New York: Hommage an das alte Berlin
11. November 2015Die New Yorker stehen Schlange, um die Ausstellung zu sehen. Berlin ist derzeit en vogue in den USA. Vor allem die 20er Jahre, das Berlin, das auch Rainer Werner Fassbinder in seinem Epos "Berlin Alexanderplatz" in den Fokus nahm, erfreut sich lebhaften Interesses. Die Ausstellung spannt einen weiten Bogen. Zu sehen sind Werke zwischen den Jahren 1918 bis 1933, also vom Beginn der Weimarer Republik bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten. Gezeigt werden Kunstwerke, aber auch Beispiele aus dem literarischen Leben, dem Filmschaffen, Mode, Musik und Theater jener Zeit. So entsteht ein Panorama der kulturellen wie der politischen Vielfalt in der damals pulsierenden Hauptstadt Deutschlands, die sich zur Metropole der Kultur mausert.
Alles schien möglich im alten Berlin
Die Spreemetropole schwankt dabei zwischen Weltkriegstrauma und Visionen des Aufbruchs. Berlin erlebt einen ein Tanz am Abgrund, den Künstler illustrieren und interpretieren,
Alles scheint möglich im Berlin der Goldenen Zwanziger, nicht nur der Wirtschaftsboom zu Beginn der 20ger Jahre, sondern auch das Erwachen der modernen, unabhängigen, der "Neuen Frau", schließlich der fatale Abstieg in die Niederungen des Nationalsozialismus.
"Wir wollen die Realität dieser Zeit zeigen - und den Mythos", sagte Museumssprecherin Rebecca Lewis. Das bedient auch einen aktuellen Trend: Viele US-Amerikaner interessieren sich für die Zeit der Weimarer Republik: In Los Angeles zeigt zur gleichen Zeit das County Museum of Art eine Ausstellung zur Neuen Sachlichkeit.
Das New Yorker Museum of Modern Art geht in einer Ausstellung der Frage nach, wie der menschliche Körper im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg dargestellt wurde."Es gibt wahrscheinlich einfach gerade einen 'Weimar Moment', vermutet Lewis, "und eine neue Faszination für das Thema Berlin." Den beweist auch ein Blick auf die Speisekarte: dort findet man neuerdings die Currywurst, eine Berliner Spezialität.