Die Glückssucher: Das Architekturbüro GRAFT
Sie sind Deutschlands coolste Architekten – und in diesem Jahr Kuratoren des Deutschen Pavillons bei der Architekturbiennale in Venedig: Lars Krückeberg, Wolfram Putz und Thomas Willemeit.
Aufgepropft
Organische Formen sind ein Markenzeichen von GRAFT. Der Begriff stammt aus der Botanik und steht für die Kunst des Aufpropfens, Veredelns. Er regt an, scheinbar Unvereinbares neu und interndisziplinär zu denken. Das Büro mit Standorten in Kalifornien, China und Berlin beschäftigt 150 Mitarbeiter. Die Die Bandbreite reicht von neuen Wohnräumen für Flüchtlinge bis hin zu futuristischen Hotelanlagen.
Richtig machen
Gemeinsam mit Hollywoodstar Brad Pitt und der "Make it Right" Foundation planten GRAFT nach dem verheerenden Hurrikan Katrina den Wiederaufbau des Lower Ninth Ward in New Orleans: Neue Häuser für die mittellosen Opfer der Katastrophe – nachhaltig, erschwinglich, stylish und angelehnt an traditionelle Hausformen. "Make it Right" war der Auftakt zu weiteren gemeinnützigen Projekten.
Pink für Hoffnung
In einem ersten Schritt entwickelte GRAFT mit Brad Pitt das "Pink Project", eine Aktion, bei der 450 pinkfarbene Hausattrappen im Lower Ninth Ward aufgestellt wurden, die sukzessive und nach Eingang entsprechender Spenden durch echte Häuser ersetzt wurden. Die Installation machte die Größe des Geländes, die es wieder zu bebauen galt, sichtbar und zog rasch die mediale Aufmerksamkeit auf sich.
Knospengleich
Diese phantastische Villa entwarfen die GRAFT-Architekten für eine Insel in Kuala Lumpur, Malaysia, als Nullenergiehaus: Die Fassade soll Sonennenergie produzieren und Regenwasser sammeln. Da das Haus auf Pfeilern geplant ist, kann der Luftzug von unten für Kühlung sorgen. Immer wieder suchen GRAFT nach originellen Wegen, Bewusstsein für nachhaltiges Design zu schaffen.
Retro meets Future
Die historischen Gebäude der "Alten Mühle" in Belgrad verwandelte GRAFT in ein 4-Sterne-Hotel. Materialien wie Eiche und Kupfer beziehen sich auf die industrielle Geschichte des Gebäudes. Alte Ziegelsteine wurden aufgearbeitet und kontrastieren die geschwungene Schicht-Struktur hinter dem Empfang in der Lobby. Das Hoteldesign im GRAFT-typischen Stilmix wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet.
Große Welle
In einer Toplage in Berlin, am Ufer der Spree, entstehen derzeit zwei ineinandergreifende Wohnhäuser. Die geschwungene Fassade greift das Wellenmotiv auf und gibt dem Projekt seinen Namen: WAVE. Schicke Eigentumswohnungen oder trendige Hotelanlagen schaffen das finanzielle Polster, mit dem die Architekten dann Pro-bono-Projekte gegenfinanzieren.
Lichtblick für Afrika
Die Bedeutung von Architektur steckt für das Gestalter-Trio vor allem in der Frage, was sie gesellschaftlich bewirken kann. Die von GRAFT gestalteten unspektakulären Solar-Kioske stehen heute in mehreren afrikanischen Ländern und dienen als Energiequelle der Telekommunikation. Sie erzeugen und verkaufen Strom, laden Handybatterien auf, schaffen Zugang zum Internet – und Arbeitsplätze.
Anders Wohnen
Im Berliner Grunewald zwischen traditionellen Villen steht seit 2017 dieses Einfamilienhaus. Die "Villa M" spiegelt die Vorliebe des Architektentrios für skulpturale Formen. Manch einen erinnert das asymetrische Gebäude an einen Eisblock. Im Inneren des Hauses gehen die Räume fließend ineinander über und schaffen Offenheit. Geheizt wird mit Erdwärme.
Wolke für Berlin
Mit einem Vorschlag zur vorübergehenden Nutzung des Berliner Schlossplatzes löste GRAFT 2006 eine Debatte aus. An dem ideologisch aufgeladenen Ort stand einst das Hohenzollernschloß, das zu DDR-Zeiten gesprengt wurde - gleich nebenan der Palast der Republik, der nach dem Mauerfall abgerissen worden war. Wo Ost und West aufeinanderprallten, sollte die "Art Cloud", ein temporäres Museum, landen.