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Der Weltmeister

5. Juni 2009

Energiepolitik ist für Europa von zentraler Bedeutung. Die Abhängigkeit vom russischen Gas und Erdöl ist in Europa groß. Doch Deutschland zeigt, wie es auch anders gehen könnte.

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Windpark in Sachsen-Anhalt (Foto: DPA)
Windpark in Sachsen-AnhaltBild: picture-alliance/ ZB

Noch setzt Europa auf die fossilen Energieträger. Öl, Gas und Kohle liefern nahezu 80 Prozent der Energie, die in der Europäischen Union verbraucht wird. Die Atomenergie steuert 14 Prozent bei. Nur sieben Prozent entfallen europaweit auf die erneuerbaren Energien Wind, Wasser, Geothermie, Sonne und Biomasse.

In Deutschland dagegen werden schon fast zehn Prozent aus diesen klimaschonenden Quellen gewonnen. Damit ist Deutschland europaweit an der Spitze, vor allem was die Gewinnung von Strom aus erneuerbaren Energien angeht, sagt Björn Klusmann, Geschäftsführer des Bundesverbands Erneuerbarer Energien, BEE in Berlin.

Politischer Rückenwind

Solaranlage in Brandenburg (Foto: AP)
Solaranlage in BrandenburgBild: AP

Um dahin zukommen, bedurfte es kräftigen Rückenwinds aus der Politik. Den lieferte zunächst das Stromeinspeisungsgesetz des Jahres 1997. Es garantierte den Erzeugern alternativer Energien, dass sie ihren Strom zu festgesetzten Preisen in das öffentliche Stromnetz einspeisen durften. Im Jahr 2000 wurde das Stromeinspeisungsgesetz durch das Erneuerbare Energiengesetz EEG abgelöst. Es verpflichtete die Energieunternehmen, für den alternativ erzeugten Strom Vergütungen zu bezahlen, die zum Teil erheblich über dem konventionell erzeugten Strom liegen. Die erhöhten Preise wurden jedoch letztendlich auf die Verbraucher umgelegt.

"Dass EEG war ganz klar eine Politikinnovation", erklärt Klusmann. Und es fand Nachahmer überall in Europa. Viele EU-Staaten hätten sich am deutschen Modell orientiert und ähnliche Gesetze verabschiedet. Weltweit habe das Gesetz bereits 40 Nachahmer gefunden.

Wachstumsboom ausgelöst

Deutschlands größte Geothermieanlage bei München (Foto: DPA)
Die Wärme kommt aus der Erde - Deutschlands größte Geothermieanlage bei MünchenBild: picture alliance / dpa

In Deutschland löste das EEG einen wahren Wachstumsboom in der Branche aus. Überall entstanden Windparks und Solaranlagen. Vor kurzem weihte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel in Unterhaching das bislang größte deutsche Geothermie-Kraftwerk ein. Die Geothermie nutzt die Erdwärme zur Energieerzeugung. Derzeit liefert das Kraftwerk 2 Megawatt Strom. In Zukunft soll das auf 3,4 Megawatt ausgebaut werden.

Besonders erfolgreich ist in Deutschland aber die Nutzung der Windenergie - in dieser Branche sind schon 800.000 Menschen beschäftigt. 500.000 weitere Arbeitsplätze hat die Solarwirtschaft geschaffen. Es könnten noch viel mehr werden, sagt BEE-Geschäftsführer Klusmann, "die erneuerbaren Energien sind trotz der Wirtschaftskrise ein Jobmotor". Im Jahr 2008, dem ersten Jahr, in dem die Auswirkungen der Wirtschaftskrise spürbar waren, seien in diesem Bereich 30.000 zusätzliche Arbeitsplätze entstanden. "Die Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien sind nachhaltige und dauerhafte Arbeitsplätze", unterstreicht Klusmann, "weil es eine Zukunftsindustrie ist".

Hohes Potential

Daher seien Regionen, die schon frühzeitig auf den Strukturwandel hin zu einer neuen Energieversorgung gesetzt hätten, jetzt weniger stark von der Krise und dem Arbeitsplatzabbau betroffen. Die Branche rechnet damit, dass die Wirtschaftskrise höchstens kurzfristig auch die erneuerbaren Energien betreffe, wenn zum Beispiel Kredite nicht gewährt würden oder Investitionen ausblieben. Mittel- und langfristig aber sei das Wachstumspotential ungeheuer groß, heißt es.

"Wenn derzeit 10 Prozent des Energiebedarfs in Deutschland durch erneuerbare Energien abgedeckt werden, haben wir noch 90 Prozent vor uns", sagte Klusmann zuversichtlich. Denn das Ziel müsse sein, die Energieversorgung komplett auf erneuerbare Energien umzustellen, und dabei weiterhin Spitzenreiter zu bleiben.

Autorin: Bettina Marx

Redaktion: Kay-Alexander Scholz