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Deutschland: Inflationsdruck schwindet

29. November 2023

Die Inflationsrate in Deutschland ist im November weiter gefallen. Die Verbraucherpreise legten um durchschnittlich 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Im Oktoberhatte die Rate noch bei 3,8 Prozent gelegen.

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Kassenzettel und Waren in einem Supermarkt-Einkaufswagen
Kassenzettel und Waren in einem Supermarkt-EinkaufswagenBild: Martin Wagner/IMAGO

Sinkende Energiepreise haben die Inflationsrate im November auf den niedrigsten Stand seit rund zweieinhalb Jahren gedrückt. Die Verbraucher mussten für Waren und Dienstleistungen durchschnittlich 3,2 Prozent mehr bezahlen als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch zu seiner ersten Schätzung mitteilte. Einen niedrigeren Wert gab es zuletzt im Juni 2021 mit 2,4 Prozent.

Im Oktober hatte die Teuerungsrate noch 3,8 Prozent betragen. Der Rückgang fällt überraschend stark aus: Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit 3,5 Prozent gerechnet. Von Oktober auf November sanken die Verbraucherpreise sogar, und zwar um 0,4 Prozent.

Inflation langfristig auf dem Rückzug

Günstiger als im November 2022 wurde Energie, nachdem etwa die Ölpreise trotz des eskalierenden Nahostkonfliktes zuletzt merklich gefallen waren. Sie verbilligte sich um 4,5 Prozent. Preistreiber blieben dagegen Nahrungsmittel, die im Schnitt 5,5 Prozent mehr kosteten. Dienstleistungen verteuerten sich um 3,4 Prozent. Die Teuerungsrate ohne Nahrungsmittel und Energie, oftmals auch als Kerninflation bezeichnet, lag bei 3,8 Prozent.

Ökonomen rechnen im Trend mit einem weiter nachlassenden Preisdruck. "Zwar dürfte die Inflationsrate im Dezember vorübergehend noch einmal auf etwa vier Prozent steigen", sagte der Konjunkturchef des Ifo-Instituts, Timo Wollmershäuser. Hier komme jedoch ein Basiseffekt zum Vorschein: Denn im Dezember 2022 sanken die Gaspreise für die Verbraucher kräftig, da der Staat die Kosten für den Abschlag übernahm. "Aber bereits zu Beginn des kommenden Jahres wird die Inflationsrate auf unter drei Prozent sinken", sagte Wollmershäuser.

Die Deutsche Bank rechnet damit, dass die Verbraucherpreise im kommenden Jahr um durchschnittlich 2,8 Prozent steigen werden, nach sechs Prozent im zu Ende gehenden Jahr. Besonders die Dienstleister dürften versuchen, gestiegene Lohnkosten auf ihre Kunden abzuwälzen. Die EZB strebt eine Inflationsrate von zwei Prozent als Idealwert an.

Lange letzte Meile

Experten warnen indes vor möglichen Rückschlägen. "Im Kampf gegen die Inflation ist die letzte Meile immer die schwierigste", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Besonders bei den arbeitsintensiven Dienstleistern seien die Löhne kräftig gestiegen. Diese dürften versuchen, die höheren
Personalkosten an ihre Kunden weiterzugeben.

"Es besteht zudem das Risiko, dass die Entscheidungen der Bundesregierung auch die Inflation wieder befeuern", sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Die nun doch schon Ende Dezember auslaufenden Preisbremsen für Strom, Gas und Wärme würden zu einer erhöhten Inflationsrate in den ersten drei
Monaten des Jahres 2024 führen. "Ebenfalls preistreibend dürfte die Rückkehr zum normalen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent bei Erdgas und Fernwärme sein", sagte Dullien.
 

dk/bea (dpa, rtr)