Die Jumbo-Aktion
22. November 2001Sie haben dicke Haut und einen schweren Tritt, wedelnde Ohren - und offensichtlich großes Heimweh. Südafrikas Elefanten-Vorhut bei der Schaffung des grenzüberschreitenden neuen Limpopo-Nationalparks plagt Sehnsucht nach den Weidegründen der alten Heimat. Nachdem sie erst vor wenigen Wochen aufwendig vom Kruger-Nationalpark in Südafrika in das angrenzendes Schutzgebiet "Coutada 16" in Mosambik befördert worden waren, kommen sie nun wieder zurück. "Wir haben Hinweise, dass sich etwa die Hälfte der nach Mosambik geschafften 40 Elefanten wieder in der Nähe der Grenze aufhält", sagt Irma Engelbrecht vom beteiligten Peace Park Board. Das sprichwörtliche Langzeitgedächtnis der Dickhäuter scheint bei der geplanten weltweit einmaligen Umsiedlung von insgesamt 1000 Elefanten nicht recht zu funktionieren.
Schaffung eines Wildtier-Mekkas geplant
Genau darauf hatten Tierschützer aber gesetzt, um einer der ehrgeizigsten multinationalen Naturschutz- und Ökotourismus-Aktionen Afrikas zum Erfolg zu verhelfen. Denn Anfang vergangenen Jahrhunderts, als es noch keine Grenzzäune zwischen Südafrika und Mosambik gab, hatten Elefanten in der Region ihre angestammten Wanderwege. Doch dieses Wissen scheint seit fast 100 Jahren unterbrochen.
Die Umsiedlung der ersten 40 Elefanten stellte den Auftakt für die Schaffung einer Art Super-Kruger-Nationalpark dar, in dem Südafrikas Wildtier-Mekka um angrenzende Gebiete in Mosambik und Simbabwe ergänzt wird. Inklusive angrenzender Schutzgebiete soll das transnationale Naturschutzgebiet mit 100.000 Quadratkilometern einmal so groß wie Portugal werden. Die Verbindung beider Parks unterstützt zudem den Artenschutz in der Region: Zurzeit leben im umzäunten südafrikanischen Kruger-Nationalpark mehr Elefanten, als die vorhandene Vegetation ernähren kann. Der Nationalpark ist überweidet, die Tiere finden nicht ausreichend Nahrung. In der Region Coutada 16 gibt es hingegen eine ökologisch intakte Flora, besonders große Tiere wurden während des Bürgerkriegs in Mosambik jedoch weitgehend ausgerottet.
Die wirtschaftliche Dimension
Die ersten Ranger aus Mosambik drücken bereits die Schulbank im Wildlife-College von Orpen. Dort, nahe dem Kruger-Nationalpark, wurde 1996 mit deutschem Geld und dem Know-How der Umweltexperten des World Wildlife Fund (WWF) eine einzigartige Ausbildungsstätte für das gesamte südliche Afrika geschaffen. "Wildhütern, die in der Praxis bereits langjährige Erfahrung haben, wird hier der theoretische Unterbau für künftige Management-Aufgaben vermittelt. Gerade im neu geschaffenen Limpopo-Nationalpark wird das besonders wichtig sein", sagt die Sprecherin von WWF Südafrika, Ronel Beukes.
Mit Naturschutz gegen die Armut
Wie der neue Park selbst dient die Einrichtung nicht nur dem Natur-Management, sondern auch der Armutsbekämpfung. Immerhin pumpen ausländische Touristen nach Angaben von Südafrikas Nationalpark-Chef Murphy Morobe jährlich 60 Milliarden Rand (13,7 Milliarden Mark/7 Milliarden Euro) in die heimische Wirtschaft. "Wir benötigen für den Park geschultes Manager-Personal, das multifunktional einsetzbar und auch offen für Kooperation über die Grenzen hinaus ist. Eine gute Basis ist vorhanden, aber sicher noch nicht ausreichend." Das College wurde vom deutschen Entwicklungshilfe-Ministerium über die ihm nahe stehende Kreditanstalt für Wiederaufbau finanziert, die auch wesentlichen Anteil an der Schaffung des grenzüberschreitenden Limpopo-Nationalparks hatte. Dafür wurde es mit der höchsten Auszeichnung geehrt, die Südafrikas WWF zu vergeben hat.(pf)