Die Euro lässt den Euro rollen
21. Juni 2004
Die Spiele bei der Fußball-Europameisterschaft bewegen nicht nur die Emotionen, sondern auch -zig Millionen Euro. Von diesem Sportereignis profitieren vor allem die Ausrüster der Teams, hat der Diplom-Volkswirt und Sport-Management-Wissenschaftler Markus Kurscheidt festgestellt. Er arbeitete unter anderem an der Machbarkeitsstudie für die WM-Bewerbung 2006 für den Deutschen Fußballbund.
Ganz konkret geht es um die Ausrüstung - "und darum, dass die Idole, die man im Fernsehen bewundern kann, zu einem Nachahmereffekt anreizen", so Kurscheidt. "Dann müssen die Leute plötzlich auch diese Art von Kleidung, aber auch die entsprechenden isotonischen Getränke, oder auch spezielle Sportlernahrung haben", erklärt er die seltsamen Anwandlungen der Promi-Adepten.
Nachfrage schnellt hoch
So schnellt die Nachfrage nach Trikots, Bällen und Schuhen in diesen EM-Wochen zur Freude der Hersteller um gut 40 Prozent in die Höhe. Übrigens: Es geht keineswegs nur allein um die Insignien der deutschen Elf ... Bei Adidas etwa erwartet man durch die Fußball-EM einen Absatzschub, der unterm Strich ein Plus von fünf Prozent im Jahresumsatz einbringen soll. Allein in Deutschland rechnen Warenhäuser und Sportgeschäfte mit einem Umsatz von knapp 30 Millionen Euro.
Die Fußballbegeisterung kennt im Prinzip keine Altersgrenze, und die Branche setzt auf eine ganz spezielle, kaufanfällige Zielgruppe: Jugendliche. "Insbesondere bei dem Thema Fußball sind die Jugendlichen natürlich für die Unternehmen ganz wichtig, weil man dort die Konsumenten von morgen hat", weiß Kurscheidt.
Steigende Zahlen
Immerhin interessieren sich hierzulande nach einer Studie des Sportrechtevermarkters Sportfive mehr als 50 Millionen für Fußball. Das sind drei Millionen mehr als noch vor zwei Jahren. Außerdem ist und bleibt das Spiel mit dem runden Leder die mit Abstand beliebteste TV-Sportart. Kurzum: die Unterhaltungsware Fußball verkauft sich glänzend. Davon profitieren übrigens auch die kommerziellen Anbieter von Sportwetten, deren Jahresumsatz bei gut 700 Millionen Euro liegt - Tendenz steigend, wobei allein die Europameisterschaft für einen Sprung von mindestens sechs Prozent sorgen soll.
Aber auch die Zahl der Unternehmen, die in Sport-Sponsoring investieren, steigt ständig. So betragen die jährlichen Sport-Sponsoring-Aufwendungen einer aktuellen Studie zufolge derzeit fast zwei Milliarden Euro und werden bis zur Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2006 in der Bundesrepublik auf circa 2,6 Milliarden Euro steigen.
Viel Geld zu verteilen
Das größte Stück des Kuchens erhält der Fußball. Die Europameisterschaft lässt aber auch die Kassen auf dem Mobilfunkmarkt klingeln. Netzbetreiber wie T-Mobil oder Vodafone servieren ihren Kunden spezielle Informationsdienste zu den Spielen, die allerdings nur Geräte der neuesten Generation auf das Display zaubern können. Wahre Fans legen sich also gleich auch noch ein neues Handy zu.
Insgesamt dürften auf dem Mobilfunksektor wenigstens 250 Millionen Euro für Hersteller und Netzanbieter herausspringen. Selbst Aktionäre hat das Fußballfieber gepackt. "So große Sportevents wie die Olympischen Spiele oder die EM werden von den Anlegern antizipiert", erklärt Kurscheidt. "Das kann man dann an den Aktienkursen von Adidas oder Puma direkt ablesen."
Dementsprechend drücken Aktionäre und Anleger dem Team von Rudi Völler die Daumen, denn - Sie erinnern sich noch?! -als Oliver Bierhoff 1996 mit seinem Golden Goal die deutsche Nationalmannschaft zum EM-Sieg schoss, legte die Adidas-Aktie um berauschende 80 Prozent zu. Investoren profitieren schließlich und letztendlich von treffsicheren Kickern.