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Didier Drogba: Kampf gegen falsche Spielerberater

Lolade Adewuyi
6. Juli 2023

Die ivorische Fußball-Legende ist Kopf einer Kampagne, die junge afrikanische Fußballer vor betrügerischen Beratern schützen will. Spieler sind dabei aber nicht die einzigen, die falschen Agenten in die Falle tappen.

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Didier Drogba im Anzug
Die ivorische Legende Didier Drogba möchte afrikanischen Fußballer-Talenten den Weg an die Spitze ebnenBild: Francois Nel/Getty Images

Beim Surfen auf Facebook stieß Abdulwasiu Abdrasaq auf eine Anzeige des australischen Unternehmens "TalentBracket.net". Dieses versprach, seinen Traum vom Profifußball in Europa zu verwirklichen: Er musste lediglich seine Kontaktdaten, seine bevorzugte Spielposition und das Land, in dem er spielen wollte, angeben - den Rest würde das Unternehmen erledigen. "Nach ein paar Wochen erhielt ich eine E-Mail, dass meine Bewerbung erfolgreich war und Real Betis mich ausgewählt hatte", so der 19-Jährige gegenüber DW.

Über eine andere Scouting-Plattform - "CoachPad.net" - wurde ihm mitgeteilt, dass er ein Gespräch mit dem chilenischen Trainer Manuel Pellegrini führen würde. Einige Tage später schickte ihm "Trainer Pellegrini" per E-Mail ein angehängtes Sponsoringschreiben und bat ihn, 125 Euro (135 US-Dollar) als Gegenfinanzierung zu zahlen, während der Verein den Restbetrag von 425 Euro (461 US-Dollar) übernehmen würde. Er und seine Familie sammelten das Geld und schickten es über eine Online-Zahlungsplattform.

Wochen später wurde er erneut aufgefordert, 250 Euro (271 US-Dollar) für einen Antrag auf ein Arbeitsvisum zu zahlen, während der Verein den Restbetrag von 500 Euro (543 US-Dollar) übernehmen sollte, damit er zu Testzwecken nach Spanien reisen konnte. Daraufhin wurde er misstrauisch und wandte sich an "Footballers Connect", eine lokale Plattform zur Unterstützung von Fußballspielern, die auch gleich aktiv wurde. Sie überprüften Abdrasaqs Korrespondenz mit dem Verein und bestätigten den Verdacht des jungen Spielers. 

"Sie sagten mir, dass ich betrogen worden bin", so Abdrasaq. Er rät anderen jungen Spielern, sich vor Plattformen wie "TalentBracket.net" und "CoachPad.net" zu hüten. Die DW hat beide Plattformen um eine Stellungnahme gebeten, jedoch keine Antwort bekommen.

Große Versprechungen gemacht

"Ein guter Agent wird einen nie um Geld bitten, um ihn unter Vertrag zu nehmen", erklärte Fußballlegende Didier Drogba im Rahmen einer Kampagne der Federation Internationale des Associations de Footballeurs Professionnels (FIFPRO), um junge Menschen für die Gefahren durch vermeintliche Berater zu sensibilisieren. "Echte Vereine verlangen kein Geld, um zu einem Probetraining zu kommen. Junge Afrikaner müssen wissen, wie sie falsche von echten Agenten unterscheiden können".

Einem neuen FIFPRO-Bericht zufolge werden 70 Prozent der befragten afrikanischen Fußballer unaufgefordert von Personen kontaktiert, die sich als Agenten ausgeben und ihnen versprechen im Ausland spielen zu können. Viele dieser Wechsel kommen nie zustande, und wenn die Spieler doch reisen, werden sie oft fallengelassen und müssen sich unter ungünstigen Bedingungen selbst durchschlagen.

Drogba fügte hinzu, dass die afrikanischen Länder "jungen afrikanischen Spielern helfen müssen, ihre Träume zu Hause zu verwirklichen, anstatt ihr Leben zu riskieren, um mit allen Mitteln nach Europa zu gelangen".

Die Verzweiflung hat viele gezwungen, ihr Familienvermögen für eine Chance im Profifußball im Ausland zu verschleudern. Sie haben alles verloren. "Wir müssen auch mit den Eltern und Familien sprechen, die alles verkaufen, um ihre Kinder nach Europa zu schicken", sagte Geremi Njitap, ehemaliger kamerunischer Nationalspieler und derzeitiger FIFPRO-Afrika-Präsident. Geremi warnte, dass die Familien sich der Gefahr bewusst sein müssen, ihre Kinder nach Europa zu schicken. 

Auch Klubbesitzer tappen in die Agentenfalle

Doch nicht nur die Spieler sind mit den Fallstricken falscher Agenten konfrontiert. Olatunji Okuku, Gründer der "Triple 44 Academy" in Ibadan in Nigeria, erklärte gegenüber DW, dass die Manager von Fußballklubs oft unter Druck stehen, sogenannte Agenten für das Scouting ihrer Spieler zu bezahlen.

"Auch wir, die Klubbesitzer, tappen in diese Fallen, weil wir nach Möglichkeiten für unsere Spieler suchen", gab Okuku zu. Er sagte, ein falscher Schweizer Agent habe ihn einmal dazu gebracht, mit einem jungen Spieler im Schlepptau nach Europa zu reisen, und ihm versprochen, bei seiner Ankunft einen Vertrag zu bekommen. Doch ein Vertrag kam nie zustande. Stattdessen wurde er gebeten, 80.000 Euro in einen Fußballverein in Albanien zu investieren, der seinen Spielern als Einstieg in Europa dienen sollte, mit dem Versprechen, die künftigen Gewinne zu teilen.

Okuku lehnte das Angebot ab, kehrte nach Nigeria zurück und baute stattdessen seine Akademie auf. "Jetzt kommen echte Agenten zu uns und bringen alle Unterlagen mit, die dazu beigetragen haben, dass fünf unserer Spieler nach Europa wechseln konnten, ohne dass wir etwas dafür bezahlt haben", erklärte Okuku stolz gegenüber DW.

FIFA will offizielle Vermittlerliste veröffentlichen

Die FIFPRO hofft, dass das Geschäft der Spielervermittler in Zukunft bereinigt wird, wenn die FIFA im Oktober 2023 ihre offizielle Vermittlerliste veröffentlicht, in der die registrierten Agenten leicht zu finden sind. Die Organisation sensibilisiert die Spieler weiterhin für die Risiken, klärt sie darüber auf, wie sie einen möglichen Betrug erkennen können, und rät ihnen, eine Spielergewerkschaft um Hilfe zu bitten.

Laut Geremi sind die fehlende Infrastruktur in Afrika und die Vereine, die keine Gehälter zahlen, die Hauptgründe dafür, dass afrikanische Spieler den Verlockungen einer Chance im Ausland erliegen: "Es ist entscheidend, die Bedingungen vor Ort zu verbessern, damit junge afrikanische Spieler ihre Träume in ihren Gemeinschaften verwirklichen können".

Drogba glaubt, dass die Verantwortung für die Sicherheit bei den Spielern beginnt. "Der beste Agent, den man haben kann, ist man selbst", sagte er. "Je besser du bist, desto mehr wollen sie dich, und die guten Agenten werden dich finden. Du musst ihnen nicht hinterherlaufen." Es ist ein Ratschlag, von dem Abdrasaq gehofft hatte, ihn schon früher gehört zu haben. Und ein Ratschlag, der hoffentlich verhindern wird, dass andere in die gleichen Fallen tappen.

Dieser Text wurde aus dem Englischen adaptiert.