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Die Geschichte der Guggenheim-Architektur

Mathias Bölinger31. Mai 2006

Es ist nicht immer die Kunst, die die Besucher in die Guggenheim-Museen lockt. Spektakuläre Architektur ist ein Markenzeichen der globalen Museumskette. Manchmal so spektakulär, dass sie nicht realisiert wird.

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Spirale: Blick in die Kuppel des Guggenheim New YorkBild: dpa

Hilla Rebay suchte "einen Kämpfer, einen Liebhaber des Raums, einen Agitator, Experimentierer und weisen Mann." Und fand Frank Lloyd Wright. Rebay war die künstlerische Beraterin des Sammlers Solomon R. Guggenheim, der ein neues Museum für seine Sammlung bauen wollte. Frank Llloyd Wrights lieferte einen Entwurf, der alle Hoffnungen auf ein radikal neues Konzept gründlich erfüllte. Nicht nur, dass die sich nach unten verengende Spiralform aussah wie ein umgestürztes Schneckenhaus – neu war auch, dass die Besucher nicht mehr von Raum zu Raum gingen, sondern von oben nach unten in einem einzigen spiralförmigen Gang durch die Ausstellung gelotst wurden.

Guggenheim Museum in New York
Schneckenhaus: Frank Lloyd Wrights Guggenheim-Bau von 1959Bild: picture-alliance/ dpa

Doch von Beginn an befürchten vor allem Künstler, die spektakuläre Architektur könnte die eigentliche Kunst in den Schatten stellen. "Im Gegenteil", antwortete Wright seinen Kritikern. "Gebäude und Gemälde bilden eine ungebrochene, wunderschöne Symphonie wie es sie noch nie in der Architekturwelt gegeben hat." Selbst überzeugen konnte er sich davon allerdings nicht mehr. Als das Gebäude nach langem Hin- und Her schließlich 1959 fertig wurde, waren sowohl er als auch sein Auftraggeber Guggenheim nicht mehr am Leben. Später stellte sich übrigens heraus, dass nicht nur die Gestalt des Museums äußerst gewagt war, sondern auch die Statik. Schon kurz nach der Fertigstellung fand man erste Risse im Beton. Seit 2005 wird das Gebäude nun aufwändig saniert.

Guggenheim Museum in Bilbao
Effektvoll: Frank O. Gehrys Museum in BilbaoBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Die Filiale des Guggenheim im baskischen Bilbao steht Wrights Museum an Wagemut kaum nach. Die Ansammlung geometrischer Formen aus Titan und Glas am Ufer des Nervión ist zum Wahrzeichen von Bilbao geworden. Schon im ersten Jahr besuchten über eine Million Touristen den Bau des amerikanischen Stararchitekten Frank O. Gehry. Über eine Milliarde Euro zusätzliches Einkommen sollen die vielen Besucher der alten Industriestadt seit der Eröffnung 1997 gebracht haben. Und so war bald vom Bilbao-Effekt die Rede: Eine Stadt zieht sich mit einem spektakulären Kulturbau selbst aus der postindustriellen Depression.

Guggenheim Taiwan - Architekt Zaha Hadid
Beweglich: Zaha Hadids Entwurf für das Guggenheim TaichungBild: Zaha Hadid Architects

So einen schönen Effekt erhofft sich auch die taiwanische Stadt Taichung. Gleich drei spektakuläre Gebäude hat Taiwans drittgrößte Stadt bei internationalen Stararchitekten in Auftrag gegeben: Eine Stadthalle bei Frank. O. Gehry, ein Konzerthaus bei Jean Nouvel und eine Guggenheim-Filiale bei der Londoner Architektin Zaha Hadid. Der Westflügel ihres Guggenheim-Museums soll beweglich sein und mit Luftkissen oder auf Schienen in verschiedene Positionen gebracht werden können. Auch im Inneren des Gebäudes soll sich eine Plattform zwischen der ersten und der zweiten Etage bewegen. Doch ob das mäandernde Museum jemals gebaut wird, ist derzeit noch fraglich. Aus Angst vor einer Kostenexplosion zögert die Stadt Taichung noch, die Mittel für den Bau freizugeben.

Entwurf für das Guggenheim Museum in Rio
Ein Pier mit Gärten und Ausstellungshallen: Jean Nouvels Entwurf für Rio.Bild: Ateliers Jean Nouvel

Ähnlich erging es dem Entwurf Frank O. Gehrys für einen Neubau in New York und Jean Nouvels Plänen für ein Guggenheim Rio. Die 950 Millionen Euro für Gehrys Garten-und Kulturlandschaft am New Yorker East-River konnte die Guggenheim-Stiftung dann doch nicht aufbringen. Und in Brasilien regte sich schnell Widerstand gegen das "ausländische" Projekt. Kosten und Risiken seien zu einseitig auf Seiten der Stadt verteilt, monierten Kritiker. Auf einem 23.000 Quadratmeter großen Pier wollte Nouvel vor Rios Stadtpromenade eine Museums- und Gartenlandschaft mit tropischen Wäldern, einem Wasserfall und Ausstellungshallen in verschiedenen geometrischen Formen bauen. Kurz vor Baubeginn stoppte ein Richter das Projekt wegen "Unregelmäßigkeiten" im Vertrag zwischen der Stadt und der Guggenheim-Stiftung. Die Stadt kündigte an, in Berufung zu gehen.

Pläne und Modelle erzählen die spannende Geschichte der Guggenheim-Architektur und innovativer Ausstellungskonzeptionen anläßlich der Guggenheim-Ausstellung in der Bonner Kunst-und Ausstellungshalle in einer eigenen Ausstellung. Die Architektur-Ausstellung wird vom 25. August bis zum 12. November 2006 im Erdgeschoss der Atriumhalle gezeigt.