Die IAA der Überraschungen
Die Internationale Automobilausstellung ist auch 2017 ausgebucht: 1000 Aussteller, darunter 50 Autobauer sind vertreten. Aber einige große Namen fehlen. Stattdessen kommen mehr Tech-Firmen - die Automesse wird digitaler.
Die Kanzlerin wird kommen
Aber was wird sie sagen? Merkel, die sonst jedes unnötige klare Wort sorgfältig vermeidet und die fast nie emotional wird, hat beim "Kanzler-Duell" vor der Bundestagswahl verbal auf die Autobosse eingedroschen. Jetzt wird auch auf der Leitmesse ein klares Wort erwartet …
Diesel und Kartell
Und zu sagen gäbe es eine Menge: zum jahrelang geübten Diesel-Betrug etwa. Und zum Vorwurf, die großen deutschen Hersteller hätten ein verbotenes Kartell gebildet. Das wäre ja auch grotesk: Erst sprechen sich die Autobauer en gros und en détail ab und dann tun sie auf der Messe so, als ob sie sich einen Wettkampf um den Kunden liefern würden.
Da setzt sie sich nicht rein!
Traditionell setzt sich ein deutscher Regierungschef in ein - vorzugsweise deutsches - Auto und lässt sich dabei von allen Seiten ablichten. In das nach Ansicht vieler Experte zukunftweisende Auto dieser Tage wird sich Merkel aber nicht setzen: in den Tesla 3, der die E-Mobilität endlich erschwinglich machen soll. Der Elektroautobauer aus den USA spart sich die Messe nämlich.
Nissan hat Frankfurt nicht nötig
Auch die Firma, die das weltweit erfolgreichste Elektroauto baut, lässt sich in Frankfurt nicht blicken: Nissan. Der Grund könnte sein: Auf einer Messe, die traditionell den Verbrennungsmotor und die Dieseltechnik feiert, müssen wir nicht vertreten sein. Der neue "Leaf" mit deutlich mehr Reichweite (max. 400 km) wurde dieser Tage in Chiba bei Tokio vorgestellt.
Nö, lieber doch nicht
Ähnlich scheint die schwedische Traditionsmarke Volvo zu kalkulieren. Ab 2019 wollen die Schweden nämlich nur noch Hybrid- oder Elektroautos bauen. Außerdem: Heutzutage werden Autos zunehmend übers Internet verkauft - mit großem Erfolg, wie Tesla beweist. Wer sich darauf konzentriert, kann mit einem Verzicht auf Messepräsenz viel Geld sparen.
Ziemlich ausgedünnt
Volvo, Nissan und Mitsubishi, Peugeot und seine Marke DS, Fiat Chrysler und Alfa Romeo - die Liste der Traditionsmarken, die auf der diesjährigen IAA fehlen, ist lang. So unterschiedlich die Motive im Einzelnen sein mögen: Es sieht ganz danach aus, als ob sich die Messe-Organisatoren ein neues Konzept für ihre Schau einfallen lassen müssen.
Stattdessen wird die IAA immer digitaler
Wo so viele etablierte Autobauer fehlen, wird natürlich Platz frei. Den nutzt beispielsweise Facebook. Das soziale Netzwerk aus den USA wird seine Ideen zum "Verkehr der Zukunft" vorstellen, passend zum Messe-Motto "Zukunft erleben - future now". Außerdem werden auch Tech-Firmen wie Kaspersky Lab, IBM, Siemens oder die Telekom nach Frankfurt kommen.
SUVs satt
Auf eines müssen die Messebesucher jedenfalls nicht verzichten: Auf Preis- und PS-Rekorde. Mercedes stellt einen Sportwagen vor, der schon für schlanke drei Millionen Euro erworben werden kann - das heißt, wenn sich die Stuttgarter das bei den aktuellen Diskussionen noch trauen. Auch SUVs aller Formen, Farben und Fabrikate warten auf Hochglanz poliert auf Bewunderer und Käufer.
Rekord bei den Besucherzahlen?
Ach ja, die Besucher. Ob es wieder deutlich mehr als 900.000 werden, darf bezweifelt werden. Spätestens wenn am 24. September (die Messe endet am Tag der Bundestagswahl) die verkauften Tickets ausgezählt werden, wissen wir, ob die IAA ihrem Anspruch, die Welt-Leitmesse der Automobilität zu sein, überhaupt noch gerecht werden kann.
Bei der diesjährigen Internationalen Automobilausstellung vom 14. bis zum 24. September wird vieles anders sein: In Zeiten des digitalen Vertriebs stehen Messe-Konzepte generell zur Diskussion. Und statt wie früher unangefochten sich selbst und ihre Autos zu feiern, müssen viele Aussteller in Frankfurt unangenehme Fragen nach ihrem Geschäftsgebaren beantworten.