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Die deutschen Bewerber für Olympia 2012 - Leipzig

Robert Habermann11. April 2003

In der "Boomtown des Ostens" wurde nach der Wende schon an allen Ecken gebaut, als in Berlin noch kaum ein Kran zu sehen war. Noch vor der Olympiade, 2009, wird die Leipziger Universität 600 Jahre alt.

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Symbol für Wohlstand und Stolz: Das neue Rathaus in LeipzigBild: Schmidt

"Leipzig kommt!" - Dieses Motto unterstreicht den Aufbruch der traditionsreichen sächsischen Stadt in die Zukunft. Die wichtige Rolle, die Leipzig in der Vergangenheit gespielt hat, will die Stadt wieder einnehmen, und dafür wird in der Gegenwart einiges getan. Dabei wird auf die Verknüpfung von historisch Gewachsenem und Zukunftsweisendem großen Wert gelegt.

Augenfällig wird dies ganz schnell: Wer mit dem Zug anreist, den heißt Leipzig auf einem der schönsten und modernsten Bahnhöfe Europas willkommen. Von dort sind es nur ein paar Schritte in die größtenteils restaurierte historische Innenstadt mit dem Alten und dem - immerhin auch schon hundert Jahre alten - Neuen Rathaus im Zentrum. Innerhalb des Innenstadtringes sind Geschäfte, Ämter, Kultur- und Universitäts-Einrichtungen bequem zu Fuß zu erreichen. Die Halbmillionenstadt bietet alle Annehmlichkeiten einer Großstadt, und das, ohne unübersichtlich zu sein.

Stadt der Messen

Seit über 800 Jahren ist Leipzig ein bedeutender Messestandort. Während der Teilung Deutschlands und Europas war die Leipziger Messe die Drehscheibe des Handels zwischen Ost und West. Das architektonisch richtungsweisende Gelände der "Neuen Messe" bietet

für Aussteller und Besucher eine hervorragende Infrastruktur. Heute hat neben den verschiedenen Industriemessen insbesondere die Leipziger Buchmesse ein internationales Renommee. Auch hier wieder ein Brückenschlag zur Tradition: Presse und Buch haben in der Stadt ihren angestammten Platz. Hier sind wichtige Verlage beheimatet und hier erschien vor etwas mehr als 350 Jahren die weltweit erste Tageszeitung.

Deutsche Buecherei Leipzig
Leipzig (Sachsen): Unter einer großen Uhr an der Fassade der Deutschen Bücherei in Leipzig sitzen Studenten auf der Eingangstreppe zu diesem Literatur-Tempel. 1912 wurde die Deutsche Bücherei in der Buchstadt Leipzig gegründet. Das Haus entstand 1914/16 nach Plänen des Architekten Oskar Punsch am Deutschen Platz. Rund 10,7 Millionen Stücke, neben Büchern und Hochschulschriften auch Tonträger, lagern in der Bücherei, die 1990 mit dem Haus in Frankfurt/Main unter dem Namen "Die Deutsche Bibliothek" vereinigt wurde.Bild: dpa

Die Sachsen gelten eigentlich als gesellige und gemütliche Menschen, sie stehen aber auch in dem Ruf, aufmüpfig und mutig zu sein. Ein Beispiel dafür aus der jüngsten Geschichte: In Leipzigs Nikolaikirche begann im Herbst 1989 mit den Montagsgebeten und den sich daran anschließenden Montagsdemonstrationen die friedliche Revolution in der DDR. Ohne die couragierten Leipziger wäre die Mauer wahrscheinlich erst später gefallen. Auch eine andere Art der Auflehnung gegen die Obrigkeit ist traditionell in Leipzig zu Hause: Die Leipziger machen sich nur zu gerne über die Mächtigen lustig. Schon zu DDR-Zeiten gab es hier eine lebendige, kritische Kabarettszene.

Thomaskantor Bach

Besonders stolz sind die Leipziger auf ihre Thomaskirche. Hier predigte Anfang des 16. Jahrhunderts der Reformator Martin Luther. Mindestens genauso berühmt wurde die Thomaskirche über hundert Jahre später durch ihren Kantor Johann Sebastian Bach.

Keine andere Bewerber-Stadt für Olympia 2012 kann so auf die Unterstützung seiner Bevölkerung setzen wie Leipzig: Über 90 Prozent der Bürger wollen die Spiele in ihrer Stadt und auch Prominente wie Altbundeskanzler Helmut Kohl unterstützen die Bewerbung. Bei der Wahl am Samstag gilt Leipzig deshalb als Geheimfavorit.