Die Böhms - Baumeister ihrer Epochen
Phantasievoll, ideenreich, ästhetisch. So haben die Böhms Baugeschichte geschrieben - über Generationen! Ein Kinofilm würdigt die Leistungen der Kölner Architektendynastie. Ihre Bauwerke finden sich auf der ganzen Welt.
Wallfahrtsort - auch für Architekten
Scharfkantig, spitz, massiv: Wie ein kristallenes Gebirge ragt die Walllfahrtskirche "Maria Königin des Friedens" in den Himmel über Neviges bei Velbert. Gottfried Böhm hat sie geschaffen. Für seine eigenwilligen, skulpturalen Beton-, Stahl- und Glasbauten erhielt der heute 95-Jährige schon 1986 - als bisher einziger Deutscher - den Pritzker-Preis, den "Nobelpreis für Architekten".
Himmelsstürmer
Wie schon bei der Wallfahrtskirche in Neviges ist auch Gottfried Böhms Rathaus in Bensberg bei Köln eine begehbare und ganz aus Sichtbeton gegossene Skulptur. Erhaben ragt der bizarre Treppenhausturm auf. Böhms rhythmische Formensprache voller winkelreicher Ein-, Durch- und Ausblicke verleiht seinen Bauwerken eine oft berührende Direktheit.
Sprung ins kalte Wasser
Von der Antike bis zur Postmoderne unserer Tage – immer waren Form und Material von Bauwerken auch Spiegel des Zeitgeistes. Strömungen in Kunst und Kultur gewinnen sichtbare Gestalt und formen die Welt. Für visionäre Baumeister wie Gottfried Böhm, der schon als Kind im Büro seines Vaters Dominikus Kirchenfenster zeichnete, glich das Spiel nicht selten einem Sprung ins kalte Wasser.
Suche nach der Mitte
Das Ensemble in Bensberg ist ringförmig arrangiert. Wie bei vielen Entwürfen Gottfried Böhms gruppieren sich mehrere Gebäude burgartig um einen Platz mit einer Kirche. Auch das 1968 errichtete Bethanien Kinderdorf in Bergisch Gladbach-Refrath folgt diesem Muster.
Fluss der Gedanken
Das Leben am Rhein prägte Arbeit und Schaffen von Gottfried Böhm. In Köln errichtete er 1947 seinen ersten eigenständigen Bau - die Kapelle "Madonna in den Trümmern". Kurz darauf heiratete Böhm die Architektin Elisabeth Haggenmüller. Aus der Ehe gingen vier Söhne hervor: Stephan, Peter und Paul setzen heute die Baumeistertradition fort. Markus Böhm ist Künstler.
Strenge der Form
Peter Böhms Neubau der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) erstreckt sich entlang der Gabelsberger Strasse, mitten im Münchener Kunstareal. Werkstätten, Technikräume und Studios liegen im monolithischen Betonsockel. Hinter der unscheinbaren, strengen Fassade aus Beton und Glas werden aber nicht nur neue Filmtalente geschmiedet. Auch das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst zog hier ein.
Spannungsreiche Architektur
Ein prägnanter Rundbau hier, ein langgestreckter orthogonaler Riegel dort – zwischen den Gebäuden des neuen Führungs- und Schulungszentrums der Berufsfeuerwehr Köln liegt jede Menge Spannung. Stephan Böhm zeichnet für die Architektur verantwortlich. Als Spross der Böhmschen Architektendynastie hat er seine unternehmerischen Flügel bis nach China ausgestreckt.
Das unvollendete Gotteshaus
Majestätisch erhebt sich der Koloss aus Stahl und Beton, Glas und Holz über Köln. Doch Deutschlands größte Moschee, geplant von Paul Böhm, wird nicht fertig. Erst verzögert politischer Streit den Bau, dann juristisches Gezänk. Mit Betsälen, Fachbibliothek, Büros und sogar einem Basar soll das muslimische Gotteshaus einmal kulturelles und geistliches Zentrum der Muslime in Deutschland werden.
Die Auster von Potsdam
Fünf Geschosse zählt das 2006 errichtete Hans Otto Theater in Postdam. In luftiger Geste recken sich die schalenförmig auskragenden Dächer zur Havel hin. Es dominiert ein Materialmix aus Beton, Glas und Stahl. Sogar einen denkmalgeschützten Gasometer hat Gottfried Böhm geschickt in den Baukörper integriert. Poetisches Bauen für einen Tempel der Muße.
Familie - aber künstlerische Einzelgänger
Er gilt zweifellos als einer der wichtigsten Architekten Deutschlands. Als Sohn eines Kirchenbauers ist Gottfried Böhm heute Patriarch einer Architektendynastie. Doch längst treten die Söhne Stephan, Peter und Paul künstlerisch aus dem Schatten des berühmten Vaters. Prägende Figur der Architektenfamilie aber war eine Frau: die 2012 verstorbene Elisabeth Böhm.