Die lange Reise des Pergamonaltars
Der Pergamonaltar ist eine von Berlins attraktivsten Sehenswürdigkeiten: 1,4 Millionen Menschen haben ihn vor der Teilschließung des Museums besucht. Bis er die deutsche Hauptstadt erreichte, war es ein weiter Weg.
Die Akropolis Pergamons
So soll die Akropolis der Stadt Pergamon ausgesehen haben. Hier wurde der Altar zwischen 180 und 159 v. Chr. von König Eumenes II. errichtet, vermutlich um den Göttern Zeus und Athena für ihre Wohltaten zu danken. Pergamon wurde schon im Mittelalter von reisenden Kaufleuten beschrieben. Der Italiener Cyriacus von Ancona etwa berichtete, er habe die Ruinen einer untergegangenen Stadt entdeckt.
Der Altar auf Umwegen
Im Jahre 1625 kaufte William Petty für den Grafen Arundel in Pergamon ein und brachte antike Steine nach England. Später verscholl die Sammlung. 1962 machten Archäologen einen überraschenden Fund: Eingemauerte Platten in einem Wohnhaus in Worksop passten genau in den Südfries des Pergamonaltars. Kurz darauf wurde eine zweite Platte in einer neugotischen Ruine in Fawley Court entdeckt.
Faszination eines Laien
Über 200 Jahre später wurde Carl Humann, ein deutscher Ingenieur und leidenschaftlicher Hobbyarchäologe, vom osmanischen Reich beauftragt, eine Küstenstraße zu bauen. Dabei fielen ihm alte Ruinen auf, die überall entlang der Baustrecke aus dem Boden ragten. Er begann in Pergamon zu graben. Und schickte bald darauf Antiken nach Berlin.
Erste Ausgrabungen des Pergamonaltars
Schon zu Beginn der Grabungen im Jahr 1887 prahlte Carl Humann in einem Brief, er habe nicht nur "ein Dutzend Reliefplatten, sondern eine ganze Kunstepoche, die begraben und vergessen war, aufgefunden". Die Brisanz der Grabungen von Carl Humann und die Qualität der Funde erkannte jedoch erst Alexander Conze, Direktor der Skulpturensammlung der Königlichen Museen Berlin.
Steine gegen Kohle
Einige Jahre später vergab Sultans Abdülhamid II. gegen hohe Geldbeträge Lizenzen an ausländische Archäologen, die die kleinasiatische Kultur erforschen sollten und einen Teil der Funde in ihr Heimatland schicken durften. Der Pergamonaltar wurde den Deutschen gegen eine stattliche Zahlung sogar vollkommen überlassen.
Wieder zusammengesetzt
Nach der Jahrhundertwende wurde der Altar zum ersten Mal wieder rekonstruiert und die Friesplatten in ihre richtige Ordnung gebracht. Ab 1901 präsentierten sich ihre kämpfenden, steinernen Körper im Vorgängerbau des heutigen Pergamonmuseums. Doch der Bau wies Fundamentschäden auf und so wurde der Altar sieben Jahre später schon wieder der Öffentlichkeit entzogen.
Kurze Bewunderung
Erst im Jahr 1930 wurde der Pergamonaltar wieder präsentiert. Dieses Mal im neu errichteten Pergamonmuseum. Doch nicht für lange: Um die antiken Steine vor dem Krieg zu schützen, wurden sie in einen Bunker am Berliner Zoo verlagert. Nach Kriegsende wurde der Altar als Beute in die Sowjetunion nach Leningrad (dem heutigen Sankt Petersburg) gebracht. 1958 reiste der Altar wieder zurück nach Berlin.
Nur noch ein paar Treppenstufen
Hier stand einst der Pergamonaltar. 1998 meldete sich die Türkei: Sie wolle ihr antikes Heiligtum zurück. Drei Jahre später stellte sie eine erneute Forderung. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz befand jedoch, dass der Altar legal in ihren Besitz gekommen sei und daher nicht zurückgegeben werden müsse.
Rundreise - der lange Weg des Altars
Seit dem Mittelalter war der Altar einmal quer durch Europa gereist. Bis 2014 war er der Publikumsmagnet auf der Berliner Museumsinsel. Wegen Umbauarbeiten wurde er jedoch wieder verhängt. 2023 soll das Pergamonmuseum mitsamt des antiken Prunkstücks wieder öffnen.