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Politik

30 Jahre deutsch-rumänische Freundschaft

23. April 2022

Vor 30 Jahren unterzeichneten Deutschland und Rumänien den "Vertrag über freundschaftliche Zusammenarbeit und Partnerschaft in Europa". Heute bekommen die bilateralen Beziehungen eine strategische Dimension.

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DEUTSCH Logo 30 Jahre Vertrag Deutsch-Rumänische Partnerschaft

Als Deutschland und Rumänien am 21. April 1992 den "Vertrag über freundschaftliche Zusammenarbeit und Partnerschaft in Europa" unterzeichneten, war die Welt noch eine ganz andere. Es war relativ kurz nach der politischen Wende auf unserem Kontinent, die Länder Osteuropas waren im Umbruch, Deutschland wiedervereint. Fast vergessen waren die Bedrohungen des Kalten Krieges, die Menschen blickten zuversichtlich in die Zukunft.

Trotz mehrerer Krisen in den Jahrzehnten darauf - Wirtschafts-, Euro- oder Flüchtlingskrise - war die Angst vor einem Krieg vor unserer Haustür gewichen. Bis vor etwa zwei Monaten. Nach Russlands Invasion in der Ukraine ist die Angst wieder da. Dass Russlands Nachbarn, darunter auch Rumänien, jemals wieder um ihre Sicherheit und Souveränität bangen müssen, hätte vor 30 Jahren niemand gedacht. 

Starke Partnerschaft in NATO und EU

Deutschland stehe an der Seite Rumäniens - in Sachen Verteidigung und Stärkung der NATO-Ostflanke sowie bei der Bewältigung des Flüchtlingsstroms aus der Ukraine, so der deutsche Botschafter in Bukarest, Peer Gebauer, gegenüber der DW. Rumänien sei ein wichtiger Partner in der NATO und der EU.

30 Jahre deutsch-rumänische Freundschaft

"Politisch eint uns das gemeinsame Arbeiten und Wirken für eine noch stärkere EU. Die Krisen der letzten Jahre, der letzten 15 Jahre, wenn man so will - Eurokrise, dann das Thema Flucht und Migration, das Europa stark herausgefordert hat, und jetzt die Russlandkrise in unmittelbarer Nachbarschaft Rumäniens - all diese Dinge können wir nur gemeinsam angehen", so Gebauer. 

Auch Adriana Stanescu, die rumänische Botschafterin in Berlin, bekräftigte im DW-Interview die strategische Bedeutung der deutsch-rumänischen Partnerschaft. Das zeige sich, so Stanescu, auch im aktuellen geostrategischen Kontext: "Die gemeinsame Mitgliedschaft Rumäniens und Deutschlands in der EU und der NATO in diesen turbulenten Zeiten ist ein wichtiger Vorteil, der eine enge Koordinierung und eine verstärkte gegenseitige Unterstützung ermöglicht." Das gelte vor dem Hintergrund der Aggression gegen die Ukraine sowohl für den militärischen als auch für den humanitären Bereich.

Die Unterzeichnung des Freundschaftsvertrags am 21. April 1992 sei Teil eines umfassenden Ansatzes auf europäischer Ebene, "der darauf abzielt, die Beziehungen zwischen Staaten, die jahrzehntelang durch den Eisernen Vorhang getrennt waren, zu erneuern und so zur Wiederherstellung der europäischen Einheit und zur Schaffung einer dauerhaften friedlichen Grundordnung beizutragen, gestützt auf jene Werte, die uns heute verbinden: Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit".

Deutschland, wichtigster Handelspartner Rumäniens

Die letzten 30 Jahre, betont Botschafter Gebauer, "haben eine Erfolgsgeschichte in den bilateralen Beziehungen geschrieben". Und das auf allen Gebieten: nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich und kulturell. Deutschland sei Rumäniens Handelspartner Nummer 1 mit einem Volumen von rund 33 Milliarden Euro im Jahr 2021 und liege damit über dem Vorkrisenniveau. Das bedeutet, so Gebauer weiter, dass die Pandemie die bilateralen Beziehungen nicht beeinträchtigt habe.Darüber hinaus sei Deutschland "der zentrale Investor in Rumänien". Die deutschen Unternehmen - über 23.000 an der Zahl - hätten in ihrem Land etwa 300.000 Arbeitsplätze geschaffen, ergänzt Botschafterin Stanescu: "Im neuen internationalen Kontext wird Rumänien zu einem strategisch sicheren Ort für Investitionen und Handel." 

