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Konjunktur

21. August 2011

Bislang schien die deutsche Wirtschaft zu robust, als dass ihr die Turbulenzen an den Weltbörsen etwas anhaben könnte. Doch es gibt Stimmen, die vor einem Rückfall in die Rezession warnen. Andere bleiben optimistisch.

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Symbolbild Rezession (Quelle: fotolia)
Bild: Fotolia/flashpics

Die Auftragsbücher in vielen deutschen Unternehmen sind prall gefüllt, die Produktionsanlagen sehr gut ausgelastet, der Exportmotor läuft, der Arbeitsmarkt entwickelt sich positiv. Die Automobilhersteller arbeiten an der Kapazitätsgrenze, viele Kunden müssen monatelang auf ihr Wunschauto warten. Die Maschinenbauer, neben der Autoindustrie die zweite extrem wichtige Säule der deutschen Volkswirtschaft, melden ebenfalls eine oft sehr gute Auftragslage. Genauso die chemische Industrie. Auch hier heißt es: Alles gut! Spricht man in diesen Tagen angesichts der andauernden Börsenturbulenzen mit Managern aus deutschen Unternehmen, hat man das Gefühl: Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Die Silhouette eines Arbeiters auf einer Baustelle in Frankfurt am Main neben Stahlstreben. (Foto: dpa)
Heute am Abgrund - und morgen schon einen Schritt weiter?Bild: picture-alliance/dpa

Schlechte Nachrichten

Hat es aber doch. Denn die weltweite Panik an den Aktienmärkten hat handfeste Gründe: Es sind die Schuldenkrisen in der Eurozone und in den USA. Zudem kommen aus der weltgrößten Volkswirtschaft derzeit ziemlich negative Konjunktursignale. Und damit kommt der Aktiencrash nun auch in der Realwirtschaft an. Das erste Warnsignal hierzulande sandten die Wirtschaftsstatistiker aus Wiesbaden, wo das Statistische Bundesamt seinen Sitz hat: Das Bruttoinlandsprodukt ist im zweiten Quartal, verglichen mit den drei Monaten davor, nur marginal um 0,1 Prozent gewachsen.

Bremst die Lokomotive?

Börsenticker am Sitz von Morgan Stanley in New York. (AP Photo)
Schlechte Nachrichten überbrachte Morgan StanleyBild: AP

Eine andere schlechte Nachricht kam vor einigen Tagen von der US-Bank Morgan Stanley: Die senkte ihre Prognose für das weltweite Wirtschaftswachstum und beschrieb die Lage in Europa und den USA als "am Rande der Rezession." Schwächt sich aber die Konjunktur beispielsweise in den Schwellenländern ab, dann wird die exportorientierte Wirtschaft besonders darunter leiden: Der harsche Einbruch der deutschen Wirtschaftsleistung um fünf Prozent im Krisenjahr 2009 ist allen noch zu gut in Erinnerung. Da Deutschlands Wirtschaftsleistung aber mehr als ein Viertel des Bruttoinlandsproduktes der gesamten Eurozone ausmacht, wird klar, wohin die Reise gehen könnte.

Gute Nachrichten

Prof. Clemens Fuest, Direktor am Centre for Business an der Universität Oxford. (Foto: privat)
Clemens Fuest sieht noch keinen AbsturzBild: Clemens Fuest

Könnte, muss aber nicht. So sieht der renommierte Finanzwissenschaftler Clemens Fuest von der Universität Oxford "eine Abschwächung des Wachstums". Aber die Faktenlage spreche gegen einen Absturz der Konjunktur, zitiert die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" den Ökonomen. Joachim Fels hingegen, der Chefökonom von Morgan Stanley, sieht das Risiko einer Rezession in Deutschland bei 25 Prozent. Der "Welt am Sonntag" sagte er: "Die schwachen Märkte schwächen die Konjunktur – was wiederum die Märkte belastet. Das ist ein Teufelskreis, aus dem es keinen einfachen Ausweg gibt." Dem widerspricht die deutsche Kanzlerin. Im Zweiten Deutschen Fernsehen sagte Angela Merkel am Sonntag (21.08.2011), sie sehe nichts, was auf eine Rezession in Deutschland hindeute. Auch Dieter Hundt, Chef des deutschen Arbeitgeberverbandes argumentierte in diese Richtung. Dem "Hamburger Abendblatt" sagte Hundt, er rechne in diesem Jahr mit einem Wachstum von mehr als drei Prozent. Und auch die Bundesagentur für Arbeit hält an ihrer Einschätzung fest. Zwar gebe es neue Risiken, sagte Agenturchef Frank-Jürgen Weise der Deutschen Presse-Agentur, man gehe aber weiter von einer positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt bis ins nächste Jahr hinein aus.

Autor: Henrik Böhme
Redaktion: Hajo Felten