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Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen

22. Juli 2023

Bei der Fußball-WM der Frauen gehört die deutsche Nationalmannschaft zum Favoritenkreis. Die DFB-Frauen sind eines der erfolgreichsten Teams der Welt, sie mussten aber lange um Anerkennung und Gleichberechtigung kämpfen.

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Spielerinnen der deutschen Nationalmannschaft klatschen sich vor einem Länderspiel ab
Die deutsche Mannschaft zählt seit Jahrzehnten zu den besten der Welt, wartet aber seit 2016 auf einen TitelBild: Frank Hoermann/Sven Simon/picture alliance

Seit wann gibt es die Mannschaft?

Offiziell gegründet wurde das Team vom Deutschen Fußballbund (DFB) erst im Jahr 1982. Anders als in der DDR war Fußballspielen für Frauen in Westdeutschland zuvor lange Zeit verboten gewesen. 1955 hatte der DFB entschieden, dass die "Kampfsportart" Fußball der weiblichen Natur "im Wesentlichen fremd" sei und im Kampf um den Ball "Körper und Seele unweigerlich Schaden erleiden" könnten, wie es damals in der offiziellen Begründung hieß.

Erst 15 Jahre später wurde das Verbot wieder aufgehoben, weil der DFB befürchtete, dass die Frauen einen eigenen Verband gründen könnten. Trotz Verbot hatte es bis dahin bereits 70 inoffizielle Länderspiele gegeben - das erste am 23. September 1956 gegen die Niederlande. Das erste offizielle Länderspiel unter dem Dach des DFB wurde am 10. November 1982 gegen die Mannschaft der Schweiz ausgetragen. 1989 konnten sich die DFB-Frauen erstmals für eine Europameisterschaft qualifizieren.

Was waren die größten Erfolge?

Heraus stechen die beiden Weltmeistertitel von 2003 und 2007, sowie der Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Hinzu kommen acht Europameisterschaften, die das deutsche Team mit großem Abstand zum Rekord-Europameister machen. Auf Rang zwei folgt Norwegen mit zwei Turniersiegen. Zwischen 1995 und 2013 holten die DFB-Frauen sogar sechs EM-Titel in Folge.

deutsche Fußballspielerinnen jubeln nach dem Finale der Olympischen Spielen in Rio 2016mit Goldmedaillen um den Hals
Neben den beiden WM-Titel ist der Olympiasieg von 2016 der größte Erfolg der DFB-FrauenBild: Augenklick/rscp/picture alliance

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen ist nach dem US-Team die zweiterfolgreichste der Welt. Zudem ist Deutschland bislang das einzige Land weltweit, das sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern Welt- und Europameister im Fußball geworden ist.

Wer sind die aktuellen Stars?

Hier ist vor allem die Kapitänin Alexandra Popp zu nennen. Die Torjägerin des deutschen Spitzenklubs VfL Wolfsburg hat in ihrer Karriere auch in der Nationalmannschaft oft getroffen. Sie ist diejenige, die das Team mitreißt und auch in schwierigen Situationen Verantwortung übernimmt. International bekannt sind auch Sara Däbritz, die bei Rekord-Champions-League-Sieger Olympique Lyon spielt und Melanie Leupolz vom FC Chelsea, die nach der Geburt ihres Sohns im September 2022 nun mit Kind zur WM nach Australien gereist ist.

Welchen Stellenwert hat die Mannschaft in Deutschland?

Das Interesse am Fußball der Frauen war bei vielen Fans lange Zeit nicht vorhanden - und das ist vielfach auch immer noch so. Meist waren die Aufmerksamkeit und das Interesse bei großen Turnieren kurzzeitig da, einen bleibenden Effekt für die Bundesliga oder andere Länderspiele hatte das aber nicht.

Das hat sich in den vergangenen Jahren sehr stark geändert. Bereits im Vorfeld der Europameisterschaft, die im Sommer 2022 in England stattfand, entstand ein regelrechter Hype um die DFB-Frauen. Das Finale, das Deutschland unglücklich gegen die Gastgeberinnen verlor, verfolgten knapp 18 Millionen Fernsehzuschauer. Das waren etwas mehr als beim abschließenden Vorrundenspiel der Männer-Mannschaft gegen Costa Rica bei der WM in Katar (17,495 Millionen) und deutlich mehr als beim WM-Finale zwischen Argentinien und Frankreich (13,86).

Jubel Alexandra Popp nach einem Tor bei der EM
DFB-Kapitänin Alexandra Popp schießt bei der EURO in den ersten fünf Spielen jeweils ein TorBild: Alessandra Tarantino/AP/picture alliance

Anders als bei früheren Turnieren hat sich die Begeisterung auch nach der EM gehalten. Die Stadien - sowohl in der Bundesliga, als auch bei Länderspielen - sind deutlich voller, die Spielerinnen einer breiten Öffentlichkeit bekannt. "Es ist tatsächlich ein wenig verrückt", sagte Alexandra Popp nach der EURO. "Vor zwei Jahren konnte ich in Großstädten noch seelenruhig durch die Gegend laufen. Das kann ich heute nicht mehr."

Trotzdem war lange Zeit unsicher, ob die WM in Australien und Neuseeland überhaupt in Deutschland im Fernsehen übertragen würde. Erst nach langem Hin und Her gab es eine Einigung. Dafür hat sich, was die Prämien angeht, für die Frauen vieles verbessert. So erhalten Popp und Co. - sollten sie Weltmeisterinnen werden - pro Kopf 270.000 Euro Preisgeld. Eine klare Steigerung: Vor vier Jahren hätte es 65.000 Euro gegeben. Beim ersten Titelgewinn, dem Sieg bei der Europameisterschaft 1989, hatte der DFB allen Spielerinnen jeweils lediglich ein Kaffeeservice spendiert.