Die Frauen aus dem Pankisi-Tal
Das Pankisi-Tal in Georgien liegt abgeschottet im Norden des Landes. In der Region leben viele Familien, die vor dem Tschetschenienkrieg geflohen sind. Insbesondere Frauen versuchen, sich hier ein neues Leben aufzubauen.
Lernen für ein neues Leben
Neue Sprache, neue Perspektiven: Beim Englischunterricht lernen die Frauen aus dem Pankisi-Tal mehr als nur Vokabeln. Viele von ihnen sind mit ihren Familien aus Tschetschenien geflohen, andere haben Angehörige im Syrienkrieg verloren. Die Schule wird von der "Roddy Scott Foundation" gefördert - benannt nach einem britischen Journalisten, der im Zweiten Tschetschenienkrieg starb.
Smalltalk bei den Sufis
Nach einer traditionellen Sufi-Zeremonie im Dorf Duisi treffen sich die Frauen aus dem Tal zum Gedankenaustausch in ihrer Gemeinde. Das Pankisi-Tal ist eine muslimische Enklave im sonst überwiegend christlich-orthodoxen Georgien. Das Tal, gut dreißig Kilometer lang und etwa fünf Kilometer breit, ist Heimat der Kisten, einer Volksgruppe der Tschetschenen.
Sie hat es geschafft
Als junge Frau wurde die Georgierin Leila Achishvili (Mitte) von ihrem Mann nach Tschetschenien verschleppt. Doch sie konnte sich von ihm trennen und zurückkehren. Im Pankisi-Tal baute sie sich ein eigenes Leben auf. Die 53-Jährige eröffnete gemeinsam mit ihrer Tochter Mariam im Ort Jokolo ein Gästehaus, in dem sie Touristen aus Polen, Belgien und anderen europäischen Ländern bewirtet.
Georgische Gerichte für die Gäste
Leila Achishvili und ihre Tochter Mariam Kebadze bereiten das traditionelle georgische Gericht "Khinkali", gefüllte Teigtaschen, für ihre Gäste vor. Achishvili hatte auch zwei Söhne, doch diese wurden vom IS radikalisiert und bei Kämpfen in Syrien getötet. Achishvili versucht, nicht mehr daran zu denken und nach vorne zu schauen. "Heute", sagt sie, "bin ich dankbar für meine Unabhängigkeit."
Von einem anderen Leben träumen
Für Achishvilis Tochter Mariam hat das Pankisi-Tal nur wenig zu bieten. "Es ist oft langweilig hier", sagt sie. "Mädchen gehen abends nicht auf die Straße, weil es ihnen unangenehm ist." Die Gesellschaft im Pankisi-Tal ist noch immer patriarchalisch geprägt. "Ich aber mag die Nacht", sagt Mariam. "Mein Traum ist es, einmal irgendwo in den Bergen zu leben, vielleicht in der Schweiz."
Besuch aus der alten Heimat
Ein wenig Abwechslung hat Mariam Kebadze nur, wenn ihre Cousinen aus Grosny sie besuchen. Seit den 1990er Jahren flohen Tausende aus dem benachbarten Tschetschenien ins Pankisi-Tal. Die Verbindungen in die alte Heimat sind eng, die tschetschenische Diaspora groß. Weil aber auch islamistische Kämpfer im Tal Unterschlupf suchten, drohte Russland bereits mehrfach damit, die Region anzugreifen.
Freiheiten trotz wenig Perspektive
Die Frauen im Pankisi-Tal versuchen, sich wenigstens ein paar kleine Freiräume zu erkämpfen. Eine Bekannte von Leila Achishvili hat ein kleines Fitnessstudio eröffnet. Ihr Mann ist im Syrien-Krieg gefallen. Sie brauchte etwas, um sich abzulenken. Nicht viele im Ort nutzen das Fitnesscenter, Achishvili schon. Es ist einer der wenigen öffentlichen Orte, an denen sich Frauen treffen können.
Eine bessere Zukunft
Mariam Kebadze in der kleinen Anliegerwohnung, in der sie mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter lebt. Besonders für sie wünscht sich ihre Mutter Leila Achishvili eine bessere Zukunft. "Ich möchte meine Tochter in allem unterstützen", sagt sie. "Ich werde versuchen, sie zum Studieren ins Ausland zu schicken. Hier in Pankisi gibt es so gut wie keine Perspektive für sie."