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Die ewige Suche nach Massenvernichtungswaffen

Daniel Scheschkewitz, Washington20. März 2004

Der Irak-Krieg ist auch ein Jahr nach der Invasion in dem Golfstaat ein heißes Thema in den USA. Besorgt registriert man auch den weltweiten Ansehens-Verlust, den die USA durch den Irak-Krieg erlitten haben.

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US-Soldaten suchten im Irak bislang vergebens nach BeweisenBild: AP


Der gewonnene Irakkrieg ist ein Erfolg, den sich die Bush-Regierung nicht nehmen lassen will - schon gar nicht in einem Wahljahr wie diesem. Wo immer Präsident Bush und seine Führungsriege in diesen Tagen auftreten, betonen sie die aus ihrer Sicht positive Bilanz im Irak. Beispielsweise Verteidigungsminister Donald Rumsfeld: "Die Lage dort wird von Woche zu Woche besser. Das betrifft die Schulen, die Krankenhäuser und die Hospitäler", so Rumsfeld. "Die Zahl der Menschen mit Arbeit steigt genauso wie die verfügbare Menge an Elektrizität und Trinkwasser. Dennoch gelingt es Terroristen immer wieder, im Irak Menschen zu töten."

"Irakische Freiheit" auch auf US-Kosten

Bis Mitte März hatte die Operation "Irakische Freiheit" 564 US-Soldaten das Leben gekostet - die höchste Zahl amerikanischer Verluste seit dem Vietnam-Krieg. Diesen Aspekt und die weiterhin unsichere Lage für die Besatzungstruppen stellt Bushs Herausforderer bei den Präsidentschaftswahlen im November, John Kerry, in den Vordergrund: "Im Irak herrscht Chaos. Und amerikanische Soldaten befinden sich in einem Guerilla-Krieg, ohne dass ein Ende in Sicht wäre."

Aber auch der demokratische Präsidentschaftsbewerber würde die US-Truppen jetzt nicht zurückholen. Denn, da sind sich alle einig, der Irak droht zum Aufmarsch-Gebiet für islamische Terroristen zu werden. Das kann niemand wollen - nicht Kerry und schon gar nicht Präsident Bush: "Die El-Kaida-Terroristen haben ein Interesse am Irak, weil das Land im Krieg gegen den Terror an vorderster Front liegt. Diese Leute fürchten, dass die Demokratie im Großraum Naher Osten Einzug hält. Deshalb ist es so wichtig, dass wir den Irakern beistehen, nun da sie beginnen, sich selber zu regieren."

Ölförderung steigt wieder

Sichtbarer Erfolg dieses politischen Neuanfangs, so heißt es in der Bush-Regierung, sei die Verabschiedung einer Übergangsverfassung, die rechtstaatliche und demokratische Grundprinzipen festschreibe. Die Folterkammern und Unterdrückungs-Instrumente des gestürzten Regimes von Saddam Hussein seien verschwunden, die Ölförderung sei wieder auf dem Niveau der Vorkriegszeit angelangt. Und jüngsten Meinungsumfragen zufolge beurteilen 56 Prozent aller Iraker ihr Leben heute positiver als noch vor einem Jahr.

Demgegenüber steht der Prestige-Verlust und die Ablehnung, die der Bush-Regierung weltweit entgegenschlägt: In weiten Teilen Europas und in der islamischen Welt fühlt sich Bevölkerung von den USA betrogen, zumal der Verbleib der als Gefahr beschworenen Massenvernichtungswaffen von Saddam Hussein auch ein Jahr nach dem Krieg ungeklärt ist. Beweise, dass sie in den Monaten vor dem Beginn der Invasion noch existierten, hat man bisher nicht gefunden.

Lüge oder nicht

Die Protagonisten der Theorie von den irakischen Massenvernichtungswaffen weisen den Vorwurf der Lüge strikt zurück: US-Außenminister Colin Powell, der am 7. März den UN-Sicherheitsrat von der Existenz der irakischen Waffen zu überzeugen versucht hatte, sagt heute: "Die Waffen mögen nicht mehr existieren - aber bitte: Es soll niemand behaupten, wir hätten das damals gewusst."

Wie es zu den irreführenden Geheimdienstberichten kommen konnte, wird noch immer untersucht. Ob dies jedoch das Urteil der Geschichtsschreiber über die amerikanische Irak-Invasion beeinflussen wird, erscheint zweifelhaft.