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Recht und Natur

Suzanne Krause22. September 2008

Vor gut einem Jahr verabschiedeten die Vereinten Nationen in New York die "Deklaration der Rechte indigener Völker". Sie soll rund 350 Millionen Menschen weltweit schützen.

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Brasilianischer Ureinwohner
Bedrohte Vielfalt: UN-Deklaration soll indigene Völker schützenBild: AP

Es war ein historischer Moment, meint Victoria Tauli-Corpuz. Die UN-Deklaration der Rechte indigener Völker habe eine Lawine ins Rollen gebracht. Sie stammt von den Philippinnen, aus dem Volk der Igorot und engagiert sich seit langem für die Rechte indigener Völker. Derzeit leitet Victoria Tauli-Corpuz das permanente Forum für indigene Fragen bei der UNO.

Als Beispiel für den Erfolg ihrer Arbeit erzählt Tauli-Corpuz von dem Sieg der Maya im zentralamerikanischen Belize vor dem obersten Gerichtshof des Landes. Die Regierung habe einer Firma gewisse Wälder im Land zum Abholzen überlassen wollen. Dagegen habe der Stamm geklagt, es handle sich bei dem Gebiet um den Besitz des Maya-Volkes, das nicht einfach weggeben könne. Der oberste Gerichtshof von Belize habe das Land dann den Maya zugesprochen, Berichtet Tauli-Corpuz. Grundlage für die Entscheidung war die "UN-Deklaration der Rechte indigener Völker".

Vor gut einem Jahr trat die Erklärung in Kraft. Sie umfasst 46 Artikel und verleiht den indigenen Völkern eine Basis, um ihre Anliegen öffentlich und den Staaten gegenüber zu Gehör zu bringen. Vor allem Vertreter von Indianerstämmen aus Amerika kämpften vor den Vereinten Nationen dreißig Jahre lang für die Deklaration.

Zäher Widerstand gegen die UN-Erklärung

Malaysian indigenous people hold placards during a demonstration to call for the government to implement the individual and collective rights of indigenous people in Kuala Lumpur, Malaysia, Saturday, Sept. 13, 2008. (AP Photo/Lai Seng Sin)
Kampf um Anerkennung: Eine Demonstration indigener Völker in MalaysiaBild: AP

Die Regierung von Australien war bei der Abstimmung gegen die UN-Deklaration. Doch einige Monate später entschuldigte sich der Premierminister bei den Aborigines öffentlich für die Verschleppung und den Mord an ihren Kindern. Im vergangenen Juni hat Japan nach langem Kampf die Ainu, ein Volk von 25.000 Menschen, als Indigene anerkannt. In Bolivien will Staatspräsident Evo Morales die Rechte der Indigenen gar in der geplanten neuen Verfassung verankern.

Auch in Asien kommen die Dinge voran: Dort organisierte Victoria Tauli-Corpuz vor kurzem ein regionales Treffen indigener Völker - die Teilnehmer kamen aus insgesamt 13 Ländern. Ein wichtiges Thema auf der Tagesordnung war die Frage des Landbesitzes für indigene Völker. "Wir wollen Kampagnen starten um die nationalen Gesetze in Übereinstimmung mit dem Geist der Erklärung der Rechte indigener Völker zu bringen", erklärt Tauli-Corpuz. Außerdem kämpft sie dafür, dass indigene Völker überhaupt als solche anerkannt werden. "Da hapert es in Asien noch gewaltig", sagt Tauli-Corpuz.

Vorreiter Dänemark

Lokales Handeln ist die Grundlage der Arbeit von Tauli-Corpuz und ihren Mitstreitern. Manche Gruppen haben sich daran gemacht, Karten der ehemaligen Stammesgebiete zu erstellen - um ihre Eigentumsrechte einzuklagen. Ihr Elan wird auch beflügelt von den Richtlinien, die die Vereinten Nationen im vergangenen Frühjahr verabschiedeten, um die Anliegen indigener Völker auf allen UN-Ebenen zu berücksichtigen. Im kommenden Oktober tagt in Genf erstmals eine neue Expertengruppe zum Thema Rechte indigener Völker. Ihre Ergebnisse sollen dann direkt dem Menschenrechtsrat der UN unterbreitet werden.

Wenn es um die Verteidigung von Interessen indigener Völker geht, ist Dänemark ist ein Vorreiter. Darriann Riber von der dänischen Einrichtung für Entwicklungshilfe will die indigenen Völker stärker in den Entwicklungsprozess miteinbeziehen und ihnen mehr Eigenverantwortung übertragen. "Sie müssen mit am Verhandlungstisch sitzen und aktiv ihre Wünsche und ihre Bedürfnisse einbringen", sagt Riber. Spezielle Programme für indigene Völker, wie man sie früher gemacht habe, seien heute nicht mehr aktuell.

Indigene Völker helfen beim Kampf gegen Klimawandel

Die UN-Deklaration der Rechte indigener Völker müsse in möglichst viele indigene Sprachen übersetzt werden, fordert Margaret Lokawua. Die Uganderin vom Volk der Karamoja ist Mitglied des permanenten Forums für indigene Fragen bei den Vereinten Nationen. Die Aktivistin betont, dass das Wissen der Karamoja - wie das vieler anderer indigener Völker - für die ganze Welt Gold wert sei, wenn es beispielsweise darum geht, die Konsequenzen des Klimawandel zu parieren. "99 Prozent der indigenen Völker sind abhängig von ihren traditionellen Kenntnissen der Natur", sagt Lokawua. Wenn das traditionelle Wissen bewahrt und angewandt würde, wie es früher der Fall gewesen sei, dann werde das den indigenen Völkern neue Zukunftschancen und Möglichkeiten eröffnen, ist die Aktivistin überzeugt. "Es wird auch dem Rest der Welt zu Gute kommen, wenn wir über nachhaltige Entwicklung sprechen."