Deutschland und die USA: pragmatische Partner
26. November 2019Optimismus in den USA, Pessimismus in Deutschland: So ließe sich das Ergebnis der soeben veröffentlichten Studie des Pew Research Centers hinsichtlich der Beziehungen der beiden Staaten zueinander umreißen. So empfinden drei Viertel der Amerikaner (75 Prozent) die Beziehungen zu Deutschland als gut – während zwei Drittel der Deutschen (64 Prozent) sie als schlecht beurteilen. Immerhin ist das eine Verbesserung zum Vorjahr als noch 73 Prozent der Deutschen pessimistisch auf die Beziehungen blickte.
Deutschland und die USA seien zwar durch eine wichtige Partnerschaftverbunden, empfinden die Bürger beider Staaten. Größere Priorität haben für sie allerdings jeweils andere Länder. So sehen die 36 Prozent der Amerikaner Großbritannien als wichtigsten Partner, gefolgt von China, Kanada und Israel - während Deutschland erst an fünfter Stelle folgt. Die Deutschen hingegen messen den USA eine höhere Bedeutung zu. Zwar sieht die Mehrheit Frankreich als wichtigsten Partner; doch direkt danach folgen die USA: 42 Prozent der Befragten sehen sie als das Land, das für Deutschland die größte Bedeutung hat.
Die Beziehung zu Russland
Immer größeres außenpolitisches Gewicht hat in den vergangenen Jahren Russland erhalten. Sowohl in der Ukraine als auch in Syrien schreckt das Land zum Schutz seiner Interessen auch vor Gewaltanwendung nicht zurück. Die verstärkte außenpolitische Präsenz findet ihren Niederschlag auch in der Bedeutung, die die Bürger der USA und Deutschlands Russland zumessen. So sprechen 61 Prozent der Amerikaner den Beziehungen zu Deutschland eine höhere Bedeutung zu als denen zu Russland; 26 Prozent der Befragten stellen die Verbindungen zu Russland über die zu Deutschland. Anders bewerten die Deutschen ihre Beziehungen zu den beiden Ländern: So sind für die Mehrheit (39 Prozent) die Beziehungen zu den USA wichtiger als zu Russland; doch exakt ein Viertel der Befragten wertet ein gutes Verhältnis zu Moskau höher als das zu Washington.
Unterschiedlich bewerten die Befragten beider Länder auch die Stationierung von US-Truppen in Deutschland. 56 Prozent der Amerikaner messen ihr für die nationale Sicherheit sehr hohe Bedeutung zu. Nur fünf Prozent sind hingegen der Auffassung, sie seien unbedeutend. In Deutschland herrscht hingegen eine andere Einschätzung vor: Nur 15 Prozent der Befragten sehen die US-Basen als bedeutenden Beitrag zur Sicherheit ihres Landes. Genauso viele halten sie für unbedeutend. Die große Mehrheit – knapp 70 Prozent hält sie für mehr oder weniger bedeutend.
Deutschland: mehr internationales Engagement?
Eine nahezu zeitgleich veröffentlichte demoskopische Untersuchung der Körber-Stiftung hat die Haltung der deutschen Bevölkerung zu außenpolitischen Themen ermittelt. Die Frage etwa, ob Deutschland international mehr Verantwortung übernehmen sollte, beantworteten 43 Prozent der Befragten mit Ja. 49 Prozent hingegen waren der Ansicht, Deutschland solle sich weiter zurückhalten. Das gilt auch für das deutsche Engagement für Krisen.
Mit Sorge betrachten die Deutschen insbesondere das Verhältnis zu den USA unter der Regentschaft Donalds Trumps. Für ein knappes Viertel stellt diese Beziehung die größte Herausforderung überhaupt dar. Auf sie folgt mit großem Abstand die Beziehung zu Russland – sie wird von acht Prozent der Befragten als größte Herausforderung gesehen. Vier Prozent sorgen sich indessen vor allem um das Verhältnis zu Asien inklusive China, drei Prozent um das zur Türkei unter Präsident Erdogan.
Mit Blick auf die USA sprechen sich 50 Prozent der Befragten für eine verstärkte Zusammenarbeit aus, rund ein Drittel (35 Prozent) ist hingegen der Auffassung, Deutschland solle die Zusammenarbeit reduzieren.
Die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA sind nicht schlecht, so lassen sich die Ergebnisse der zwei Studien zusammenfassen. Sie sind allerdings auch alles andere als exzellent.