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Deutschland-Jahr in Japan

Alexander Freund, Tokio 6. April 2005

Bundespräsident Horst Köhler hat in Tokio das Deutschland-Jahr eröffnet. Mit vielen Veranstaltungen in den nächsten Monaten soll das zwar gute, aber doch etwas angestaubte Image der Deutschen in Japan aufpoliert werden.

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Handschlag zwischen Präsident Köhler und Kronprinz NaruhitoBild: AP

Japanische Schulkinder tragen noch heute eine Art preußische Schuluniform. Japaner nehmen beim Wandern einen "Rukkusaku" mit, was so ähnlich klingt wie das deutsche Wort für Rucksack. Und sehr viele Japaner können aus dem Gedächtnis heraus Beethovens "Ode an die Freude" anstimmen. Kurzum: Zwischen beiden Ländern gibt es trotz aller Unterschiedlichkeit viele Gemeinsamkeiten - und die soll das Deutschlandjahr den Japanern noch einmal in Erinnerung rufen und intensiv für Deutschland werben.

Ein Jahr lang wird sich Deutschland mit einer Vielzahl herausragender kultureller, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Projekte in Japan präsentieren, um mit einem frischeren Deutschlandbild neues Interesse zu wecken. Denn das traditionell gute Deutschlandbild in Japan müsse dringend etwas aufpoliert werden, sagte Bundespräsident Köhler zur feierlichen Eröffnung des Deutschlandjahres: "Mit ihm wollen wir die Routine aufbrechen, die sich in die bilateralen Beziehungen eingeschlichen hat. Wir wollen Sie, die Japaner, wieder neugierig auf Deutschland machen. Vor allem die junge Generation soll die Chance erhalten, Deutschland als innovatives, weltoffenes Land einer vielfältigen Kultur zu entdecken - als ein Land mit Elan und Ideen, als ein Land, das aus seiner Lage in der Mitte Europas etwas macht."

Umfassende Präsentation

Nie zuvor hat sich Deutschland so umfassend in einem anderen Land präsentiert: mit etwa 750 Veranstaltungen - vom ganz südlichen Okinawa bis hoch hinaus ins nördliche Hokkaido - will sich Deutschland als aktiver Wirtschaftspartner, als traditionsreiches Kulturland und als moderner Bildungs-, Forschungs- und Investitionsstandort darstellen.

Kulturelle Glanzlichter setzen die Gastspiele der renommiertesten Deutschen Orchester und Bühnen, und auch die großen Museen öffnen ihre Schatzkammern. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresdens präsentieren ihre Stadt als "Spiegel der Welt" und die Museen der Berliner Museumsinseln zeigen in Japan die Ausstellung "Das Göttliche in der Kunst". Darüber hinaus sollen zahlreiche Projekte auch ein neues, innovatives und dynamisches Bild von Deutschland vermitteln.

Deutsche Musik in Japan

Gerade jungen Japanern soll gezeigt werden, dass in Deutschland auch im Bereich Lifestyle, Mode und Design-Trends gesetzt werden. Entsprechend ist von Pop bis elektronischer Musik auch die ganze Bandbreite der deutschen Musikszene zu erleben.

Aber auch die Bereiche Wissenschaft und Forschung haben einiges zu bieten, nicht nur auf der Weltausstellung (EXPO) in Aichi, sondern auch bei der Ausstellung "Science Tunnel", die deutsche Spitzenforschung von der Teilchen- bis zur Astrophysik zeigt.

Den Austausch mit japanischen Firmen fördert die Japan-Initiative der deutschen Wirtschaft mit zahlreichen Präsentationen und Symposien, ein eigens fürs Handy entwickelter Sprachkurs soll den Japanern den Zugang zu Deutschland erleichtern.

Sportliche Begegnung

Im Zeichen der Verständigung steht auch der Sport. So gibt es in Yokohama ein Freundschaftsspiel im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland. Und als Einstimmung wird in den japanischen Kinos der deutsche Film "Das Wunder von Bern" gezeigt, die rührende Geschichte des ersten deutschen Gewinns der Fußball-Weltmeisterschaft.

Das Deutschlandjahr soll eben die ganze Facette des Landes zeigen und einen Bogen zwischen Tradition und Innovation spannen. Die Konzentration auf die kulturellen und wirtschaftlichen Stärken Deutschlands kommt auf japanischer Seite gut an, denn viele Japaner schätzen Deutschland als das Land der Klassik und der Burgen, der Autos und der Werkzeuge. Allerdings ist dieses Bild Deutschland-Bild mit den Schwerpunkten "romantisch" und "zuverlässig" den Deutschen selbst zu altmodisch. Ein Jahr lang - von jetzt an bis kurz vor der Fußballweltmeisterschaft 2006 - kann Deutschland nun also den Japanern beweisen, dass es nicht nur ein leistungsstarker Wirtschaftsstandort und eine bedeutende Kulturnation ist, sondern auch ein Land der Ideen, der Kreativität und der Lebensfreude.