Deutschland Karlspreis 2020 | Klaus Iohannis
Karlspreis-Verleihung, 2.10.2021: Rumäniens Präsident Klaus Iohannis zusammen mit seiner Ehefrau Carmen (Mi.), der rumänischen Botschafterin in Berlin, Adriana Stanescu (r.) und dem deutschen Botschafter in Bukarest, Peer Gebauer (l.)Bild: privat

2022 haben bereits mehrere hochrangige Vertreter der deutschen Politik Rumänien besucht, auch ein baldiger Besuch des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier steht an. Vor zwei Wochen war der rumänische Außenminister Bogdan Aurescu in Berlin.  

Deutsche Minderheit und rumänische Diaspora als Brückenbauer

Eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Festigung der bilateralen Beziehungen spielt einerseits die deutsche Minderheit in Rumänien. Diese sei "ein wertvoller historischer Schatz", so Gebauer, und das, obwohl inzwischen die Zahl der sogenannten Rumänien-Deutschen stark geschrumpft ist: Heute leben noch ca. 40.000 in Rumänien, vor der Wende von 1989 waren es rund 250.000; die meisten sind gleich nach dem Sturz des Kommunismus nach Deutschland ausgewandert. Brückenbauer sind gleichermaßen auch die etwa eine Million Rumänen, die dauerhaft in Deutschland leben und arbeiten.

Diese Menschen seien gut in den deutschen Arbeitsmarkt integriert, geschätzt und als verlässliche Partner in der Entwicklung der deutschen Wirtschaft anerkannt, so die rumänische Botschafterin in Berlin. "Wir stehen beispielsweise mit rund 6000 Ärzten aus Rumänien an der Spitze der europäischen Herkunftsländer der in Deutschland tätigen ausländischen Mediziner."

Theater, Kunst und Bier

Wie eng vernetzt und erfolgreich beide Länder auch im Kunst- und Kulturbereich sind, zeigen zahlreiche gemeinsame Projekte. "You Are Another Me - A Cathedral of the Body", gestaltet von der Berlinale-Preisträgerin Adina Pintilie für den Rumänischen Pavillon auf der Kunstbiennale in Venedig, entstand in Zusammenarbeit mit dem Haus der Kulturen der Welt in Berlin. Das Goethe-Institut Bukarest widmet dem 30-jährigen Jubiläum des Freundschaftsvertrags die Ausstellung "Duos".

"Dabei geht es um Portraits von 30 deutsch-rumänischen Paaren, die entweder zusammenleben oder zusammenarbeiten, als Künstler beispielsweise. Darunter sind auch die rumänische Schriftstellerin und DW-Kolumnistin Lavinia Braniste und die Berliner Verlegerin Nikola Richter", erklärt Joachim Umlauf, Direktor des Goethe-Instituts, gegenüber der DW. Es gehe aber nicht nur um Persönlichkeiten, sondern auch um ganz normale Menschen, denn die Ausstellung solle die ganze Gesellschaft widerspiegeln.

Thomas Ostermeier, Constantin Chiriac , George Banu
Regisseur Thomas Ostermeier (Mitte) zusammen mit dem Intendanten des Hermannstädter Theaterfestivals Constantin Chiriac (links) und Theaterkritiker George Banu auf dem Festival 2016Bild: DW/M. Weident

"Das Internationale Theaterfestival in Hermannstadt (rum. Sibiu), das in diesem Jahr einen besonderen Deutschland-Schwerpunkt setzt, lädt große Künstler wie Sascha Waltz, Claus Peymann oder Götz Teutsch zum diesjährigen Theatertreffen im Juni ein und ehrt sie mit jeweils einem Stern auf dem Hermannstädter Walk of Fame", so Intendant Constantin Chiriac im DW-Gespräch. Zahlreiche erfolgreiche Kooperationen mit deutschen Institutionen gibt es auch von Seiten der Deutschen Abteilung des Nationaltheaters Hermannstadt und des Deutschen Staatstheaters Temeswar - diese zwei deutschsprachigen Theater in einem Land außerhalb des deutschen Sprachraums sind eine Besonderheit weltweit. 

Unter dem Motto "30 Jahre deutsch-rumänische Freundschaft und Partnerschaft in Europa" finden im Laufe des Jahres 2022 sowohl in Deutschland als auch in Rumänien weitere hochkarätige Veranstaltungen statt. Sogar ein deutsch-rumänisches Freundschafts-Bier soll aus diesem Anlass in Rumänien gebraut werden. 

Porträt einer Frau mit schwarzen Haaren
Medana Weident Autorin, Reporterin, Redakteurin, vor allem für DW Rumänisch