Die Bahngewerkschaft redet mit
15. August 2013So etwas wie in Mainz solle durch die neue Form der Zusammenarbeit von Management, Mitarbeitern und Betriebsräten nie wieder vorkommen, sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber nach einem Treffen mit der Spitze der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) in Frankfurt am Main. Im Mainzer Hauptbahnhof (Artikelbild) ist der Zugbetrieb wegen Personalmangels im Stellwerk durch Urlaub und Krankheit erheblich eingeschränkt. Dies hat der Bahn wütende Proteste aber auch Hohn und Spott eingetragen.
Die Bahn-Spitze und Gewerkschaftsvertreter wollen nun die gerade laufenden Personalplanungen für das kommende Jahr in sämtlichen rund 400 Konzernbetrieben gemeinsam mit den Beschäftigten überprüfen. Durch das Einbeziehen der Mitarbeiter werde sichergestellt, dass sich die Personalplanung für 2014 nach dem tatsächlichen Bedarf richte, sagte der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner. In dem Verfahren will die EVG auch sicherstellen, dass Bahn-Mitarbeiter künftig nicht überlastet werden und Überstunden abbauen können.
"Wir haben die Reset-Taste gedrückt und werden die Personalplanung in allen Bereichen und allen Betrieben der Deutschen Bahn neu aufsetzen lassen", sagte Kirchner. Für die Bahn-Mitarbeiter sei dies ein wichtiger Schritt nach vorne. "Mainz ist die Spitze des Eisbergs", betonte der Gewerkschaftschef. Konzernweit seien acht Millionen Überstunden und neun Millionen Stunden ausstehender Urlaub aufgelaufen.
Auf eine konkrete Zahl an Neueinstellungen legte sich das Bahn-Management bei dem Treffen mit der EVG nicht fest. Weber betonte allerdings: "Da, wo wir erkennen können, dass wir zusätzlich einstellen müssen, werden wir das tun." Weber wehrte sich zugleich gegen den Vorwurf, bei der Bahn gebe es gar keine Personalplanung. Man nehme den demografischen Wandel ernst, was sich in 20.000 Neueinstellungen in den vergangenen Jahren zeige. Allein im ersten Halbjahr 2013 habe die Bahn 2000 neue Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen. Im Inland beschäftigt die bundeseigene Deutsche Bahn AG mehr als 194.000 Menschen, weltweit sind es rund 300.000.
Bahnchef Rüdiger Grube rief unterdessen Beschäftigte des Mainzer Hauptbahnhofs an und bat sie - wie ein Sprecher mitteilte - im Interesse der Kunden und des Unternehmens, sich zu überlegen, ob sie nicht ihren Sommerurlaub verschieben könnten. "Ausdrücklich sollten sie eine Nacht darüber schlafen", so Grubes Sprecher weiter. Die Gewerkschaft reagierte empört.
wl/se (dpa,rtr, afp)