Warten auf das "Spiel auf Augenhöhe"
25. Juni 2019Was macht man, wenn bei einer Fußball-WM das nächste Spiel erst am kommenden Wochenende stattfindet? Dies ist eine gefühlte Ewigkeit für die Fans, vielleicht auch für die Spielerinnen, wobei Regeneration im Spitzensport ja niemals zu unterschätzen ist. Doch was macht man nun? Der Sport-Informationsdienst (SID) informierte über die Freizeitgestaltung der DFB-Spielerinnen wie folgt: "Einige gingen shoppen, andere erkundeten als Touristen die Bretagne." Und alle freuten sich darauf, sich am Dienstagabend das Achtelfinale zwischen Europameister Niederlande und Ex-Weltmeister Japan im Stadion von Rennes als Fans ansehen zu können.
Ein "50:50-Spiel"
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg erschien ihrerseits am Dienstag zur turnusmäßigen Pressekonferenz, auf der die Berichterstatter wissen wollten, ob sie denn schon einen perfekten Plan für den Viertelfinal-Klassiker gegen Schweden am kommenden Samstag (Anpfiff um 18.30 Uhr MESZ, ab 18.15 Uhr im DW-Liveticker) habe. "Jeder weiß, dass sie Weltmeister werden wollen. Das wird ein 50:50-Spiel", antwortete die 51-jährige Bundestrainerin im Team-Quartier nahe Rennes. Doch Schweden ist für den zweimaligen Weltmeister aus Deutschland auch eine Art Lieblingsgegner.
Ende einer Serie?
Denn die Skandinavierinnen um die langjährige Wolfsburgerin Nilla Fischer, die zuletzt 1:0 gegen Kanada gewannen, plagt ein regelrechtes Deutschland-Trauma: Der letzte Pflichtspielsieg ist 24 Jahre her. In den jüngsten K.o.-Spielen behielt die DFB-Auswahl im Olympia-Finale 2016, bei der WM 2015 im Achtelfinale, beim EM-Halbfinale 2013 sowie beim WM-Endspiel 2003 die Oberhand.
Martina Voss-Tecklenburg lässt sich von solchen Statistiken nicht beirren, auch nicht vom Testspiel-Erfolg Anfang April in Stockholm (2:1): "Jede Serie kann irgendwann zuende gehen, das zählt einfach nichts."
Die Bundestrainerin baut auf den Einzug ins Halbfinale. Ihre Spielerinnen bauen darauf. Eigentlich der ganze DFB. "Es ist eine Riesenchance für uns", erklärte Voss-Tecklenburg. "Ich glaube, dass es mit dieser WM, die richtig wahrgenommen wird, eine Nachhaltigkeit in vielen Bereichen geben wird." Das werde aber auch vom deutschen Abschneiden abhängen: "Denn ich möchte nicht wissen, was ihr schreibt, wenn wir Samstag nicht gewinnen", fügte die Bundestrainerin mit Blick auf die Reporter hinzu.
Dass ihre Spielmacherin Dzsenifer Marozsan nach dem Zehenbruch aus dem Auftaktspiel gegen China (1:0) aller Voraussicht nach wieder einsatzbereit ist, stimmt das deutsche Lager zusätzlich hoffnungsfroh. Die Bundestrainerin äußerte sich zu diesem Punkt aber etwas verklausuliert. Eventuell werde sich erst am Spieltag entscheiden, ob "es von Beginn an die Option mit Dzsenifer Marozsan gibt, oder ob wir die Option vielleicht erst im Laufe des Spiels ziehen wollen". Es müsse sich noch zeigen, wie der gebrochene Mittelzeh auf die Belastung im Laufe der Woche reagiert.
Und es könne im übrigen ein langer Abend werden. "Alle wissen, dass die Partie bei 0:0 anfängt und das Spiel vielleicht erst in der Verlängerung oder sogar im Elfmeterschießen entschieden wird. Es wird wieder eine herausfordernde Aufgabe und ein Spiel auf Augenhöhe."
ml/sn (SID, dpa)