Kamala Harris: Abstimmung für Nominierung beginnt
1. August 2024US-Vizepräsidentin Kamala Harris gilt seit dem Rückzug Joe Bidens aus dem Rennen um das Weiße Haus als Ersatzkandidatin und neue Hoffnung für die Demokratische Partei. Diesen Donnerstag startet nun die Abstimmung, die Harris ganz offiziell als neue Präsidentschaftskandidatin für die US-Wahl im November dieses Jahres nominiert. Für das elektronische Votum sind fünf Tage angesetzt.
Nach Angaben der Parteizentrale DNC unterstützten im bisherigen Nominierungsprozess 99 Prozent der teilnehmenden Parteidelegierten Harris' Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur. Die Nominierung ist ihr damit sicher. Die Unterstützung von mindestens 300 Delegierten war notwendig, um sich für das endgültige Votum über den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten zu qualifizieren. Kein anderer Anwärter habe diese Schwelle überschritten, erklärte das DNC.
Es wird erwartet, dass Harris in Kürze auch ihren Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten bekanntgeben wird. Ihr Team kündigte an, dass Harris und ihr sogenannter Running Mate in der kommenden Woche Wahlkampf in den umkämpften Bundesstaaten Pennsylvania, Wisconsin, Michigan, North Carolina, Georgia, Arizona und Nevada machen würden.
Vorgezogene Nominierung wegen Fristen
Die Präsidentschaftskandidaten der zwei großen US-Parteien werden üblicherweise auf Parteitagen offiziell nominiert. Der Parteitag der Demokraten vom 19. bis 22. August in Chicago ist nun aber nur noch dazu da, die bereits zuvor beschlossene Kandidatur von Harris zu zelebrieren.
Pläne bei den Demokraten für das virtuelle Votum über den Präsidentschaftskandidaten hatte es bereits gegeben, bevor Biden seinen Rückzug erklärt hatte. Begründet worden waren diese Pläne mit einem Gesetz im Bundesstaat Ohio, wonach die Präsidentschaftskandidaten bis zum 7. August offiziell benannt sein müssen. Ohio verschob die Frist dann zwar bis nach dem Parteitag. Doch zeigten sich Parteivertreter der Demokraten misstrauisch, dass die Republikaner doch die ursprüngliche Frist anwenden könnten.
Trump: "Ist sie indisch oder ist sie schwarz?"
Während Harris kurz vor ihrer offiziellen Nominierung steht, hat der Präsidentschaftskandidat der Republikaner, Donald Trump, bei einem Auftritt vor der nationalen Vereinigung schwarzer Journalisten in Chicago für Empörung gesorgt. Trump gab sich insgesamt aggressiv und brachte weitere Attacken gegen seine Kontrahentin vor. Harris habe lange ausschließlich mit ihrer indischen Abstammung geworben und sei dann "plötzlich schwarz" geworden, sagte Trump.
Das Weiße Haus reagierte empört auf Trumps Aussagen. Sprecherin Karine Jean-Pierre, die erste schwarze Frau auf dem Sprecherposten im Weißen Haus, nannte die Äußerungen "beleidigend" und "abstoßend". Harris selbst ging nicht im Detail auf die Angriffe ihres Kontrahenten ein. Bei einem Wahlkampfauftritt im Bundesstaat Texas sagte sie, Trump habe in Chicago "die gleiche alte Show" von "Spaltung" und "Respektlosigkeit" abgeliefert.
Harris ist die erste Frau, die erste Schwarze und die erste Amerikanerin mit asiatischen Wurzeln, die den Eid als US-Vizepräsidentin abgelegt hat. Ihr Vater war aus Jamaika in die USA eingewandert, und ihre Mutter kam aus Indien.
Auch Vance in der Kritik
Den republikanischen Vizepräsidentschaftskandidaten, James David „JD“ Vance, holen unterdessen umstrittene Aussagen aus der Vergangenheit ein. So hatte der dreifache Vater 2021 in einem Interview führende demokratische Politikerinnen, darunter auch Vizepräsidentin Harris, als "kinderlose Katzen-Frauen" bezeichnet, die unzufrieden mit ihrem Leben seien. Der Clip von damals tauchte nach seinem Aufstieg zu Trumps Vize wieder auf, verbreitete sich rasant und brachte ihm viel Kritik ein.
Bei der Veranstaltung in Chicago spielte Trump die Bedeutung der Kommentare herunter. Vance sei sehr familienorientiert. Aber das heiße nicht, dass etwas nicht stimme, wenn man keine Familie habe. Trump hält trotz der Kritik weiter an Vance als seinem Running-Mate fest. Er habe Vance als Vize ausgewählt, weil sich dieser aus schwierigen Verhältnissen nach oben gearbeitet habe. "Er hat sich ein erstaunliches Leben geschaffen", sagte der Ex-Präsident. Er respektiere Menschen für ihren Erfolg.
ch/sti (dpa, afp)