Die NSU-Tatorte: eine Fotoausstellung
An den Orten ist längst der Alltag zurück, doch der Schrecken bleibt: Die Ausstellung "Blutiger Boden" in der Rathausgalerie Kunsthalle München zeigt beklemmende Bilder von den Tatorten des rechten Terrors.
Enver Şimşek, 09.09.2000, Nürnberg
Enver Şimşek, 38 Jahre alt, war das erste Opfer des NSU. Er wurde an einer Nürnberger Ausfallstraße mit mehreren Kugeln im Körper gefunden und starb zwei Tage später. Regina Schmeken begann im Frühjahr 2013, die Tatorte des NSU zu fotografieren, und besuchte sie bis 2016 mehrmals.
Süleyman Taşköprü, 27.06.2001, Hamburg
Der Obst- und Gemüsehändler Süleyman Taşköprü, 31 Jahre alt, lag an dieser Stelle in einer Blutlache, als ihn sein Vater fand. Er starb kurz darauf. Fotografin Regina Schmeken fühlt sich mit ihrer Kamera häufig auf den Boden gezogen, sagt sie. Der Fußbodenbelag auf diesem Foto ist 14 Jahre nach der Tat immer noch derselbe.
Mehmet Turgut, 25.02.2004, Rostock
Hier starb der 25-jährige Mehmet Turgut. Er arbeitete aushilfsweise an einem Dönerstand, als die NSU-Mörder ihn mit Kopfschüssen töteten. In ihrem Ausstellungsprojekt geht es Regina Schmeken um das Gedenken an die Ermordeten und um eine Auseinandersetzung mit den Tatorten, die längst keinerlei Spuren einer Gewalttat mehr aufweisen.
Nagelbomben-Anschlag, 09.06.2004, Köln
In der Kölner Keupstraße verletzte die Explosion einer ferngezündeten Nagelbombe 22 Menschen, vier von ihnen schwer. Die Straße im Stadtteil Mülheim ist bekannt für ihre große Zahl an türkischen und kurdischen Geschäften. Lange ging die Polizei - fälschlicherweise - davon aus, dass es bei dem Anschlag um eine Familienfehde ging.
Theodoros Boulgarides, 15.06.2005, München
Das siebte NSU-Mordopfer war Theodoros Boulgarides. Der Grieche wurde mit drei Kopfschüssen hingerichtet. In ihren Bildern hat Schmeken Szenen des Alltagslebens nicht ausgespart. Damit will sie deutlich machen, dass die Morde jederzeit und überall passieren konnten.
Halit Yozgat, 06.04.2006, Kassel
In diesem Haus betrieb der 21-jährige Halit Yozgat, geboren in Kassel, ein Internetcafé, bis ihn der NSU mit zwei Schüssen tötete. Wie alle NSU-Opfer wurde er auf dem Boden liegend gefunden, hingerichtet von den rechtsradikalen Terroristen. Er starb in den Armen seines Vaters.
Michèle Kiesewetter, 25.04.2007, Heilbronn
Die Polizistin Michèle Kiesewetter, 22 Jahre alt, wurde in ihrem Streifenwagen auf der Heilbronner Theresienwiese mit einem Kopfschuss getötet. Sie war das zehnte und letzte Mordopfer des NSU. Die Ausstellung will sich gegen das Vergessen richten und Fragen zum Geschehen und zum künftigen Zusammenleben stellen. Zu sehen ist sie vom 17.7. bis zum 14.10.2018 in der Rathausgalerie Kunsthalle München.