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Die Entscheider

1. Januar 1970

Die Ratsversammlung Loya Dschirga soll die Macht in Afghanistan neu verteilen. Ein Überblick über Politiker, Kriegsherren und Stammesfürsten, die bei der traditionellen Stammesversammlung eine wichtige Rolle spielen.

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Der amtierende Chef der Übergangsregierung: Hamid KarsaiBild: AP

HAMID KARSAI: Der gegenwärtige Chef der Übergangsregierung wird voraussichtlich als Ministerpräsident des neuen Kabinetts bestätigt, nachdem er sich der Unterstützung einflussreicher Minister aus der alten Nordallianz, des ehemaligen Königs sowie mächtiger Warlords versichert hat.

Bei der Bonner Afghanistan-Konferenz im Dezember wurde er wegen seiner Rolle beim Kampf gegen die Taliban in das Amt berufen. Westliche Staatschefs und seine Minister beeindruckte er in den vergangenen sechs Monaten mit seiner Kompetenz sowie der Fähigkeit, in dem von ethnischen Fehden zerrissenen Land Allianzen zu schmieden.

MOHAMMED KASIM FAHIM: Der Verteidigungsminster dürfte seinen Posten dank intensiver Lobby-Arbeit behalten. Der ehemalige Stellvertreter des ermordeten Achmed Schah Massud hat wenig Ausstrahlung, genießt bei seinen Truppen jedoch soliden Respekt und arbeitete bereitwillig mit den USA beim Anti-Terror-Einsatz zusammen.

ABDULLAH ABDULLAH: Abdullah war beim Kampf gegen die Taliban kurz vor dem Fall Kabuls im Oktober der bekannteste Kopf der Nordallianz und wurde daraufhin Verteidigungsminister. Mit Karsai schloss er eine enge Allianz. Trotzdem könnte er bei den Verhandlungen als Minister geopfert werden, um andere Stämme zufrieden zu stellen.

JUNIS KANUNI: Innenminister Kanuni, ein weiterer Protegé des ermordeten Führers der Norallianz, Ahmed Schah Massud, könnte den Machtambitionen des Gouverneurs von Nangahar, Hadschi Kadir, zum Opfer fallen, der es offenbar auf sein Amt abgesehen hat. Andere Beobachter prophezeihen, Kanuni könnte die Nachfolge von Abdullah im Außenamt antreten.

AMIN HEDEJAT-ARSALA: Der Finanzminister wird seinen Job, der mit dem fortschreitenden Wiederaufbau des Landes zunehmend an Bedeutung gewinnt, wahrscheinlich behalten. Gefahr droht ihm allerdings, wenn er bei der Stabilisierung der afghanischen Währung scheitert und die internationalen Geberländer weiterhin den Großteil der 5,4 Milliarden Dollar zurückhalten, die sie bei der Tokio-Konferenz in Aussicht gestellt hatten.

ABUL RASCHID DOSTUM: Der gefürchtete Kriegsherr aus dem Norden und stellvertretende Verteidigungsminister liebäugelt schon lange mit dem Posten des Außenministers. Aus diplomatischen Kreisen war zu hören, sein Wunsch könnte ihm gewährt werden - als Gegenleistung für seine Zustimmung zur neuen Regierungsmannschaft. Ein solcher Handel könnte ihn von seiner Forderung nach einer föderalen Regierung abrücken lassen.

ISMAIL CHAN: Der selbsternannte Emir von Herat ist nach wie vor der mächtigste Mann im Westen Afghanistans. Er kooperierte mit den USA und knüpfte enge Beziehungen mit dem benachbarten Iran. Dass er in der neuen Regierung einen Posten anstrebt, ist wenig wahrscheinlich, weil er in Herat bleiben möchte.

BURHANUDDIN RABBANI: Rabbani, Präsident von 1992 bis 1996, bezeichnete die Loja Dschirga zunächst als Schwindel, ließ sich dann aber zum Delegierten seiner Heimatprovinz Badakschan im Nordosten wählen. Sollte er sich solide Erfolgschancen ausrechnen, könnte er Karsai nach dem Amt trachten. Seine Popularität hat jedoch in letzter Zeit abgenommen.

GULBUDDIN HEKMATJAR: Der frühere Regierungschef ist nicht bei der Ratsversammlung vertreten. Es wird befürchtet, dass seine Truppen Aschläge auf die Loja Dschirga verüben könnten. Er soll sich inzwischen mit El-Kaida- und Taliban-Kämpfern zusammengetan haben und wird deshalb von den USA gesucht. (arn)