Masdar City
18. April 2010Im Emirat Abu Dhabi entsteht zurzeit in der Wüste die ultimative Stadt der Zukunft: Masdar City. Ohne CO2, ohne fossile Brennstoffe, ohne Müll soll Masdar City zum globalen Technologiezentrum für Nachhaltigkeit werden. Und auch wenn sich nur reiche Ölnationen eine solche Ökostadt vom Reißbrett leisten können, so sollen in der Wüste neue Maßstäbe für Städtebau gesetzt werden.
22 Milliarden Dollar soll die Stadt der Zukunft kosten. So viel hat das Emirat Abu Dhabi für den Bau von Masdar City, der Zukunftsstadt in der Wüste, veranschlagt. Das Emirat, sechstgrößter Ölexporteur der Welt, bleibt jedoch nicht alleine auf den Kosten sitzen. Da Masdar City umwelt- und klimaneutral gebaut wird, sollen die Baukosten teilweise durch den Verkauf von Emissionszertifikaten finanziert werden. Das Kyoto-Protokoll sieht das so vor. Ab 2016 sollen hier 50.000 Menschen wohnen, mit allem modernen Komfort.
Lebensqualität pur
"Die Bewohner werden die höchste Lebensqualität genießen können in dem Bewusstsein, dass sie der Umwelt nicht schaden", heißt es in dem Werbefilm, den das zuständige Architekturbüro Foster und Partner gedreht hat. Das Büro des britischen Stararchitekten Lord Norman Foster arbeitet mit rund 500 Fachleuten aus aller Welt zusammen, um diese High-Tech-Stadt des 21. Jahrhunderts zu bauen.
Razan al-Mubarak ist Chefin der Umweltstiftung "World Wide Fund for Nature" (WWF) in Abu Dhabi und eine der Berater für das Projekt. "Wir alle wollen eine hohe Lebensqualität, wir wollen die Umweltressourcen schonen, und wir wollen unseren Kindern und Enkelkindern einen gesunden Planeten hinterlassen." Für sie würde durch den Bau von Masdar City ein Traum in Erfüllung gehen, sagt Al-Mubarak. "Masdar City beruht auf den Prinzipien, die, wenn es um Nachhaltigkeit geht, häufig vernachlässigt werden: Fairer Handel, Gesundheit, Glück, Respekt für örtliche Traditionen und Kultur".
Ökologisch wertvoll
Mit 80 Prozent weniger Wasserverbrauch als herkömmliche Städte, mit 100 Prozent Müll-Recycling und Null Prozent CO2-Ausstoß ist Masdar City so etwas wie der Luxustraum einer Zukunftsstadt. Die Straßen werden, wie in traditionell gebauten arabischen Städten, eng sein, um Schatten und Kühle zu spenden. Der Verkehr wird dadurch nicht beeinträchtigt, denn die engen Gassen sind nur für Fußgänger gedacht. Die ganze Stadt wird ohne Autos auskommen: Ein dichtes Netz von Metrostationen und Elektro-Fahrzeugen auf Schienen soll dafür sorgen, dass Transportmöglichkeiten maximal 200 Meter voneinander entfernt sind. Gebäude, grüne Parks und Wasseranlagen sollen das Wüstenklima mit ausgeklügelter Architektur kühl und angenehm halten – und dabei ganz ohne fossile Brennstoffe auskommen. Die Energie soll von Solar- und Windanlagen geliefert werden. Was übrig bleibt, soll ins Stromnetz eingespeist werden für andere Städte.
Sultan al-Jaber ist Vorstandsvorsitzender von Masdar. Er ist überzeugt davon, dass dieser Ort Firmen und Banken aus der ganzen Welt anziehen wird. Außerdem könnten Beteiligungsgesellschaften und Unternehmen in Masdar City auch Forschung und Entwicklung betreiben. "Masdar City ist ganz einfach die Lösung für die gesamte Wertschöpfungskette im Bereich erneuerbare Energien", sagt Al-Jaber.
Erkenntnisse für die Welt
Neben einem hyper-modernen Technologie-Zentrum, das gemeinsam mit dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) eingerichtet wird, soll auch der Hauptsitz der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien, IRENA, in Masdar City zu Hause sein. Eine High-Tech Umweltstadt und eine Zukunftsvision der weltweit führenden Forscher, entsteht zurzeit in der Wüste. Und auch wenn das Gesamtkonzept einer neuen Stadt vom Reißbrett nicht überall kopiert werden kann, so versprechen sich die Gründer von den Zukunftslabors neue Erkenntnisse für die ganze Welt. Oder wie es im Werbefilm heißt: "Bald werden wir die Erkenntnisse aus Masdar City mit der ganzen Welt teilen".
Autorin: Helle Jeppesen
Redaktion: Diana Hodali