Deutschland nicht mehr so wettbewerbsfähig
1. Juni 2017Im weltweiten Vergleich der wettbewerbsfähigsten Standorte ist Deutschland laut einer Studie das dritte Jahr in Folge abgerutscht. Die Bundesrepublik liegt in diesem Jahr auf dem 13. Platz von 63 untersuchten Staaten, wie die Schweizer Business School IMD (International Institute for Management Development) zu ihrer Rangliste mitteilte. 2014 war Europas größte Volkswirtschaft noch auf den sechsten Platz vorgerückt, 2015 dann auf den zehnten und 2016 auf den zwölften Rang zurückgefallen. Die Studie, die auf Daten wie Beschäftigung und Handel sowie auf einer weltweiten Befragung von 6250 Managern fußt, attestiert Deutschland hohe bürokratische Hürden für die Unternehmensgründung.
Stadtstaaten wie Hongkong und Singapur vorne - USA fallen zurück
Wettbewerbsfähigster Standort ist demnach wieder Hongkong, gefolgt von der Schweiz und Singapur. "Diese Länder haben ein unternehmensfreundliches Umfeld beibehalten, das Offenheit und Produktivität fördert", erläuterte IMD-Direktor Arturo Bris. Die USA fallen wegen der Unsicherheit um die Auswirkungen der Präsidentschaft von Donald Trump auf den amerikanischen Wirtschaftsstandort auf Rang vier zurück, die schlechteste Platzierung seit fünf Jahren. Noch vor zwei Jahren hatte die weltgrößte Volkswirtschaft den ersten Rang belegt. Die Niederlande rücken vom achten auf den fünften Platz vor.
China macht sieben Ränge gut und findet sich auf dem 18. Platz wieder. Das könne man auf dessen Bekenntnis zum internationalen Handel zurückführen, so Bris. Die Schlusslichter der Rangliste sind vor allem Länder, die politische und wirtschaftliche Unruhen erleben. Dies betrifft Staaten wie die Ukraine (Platz 60 von 63), Brasilien (61) und Venezuela (63).
Digitales Ranking
Erstmals hat IMD eine besondere Rangliste zur digitalen Konkurrenzfähigkeit angelegt. Diese misst auch Kriterien wie die Fähigkeit zur Übernahme von digitalen Techniken. Und zwar solche, die zu Veränderungen in der Regierungspraxis, in Geschäftsmodellen und in der Gesellschaft generell führen werden.
Hier führt Singapur, gefolgt von Schweden, den USA und Dänemark. Singapur und Schweden hätten eine Regulierungspolitik entwickelt, die sowohl das im Land vorhandene Talent nutze als auch ausländisches Talent anziehe, sagte Bris.
Die USA investierten vor allem in Wissenschaft und die Erzeugung neuer Ideen und verfolgten traditionell eine Innovationspolitik. "In digital wettbewerbsfähigen Ländern muss der Staat die Annahme neuer Technologien erleichtern", erklärte er weiter. "Von enormer Wichtigkeit im digitalen Ranking ist die Frage, wie übernahmebereit und beweglich Volkswirtschaften sind, wenn technischer Wandel bevorsteht." Deutschland landet hier auf Rang 17.
se/ml (rtr, neue zürcher zeitung)