Deutschlands Spione
Ein Deutsch-Afghane steht vor Gericht. Er soll als Bundeswehr-Übersetzer für den iranischen Geheimdienst gearbeitet haben. Immer wieder gab es aufsehenerregende Fälle, in denen Spione die Bundesrepublik bespitzelt haben.
In den Fängen des Iran
Ein 51-Jähriger Deutsch-Afghane soll in 18 Fällen Dienstgeheimnisse an den iranischen Geheimdienst weitergegeben haben. Schon 2017 stellte der Verfassungsschutz fest, dass der Iran neben Russland und China zu den Ländern mit den höchsten Spionageaktivitäten in Deutschland gehört. Ein trauriger Höhepunkt: In den 90er Jahren ließ der iranische Geheimdienst vier Exilpolitiker in Berlin erschießen.
Im Dienste der DDR
In Deutschland gibt es seit Jahrzehnten Spionagefälle. Der wohl bekannteste Spion ist Günter Guillaume (auf dem Foto Mitte hintere Reihe). Der DDR-Spitzel arbeitete sich tief in den westdeutschen Politkosmos vor und wurde schließlich Referent des Bundeskanzlers Willy Brandt. So versorgte er bis 1974 die Stasi mit geheimen Dokumenten aus dem Kanzleramt. Seine Enttarnung brachte auch Brandt zu Fall.
Der Geheimdienst-Weltmeister
Noch viel erfolgreicher als Guillaume war aber ein Anderer. Er hieß Heinz Felfe und arbeitete für sage und schreibe sieben Geheimdienste; teilweise parallel. Der BND-Mitarbeiter spitzelte jahrelang für den sowjetischen KGB. Zwischendurch arbeitete er für die Briten und den CIA. 1961 wurde Heinz Felfe enttarnt und verhaftet. Ein Biograf resümierte einmal: Es war Felfes Ego, das ihn antrieb.
Leicht erpressbar
Alfred Frenzel hatte nur einen einzigen Auftraggeber. Der SPD-Politiker spionierte jahrelang für die tschechoslowakische Staatssicherheit. Aber nicht aus ideologischen Gründen. Die Tschechoslowaken hatten ein altbewährtes Druckmittel: Erpressung. Frenzel hatte als junger Mann Kokain geschmuggelt. 1960 flog der erpresste Spion auf, wurde verhaftet und später abgeschoben - in die Tschechoslowakei.
Ein weltweiter Skandal
Spionage ist bei weitem kein Phänomen der Vergangenheit. Es ist erst fünf Jahre her, dass der NSA-Skandal auch Deutschland erfasste. Der Whistleblower Edward Snowden enthüllte weltweite Spionagepraktiken der USA und Großbritanniens. Auch deutsche und europäische Ziele sollen ausgespäht worden sein. Ob dies im großen Stil und systematisch geschehen ist, ist nach wie vor umstritten.
Das "Spiönchen"
Eine konkrete Konsequenz hatte der NSA-Skandal für Markus R. Im Jahr 2016 wurde der ehemalige BND-Mitarbeiter wegen zweifachen Landesverrats verurteilt. Außerdem wurde ihm sein Wahlrecht für fünf Jahre entzogen. Markus R. hatte jahrelang Geheimpapiere an die CIA weitergegeben. Sein Wirken ist im Vergleich zu anderen Spionen eher gering. Die "tageszeitung" bezeichnete ihn deshalb als "Spiönchen".
Sikh unter Verdacht
Und noch ein Fall, der zeigt, dass es Spionage nach wie vor gibt. Zurzeit ist ein indisches Ehepaar in Deutschland angeklagt. Es soll für den indischen Geheimdienst Anhänger der oppositionellen Sikh-Szene und Kashmir-Bewegung sowie deren Angehörige in Deutschland ausspioniert haben. Als Belohnung sollen 7200 Euro geflossen sein. Dem Ehepaar droht bei einer Verurteilung bis zu fünf Jahre Haft.