Deutschland feiert 25 Jahre Einheit
3. Oktober 2015Für Angela Merkel und Joachim Gauck begann der Tag in der Frankfurter Paulskirche. Dort trugen sich die Bundeskanzlerin und der Bundespräsident ins Goldene Buch der Stadt ein. Die Paulskirche gilt als Wiege der parlamentarischen Demokratie in Deutschland.
Den spirituellen Auftakt zum Festakt bildete dann ein ökumenischer Gottesdienst im Kaiserdom. Unter dem Motto "Liebe überwindet Grenzen" versammelten sich etwa 1.100 Menschen, darunter neben Merkel und Gauck auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und andere hochrangige Repräsentanten aus Politik und Gesellschaft.
Mit einem Festakt in der Alten Oper erreichen die offiziellen Feiern dann ihren Höhepunkt - unter den rund 1500 geladenen Gästen sind auch der frühere deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher, EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sowie 50 einstige DDR-Bürgerrechtler.
Vielfältiges Deutschland
Schon am Freitag startete ein Bürgerfest in Frankfurt, das bis Sonntag mehr als eine Million Besucher anziehen dürfte. Sie können an insgesamt mehr als 300 Veranstaltungen teilnehmen und die "Ländermeile" am Mainufer entlangbummeln, auf der die 16 deutschen Bundesländer ihre kulturelle und kulinarische Vielfalt präsentieren.
Zum Auftakt des Festes bezeichnete der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier die deutsche Wiedervereinigung als "Wunder". "Vor 25 Jahren sind Diktatur, Mauer und Stacheldraht überwunden worden. Und das ohne einen einzigen Schuss", betonte der amtierende Bundesratspräsident. Die zentrale Feier am Tag der Deutschen Einheit wird immer von dem Bundesland ausgerichtet, das den Bundesratspräsidenten stellt. Aber auch in Berlin und anderen Städten wird der Jahrestag begangen.
Glückwünsche kamen unter anderem von US-Außenminister John Kerry: "Das heutige vereinte Deutschland inspiriert Menschen in der ganzen Welt mit seinem Einsatz für Demokratie, Menschenrechte und Wohlstand", erklärte Kerry.
Im Bundestag waren hingegen auch kritische Töne zu hören - wie etwa von Iris Gleicke, der Beauftragten der Bundesregierung für die ostdeutschen Bundesländer. So sei die Entwicklung seit 1990 nicht immer positiv für den Osten verlaufen. "Es gab nicht nur andauernden Erfolg und immerwährendes Wachstum", sondern eben auch "verheerende Massenarbeitslosigkeit" und schwere Fehleinschätzungen. Heute sei die Angleichung der Lebensverhältnisse zwar auf gutem Wege. Aber: "Der Aufholprozess kommt schon seit Jahren nur noch langsam voran", sagte Gleicke.
"Deutschland überwinden"
Hunderten Demonstranten in Frankfurt war gar nicht zum Feiern zumute - ganz im Gegenteil. Unter dem Motto "Grenzen abschaffen - Deutschland überwinden" zogen sie durch die Innenstadt. Sie nahmen damit das offizielle Motto "Grenzen überwinden" aufs Korn. "Was ihr feiert: Ausgrenzung, Armut, Abschottung", kritisierten die Demonstranten vor allem mit Blick auf die geplante Verschärfung des Asylrechts.
wa/SC (dpa, epd)