Die Kunstbewegung "Der Blaue Reiter"
Bekannt ist Der Blaue Reiter" durch Postkarten und Poster. Zwei prägende Künstler dieser Gruppe waren Wassily Kandinsky und Franz Marc.
Reform der Kunst
München in den Jahren 1908 bis 1914: Angezogen von der unberührten Natur der Voralpenlandschaft treffen sich internationale Künstlerinnen und Künstler, um die Malerei zu reformieren. Die führenden Köpfe heißen Wassily Kandinsky und Franz Marc. Ein Russe und ein Deutscher. 1911 hatten sie sich zum ersten Mal getroffen. Franz Marcs Gemälde "Die großen blauen Pferde" entstand im selben Jahr.
Blaues Wunder
1912 gaben Marc und Kandinsky den legendären Almanach "Der Blaue Reiter" heraus. Darin sammelten sie Texte und Bilder unterschiedlicher Epochen und Kulturen. Marc (2. v. l.) und Kandinsky (sitzend) lösten sich von den bürgerlichen Vorstellungen von Kunst und propagierten ein neues Denken: Das Figurative spielte darin eine untergeordnete Rolle. Im Vordergrund stand das Fühlen und Abstrahieren.
Leuchtende Bilder
Wassily Kandinsky vertraute auf die Sprache der Farbe, so nannte er auch im Zusatz seine programmatische Schrift "Über das Geistige in der Kunst". Kandinsky hatte eine eigene Farbenmoral: Die Farbe Schwarz verband er mit dem Bösen und dem Tod. Weiss dagegen stand für ihn für Leben. Auch anderen Farben ordnete er psychische Wirkungen zu: Rot-Grün symbolisierte für ihn beispielsweise Stärke.
Seele in Vibration
Kandinsky beschrieb die Seele "als Klavier mit vielen Saiten". Die Verwendung von Primärfarben, also rot, blau, grün, gelb, waren für ihn ein Mittel, den Menschen in seinem Innersten zu berühren. Ähnlich ging er mit der Form um, die er davon befreien wollte, irgendetwas darzustellen. Seine Gemälde hatten Titel wie: "Improvisation", "Impression" oder "Komposition" (s. Bild: Komposition VII).
Kraft des Träumens
"Liegender Hund im Schnee" entstand 1910/1911. Friedlich liegt das Tier da, es scheint eins zu sein mit dem Untergrund. Franz Marc sah im Träumen eine positive Kraft, die hilft, zu den echten Dingen des Lebens vorzudringen. Franz Marc widmete der Darstellung von Tieren viel Aufmerksamkeit: Für ihn gehörten sie zu einer unschuldigen Urwelt, zu der Menschen keinen Zutritt hatten.
Tiere als Ideal
Die erste Ausstellung "Der Blaue Reiter" in München fand in der Galerie Thannhauser statt. Im ersten Raum hing auch das Gemälde "Die gelbe Kuh" von Franz Marc. Ganz im damals in Mode kommenden Stil des Expressionismus ist das Gemälde voller Dynamik. Konstrasierende Farbflächen leuchten dem Betrachter entgegen. Die massige Kuh scheint aus dem Bild herauszuspringen.
Farbe ist Musik
Auch Franz Marc malte immer abstrakter. "Stallungen" heißt ein Gemälde aus dem Jahr 1913, in dem die Pferdekörper kaum noch zu erkennen sind. Stattdessen tauchen alle Farben der Palette auf. Marc - wie allen anderen Künstlern des Blauen Reiters - ging es darum, die Grenzen zu anderen Gattungen zu sprengen. Farbe hatte für sie einen Klang und umgekehrt: Ton eine farbliche Entsprechung.
Unschuldige Kinderwelt
Auch August Macke nahm 1911/1912 an der legendären Aussstellung in der Galerie Thannhauser teil. Obwohl der Rheinländer nur 27 Jahre alt wurde, hinterließ er ein großes Werk. "Walterchens Spielsachen" erzählt von der unschuldigen Welt seines erstgeborenen Sohnes Walter. Gemälde seiner Familie, aber auch seine Reisen, sind Ausdruck seiner Sehnsucht nach einem verlorenen Paradies.