalen Damon Hill zusammen. Kritiker werfen dem Deutschen vor, den Unfall provoziert zu haben. Andere sehen die Schuld eher bei Hill. Schumacher kann es egal sein. Mit einem Punkt Vorsprung wird er Weltmeister.

1997, in seinem zweiten Ferrari-Jahr, ist Schumacher dem Titel wieder ganz nahe. Mit einem Punkt Vorsprung auf Jacques Villeneuve reist der Deutsche zum Finale nach Spanien. Auch hier kollidieren die Rivalen. Schumacher fällt aus, Villeneuve wird Dritter und Weltmeister. Schumacher wird die Schuld an dem Unfall gegeben, er verliert alle Punkte der Saison.

Auch Sebastian Vettels erster Weltmeistertitel ist eine enge Angelegenheit. Bis zum letzten Saisonrennen 2010 in Abu Dhabi liegt der Deutsche in der WM-Gesamtwertung nur auf Platz zwei hinter Ferrari-Pilot Fernando Alonso. Vettel siegt im Red Bull. Alonso wird nur Siebter, weil sich Ferrari mit seiner Boxenstrategie verspekuliert.

Bei seinem dritten WM-Sieg 2012 macht es Vettel wieder spannend. Beim Finale in Sao Paulo scheint er seinen Vorsprung von 13 Punkten schon verspielt zu haben, als er sich in der ersten Runde dreht und an die letzte Stelle zurückfällt. Alles spricht für einen Weltmeister Alonso. Doch Vettel rollt das Feld von hinten auf, wird Sechster und holt sich den Titel.

Geraten Hamilton und Rosberg auch in Abu Dhabi aneinander - wie schon beim Grand Prix in Belgien? "Keiner von beiden ist hinterhältig", sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.