Die Krise von ThyssenKrupp
13. August 2013In den vergangenen neun Monaten habe die ThyssenKrupp AG einen Milliardenverlust eingefahren, teilte der Konzern in Essen mit. Das Unternehmen mit Sitz in Essen und Duisburg verbuche ein Minus von 1,025 Milliarden Euro. Als Hauptgrund nannte die Unternehmensführung Abschreibungen, die sie wegen Fehlinvestitionen in amerikanische Stahlwerke vornehmen muss.
Die Stahlwerke in Übersee werden den Mischkonzern, für den weltweit mehr als 150.000 Menschen arbeiten, auch weiterhin Geld kosten. Denn alle Versuche, die defizitären Stahlwerke in Brasilien und den USA zu verkaufen, sind bislang gescheitert. Vorstandschef Heinrich Hiesinger verwies am Dienstag jedoch darauf, ThyssenKrupp stehe "in weit fortgeschrittenen Verhandlungen" mit einem Interessenten.
Die Jahresziele, so ThyssenKrupp bei der Vorstellung der schlechten Quartalszahlen, seien dennoch nicht in Gefahr. Der angestrebte Jahresgewinn vor Steuern und Zinsen von rund einer Milliarde Euro werde erreicht. Im Jahr zuvor waren es noch 1,4 Milliarden gewesen.
Fehlinvestitionen, Schulden und anrüchige Geschäfte
Die Stahlwerke in Amerika, die sich für den Mischkonzern als Milliardengrab herausgestellt haben, sind das aktuell größte Problem des Konzerns. Insgesamt hat ThyssenKrupp mehr als 12 Milliarden Euro für die Werke in Brasilien und den USA bezahlt, in den Büchern ist deren Wert allerdings auf 3,4 Milliarden Euro gesunken.
In den vergangenen Jahren hat der Konzern viel Geld investiert, unter anderem in den Bau neuer Stahlwerke. Dadurch ist der Schuldenstand gestiegen und die Eigenkapitalquote gesungen: Ende März lag sie bei 9,5 Prozent, aktuell sind es acht Prozent. Kein anderer Dax-Konzern weist eine so schlechte Quote auf.
Darüber hinaus hat sich Deutschlands größtes Stahl- und Technologieunternehmen, das neben Stahl auch Kunststoffe und Rüstungsgüter produziert, in verschiedenen illegalen Kartellen engagiert. Darunter waren unerlaubte Absprachen etwa bei der Stahlproduktion, beim Vertrieb von Rolltreppen und beim Schienenbau. Der Konzern musste hohe Strafen bezahlen und sieht sich mit weiteren Schadensersatzforderungen konfrontiert.
dk/kle (dpa/rtr)