Die Kirschblüte in Bonn - ein Traum in Rosa und Weiß

In der Bonner Altstadt gibt es rund 300 Kirschblütenbäume, die größtenteils in den späten 1980-er Jahren von der Stadtverwaltung gepflanzt wurden. Ursprünglich wollte die Stadt die Nachbarschaft mit Weißdornbäumen schmücken, konnte aber zu dem Zeitpunkt nicht genug Exemplare auftreiben. Die Kirschbäume waren also eigentlich nur eine Notlösung.

Jedes Jahr im Frühling beginnt die Kirschblütensaison damit, dass eines Morgens kleine Knospen zu sehen sind. Und schon fangen die Wetten an, wie lange es wohl noch dauern wird, bis die Bäume in voller Pracht erblühen. Wenn die ersten Blütenblätter sich erst einmal richtig öffnen, ist es meist nur noch eine Frage von wenigen Tagen, bis sich die Altstadt in ein Meer aus Rosa verwandelt.

Manche Kirschblüten brauchen etwas länger als andere, da es sich um verschiedene Sorten handelt. Außerdem profitieren manche Bäume in der Bonner Altstadt von mehr Sonnenlicht, da sie nicht im Häuserschatten stehen. So sind hier und da die Knopsen noch geschlossen, während an anderen Ecken die Bäume bereits in voller Blüte stehen. Doch spätestens Anfang April gibt es in der Natur kein Halten mehr.

Aber selbst wenn es dann überall blüht, kann man sich nie darauf verlassen, wie lange es anhält. Die kalten Frühlingsnächte können diese rosafarbenen Schönheiten über Nacht in welke Blütenblätter verwandeln, Regen und Frost dem Naturschauspiel schnell ein Ende setzen. Nach 14 Tagen ist der Zauber aber auch bei schönem Wetter vorbei.

Die Bonner Heerstraße wird dank ihrer Kirschblütenpracht jeden Frühling zur berühmtesten Adresse im Rheinland. In manchen Touristenführern wurde sie sogar zu einer der zehn schönsten Alleen der Welt gekürt. Die Breite Straße um die Ecke ist ebenfalls für den Frühling in Rosa bekannt. Auch Cafés, Kneipen und Kunstgalerien profitieren von dem Blütenmeer - wenn nicht gerade Corona herrscht.

Bis 2012 war die alljährliche Kirschblüte bestenfalls ein regionales Highlight. Doch dann wurde daraus durch eine Reihe von Facebook- und Instagram-Accounts ein internationales Event. Aus aller Welt reisten Touristen an, um die Pracht mit eigenen Augen zu sehen. Doch jetzt macht die Corona-Pandemie allen einen Strich durch die Rechnung.

In Zeiten von Corona bittet die Stadt Bonn potentielle Besucher darum, nicht zur Kirschblütenzeit in die Altstadt zu kommen. Maximal zu zweit darf man das rosa Blütenmeer bewundern - und das nur unter vielen Auflagen. Das Ordnungsamt zieht durch die Straßen, löst größere Gruppen sofort auf und verteilt Bußgelder. Und natürlich herrscht in der gesamten Altstadt Maskenpflicht.

Normalerweise wird das Kirschblütenfest in der Bonner Altstadt groß zelebriert - samt Flohmarkt und Musikevents. Es gibt sogar einen Cocktail mit echten Kirschblütenblättern. Doch schon 2020 waren solche Aktionen verboten - und auch 2021 darf nicht gefeiert werden. Einen Trost gibt es aber in diesem Jahr: Immerhin brachte die Kirschblütensaison 2021 auch ein paar Ostereier.

40 Jahre alt werden die Bonner Zierkirschen im Schnitt. 2019 ersetzte die Stadtverwaltung 30 Kirschbäume, die aufgrund ihres Alters morsch waren. Somit soll auch die Zukunft der Touristenattraktion garantiert werden. Denn in den Jahren vor Corona kamen jährlich immer mehr Besucher nach Bonn, um sich das Naturspektakel anzuschauen. Zeitweilig waren sogar alle Hotels ausgebucht.

Die Kirschblüte heißt in Japan "Sakura", das Betrachten der Bäume wird als "Hanami" bezeichnet. In Japan symbolisiert die Blüte den ewigen Wandel und die Vergänglichkeit aller Dinge. Aktuell passt dieser Ansatz besser denn je zuvor: Denn sogar die Pandemie wird eines Tages nur noch als eine Erinnerung vergangener Zeiten in unseren Köpfen bleiben.