Deutschland in Katar nur Außenseiter
13. Januar 2015Einen ersten Vorgeschmack auf die WM bekamen die deutschen Handballer schon in Frankfurt am Main. Mit einer Maschine der in Doha beheimateten Qatar Airways reiste der Tross des Deutschen Handballbundes (DHB) zum Turnier in Katar. Vom 15. Januar bis 1. Februar wird der Nachfolger von Titelverteidiger Spanien gesucht. Dass die Deutschen überhaupt mit an den Persischen Golf reisen und sich mit den besten Handballnationen messen dürfen, haben sie nicht einer gelungenen Qualifikation, sondern einer Wildcard des Welthandballverbands IHF zu verdanken. Die Begründung: Die DHB-Auswahl sei das beste Team der WM 2013, das sich nicht qualifizierte. Deutschland hatte bei der vergangenen WM in Spanien Platz fünf belegt.
Seltsam mutet allerdings an, dass das eigentlich bereits qualifizierte Australien wieder vom Turnier ausgeschlossen wurde, um für die Deutschen Platz zu machen. Die IHF verteidigte diese Maßnahme damit, dass Ozeanien keinen anerkannten Kontinentalverband habe. Dies sei den Australiern bereits vor den für ungültig erklärten Qualifikationsspielen mitgeteilt worden.
Das Verfahren ist jedoch nicht nur wegen seiner Intransparenz umstritten. Schließlich hatte Australien zuvor an sieben WM-Turnieren teilgenommen. Auch Island und Saudi-Arabien rückten auf Beschluss des Weltverbandes nach. Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate hatten ihre WM-Teilnahme aus politischen Gründen zunächst zurückgezogen, wollten nach Lösung der Probleme dann aber doch wieder teilnehmen. Doch das ließ die IHF nicht zu. Warum allerdings mit Saudi-Arabien der Sechste der Asienmeisterschaft und nicht Südkorea als Fünfter sowie Island als Nummer eins einer Europa-Rangliste statt zum Beispiel Asiens Nummer sieben Kuwait nachrückten, ist unklar.
Enger Kreis von Titelanwärtern
Abseits aller Querelen und Streitereien im Vorfeld, darf aus sportlicher Sicht ein hochklassiges Turnier erwartet werden. Für den Titel kommt nach Experten-Meinungen allerdings nur ein Quartett infrage: Titelverteidiger Spanien, Olympiasieger Frankreich, der WM-Zweite Dänemark und der WM-Dritte Kroatien. "Das sind die klassischen Favoriten. Und von diesen vieren tippe ich auf Dänemark", meinte auch Bundestrainer Dagur Sigurdsson.
Verbands-Vizepräsident Bob Hanning erwartet von Deutschlands Handballern, die in Gruppe D auf Polen, Russland, Dänemark, Argentinien und Saudi-Arabien treffen, mindestens das Erreichen der Top-16-Runde. "Ins Achtelfinale müssen wir, das Viertelfinale wäre ein Erfolg", sagte der DHB-Funktionär. "Das Halbfinale wäre ein Traum." Für die internationalen Buchmacher sind die deutschen Handballer indes nur Außenseiter.
Neben dem Kampf um den Weltmeister-Titel spielt auch das Rennen um die vorderen Plätze eine große Rolle. Denn neben dem Titelträger qualifizieren sich auch der Zweite und Dritte für die kommende WM 2017 in Frankreich. Sollten die Franzosen das Halbfinale erreichen, sind es gar die ersten Vier. Zudem steht die Olympiateilnahme auf dem Spiel. Der Weltmeister ist 2016 in Rio dabei. Die Teams auf den Rängen zwei bis sieben qualifizieren sich für Ausscheidungsturniere. "Platz sieben wäre optimal. Einen olympischen Platz nehme ich immer", sagte Bundestrainer Dagur Sigurdsson.
Katar als Größe im Weltsport
Die Handball-WM ist ein weiteres sportliches Großereignis, mit dem sich Katar ein internationales Renommee verschaffen möchte. 2019 werden in den kleinen Emirat auch die Leichtathletik-Weltmeisterschaften stattfinden, 2020 die Fußball-WM. Dazu kommen die Straßenrad-WM 2016 und die Turn-Weltmeisterschaften 2018. Auch für die Olympischen Sommerspiele wollten sich die Scheichs mit Doha schon bewerben, wurden aber vom IOC nicht als Kandidatenstadt zugelassen.
In der Aspire Academy, dem größten, modernsten und teuersten Trainingszentrum der Welt werden talentierte junge Sportler zu Spitzenathleten geformt. Zu den Sportarten, die Aspire besonders unterstützt, gehören Fußball, Tischtennis, Squash, Fechten, Leichtathletik und Schwimmen.
Die eng mit dem katarischen Königshaus verbundene Quatar Foundation ist zudem Trikotsponsor des FC Barcelona. Die Investmentgruppe unterstützt die Katalanen um Superstar Lionel Messi zunächst fünf Jahre lang mit angeblich 170 Millionen Euro.