Die Highlights der Tour de France 2019
Mit Egan Bernal wird ein Wunderkind Gesamtsieger und dank Emanuel Buchmann erlebt der deutsche Radsport eine Wiedergeburt. Die 106. Tour de France geht als eine der dramatischsten in die Geschichtsbücher ein.
À votre santé
Egan Bernal vollbringt mit gerade mal 22 Jahren Überwältigendes: Tour-Sieger als erster Lateinamerikaner, als jüngster Fahrer seit 110 Jahren. "Mierda!", vornehm übersetzt also: Mist!, "jetzt werde ich wirklich Toursieger", habe er als erstes gedacht, als er am Samstag an der Seite seines Vorgängers Geraint Thomas über die Ziellinie rollt. 1:11 Minuten liegt er in der Endabrechnung vor Thomas.
"Die Tour gehört uns"
"Das erfüllt uns Kolumbianer alle mit Stolz und Freude", twittert der Präsident des südamerikanischen Landes, Iván Duque, kurz nachdem Egan Bernal die vorletzte Etappe als designierter Sieger beendet. "Die Tour gehört uns!", titelt die die kolumbianischen Zeitung "El Tiempo". Andere sprechen vom größten Triumph in der Sportgeschichte des Landes.
Buchmann in der Weltklasse
"Ich bin noch nicht am Ende", sagt Buchmann, nachdem er die beste Tour eines Deutschen seit 13 Jahren fährt. Nur ein Trio war jemals besser als der 26 Jährige. Jan Ullrich (1997), Kurt Stöpel (1932) und Andreas Klöden (2004, 2006). "Das wusste ich nicht", erklärt Buchmann fast ein wenig erschrocken: "Ich brauche noch ein bisschen, bis ich realisiert habe, wie gut ich hier gefahren bin."
Ein besonderer Nationalfeiertag
Gelb am Nationalfeiertag: Frankreichs Publikumsliebling Julian Alaphilippe verzückt mit seinem tollen Auftreten bisher seine Landsmänner. Nach zehn Etappen führt der explosive Profi die Gesamtwertung an. Reicht es für den großen Wurf? "Ich bin kein Träumer, sagt Alaphilippe selbst - und er behält Recht.
14 Tage in Gelb - am Ende Fünfter
Julian Alaphilippe trägt das Gelbe Trikot bis in den drittletzten Tag. Doch in den Hochalpen wird auch dem letzten Franzosen klar, dass "Juju", der wohl der weltbeste Allrounder, aber eben kein ausgewiesener Bergspezialist ist, nicht den ersten französischen Sieg seit Bernard Hinault 1985 holen wird. Die Grande Nation träumt trotzdem weiter und hofft stattdessen auf Mitfavorit Thibaut Pinot.
Aus der Traum für Pinot
Für Tibot läuft es zunächst auch gut. Der Etappensieger am Tourmalet kommt als Gesamtfünfter auf Schlagdistanz in die Alpen an - muss aber am drittletzten Tag unter Tränen wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel aufgeben. "Ich war überzeugt davon, dass ich dieses Jahr die Tour gewinnen kann. Jetzt werde ich niemals erfahren, ob ich es geschafft hätte", sagte der untröstliche Pinot.
Schlammlawine stoppt Alpen-Spektakel
Was ist das für eine denkwürdige 19. Etappe. Diese ist von einem heftigen Wolkenbruch geprägt. Als auch noch eine riesige Schlammlawine den Col de l'Iseran hinunterrollt, ist das Chaos bei der Tour de France perfekt. Ein Weiterfahren zwischen dem Col de L'Iseran nach Tignes erweist sich als unmöglich, große Bagger versuchen die Strecke von Wassermassen, Schnee und Hagel befreien.
Martin rempelt sich ins Tour-Aus
Beim Alpen-Finale ist Tony Martin schon nicht mehr dabei. Der viermalige Zeitfahr-Weltmeister wird nach einer Rangelei mit Luke Rowe von der Tour ausgeschlossen und steuert statt dem Galibier seine Schweizer Heimat an. "Das große Ziel Paris war nah. Das ist nicht schön", erklärt Martin. Sein Team hatte sogar Einspruch beim Internationalen Sportsgerichtshof CAS eingelegt - erfolglos.
Bitter Abgang nach schwerem Sturz
Als der deutsche Meister immer besser wird, muss er nach Hause. Die deutsche Hoffnung Maximilian Schachmann erleidet bei einem heftigen Sturz im Einzelzeitfahren der 13. Etappe in Pau Brüche von drei Mittelhandknochen in der linken Hand - die Tour ist für ihn zu Ende. Der 25-Jährige deutet aber an, dass in den nächsten Jahren noch viel von ihm zu sehen sein wird.
100 Jahre Gelbes Trikot
Wenn etwas so Bedeutendes 100 Jahre alt wird, freut sich auch der Ehrengast der Tour: Frankreichs Staatspräsident Macron. Zum Hintergrund: 1919 wird bei der Tour de France erstmals ein Gelbes Trikot vergeben. Die Idee des Gelben Trikots entsteht aus dem simplen Grund, den Gesamtführenden im Fahrerfeld erkennen zu können. Doch es gibt mehrere Theorien, warum das Trikot gelb ist.
Tour fürs Auge
Wie an der Schnur gezogen rollieren die Fahrer hier übers Land, vorbei an einem Sonnenblumenfeld. Die Tour de France ist immer auch etwas fürs Auge und auch deshalb so beliebt bei den Zuschauern. Geschätzt stehen jedes Jahr 12.000.000 Menschen am Streckenrand. Zum Vergleich: Die Fußball-WM erlebt nur gut eine Million Fans live in den Stadien.
Volksfest in Brüssel
Hunderttausende an den Straßen im radsportverrückten Belgien machen den Tour-Start zu einem riesigen Volksfest und huldigen dabei ihrem größten Sportler: Der Tour-Beginn in Brüssel ist auch ein Geschenk an Eddy Merckx, der vor 50 Jahren erstmals das Gelbe Trikot holt und in Belgien noch immer ein Volksheld ist. 176 Fahrer aus 22 Teams bahnen sich den Weg durch die Massen, bevor es ernst wird.