Deutsches Kino beim Shanghai Filmfestival
18. Juni 2017"Die Stimmung ist gut. Der deutsche Film hat einen guten Lauf", stellte Kulturstaatsministerin Monika Grütters vor kurzem noch beim Festival in Cannes fest. 16 Filme mit deutscher Beteiligung waren an der Croisette gezeigt worden, am Ende bekam Diane Kruger den Preis als beste Darstellerin.
49 deutsche Filme in Shanghai
Ob es auch in Shanghai am Ende für eine Auszeichnung reicht, bleibt abzuwarten. Die Chancen dafür stehen gar nicht schlecht. Nicht weniger als 49 deutsche Filme und Co-Produktionen laufen nach Angaben von "German Films" beim Festival (17.-26.Juni 2017) - in fast allen Sektionen. In der Hauptkategorie, dem Wettbewerb um den Goldenen Pokal, wird "Simpel" von Markus Goller gezeigt, prominent besetzt mit David Kross, Frederick Lau, Emilia Schüle und Devid Striesow.
In "Simpel" erzählt Regisseur Goller die Geschichte der Brüder Ben und Barnabas. Letzterer ist geistig zurückgeblieben. Nachdem die Mutter stirbt, soll er in ein Heim abgeschoben werden. Doch Ben ist strikt dagegen. Die beiden machen sich daraufhin auf den Weg zum verschwundenen Vater. "Simpel" tritt im Wettbewerb gegen 13 Konkurrenten an, darunter Werke von prominenten Regisseuren wie Bille August, Robert Mullan und Ann Hui. Zuletzt hatten in den Jahren 2006 und 2007 Filme aus Deutschland in Shanghai gewinnen können: Chris Kraus und sein Film "Vier Minuten", "Frei nach Plan" von Franziska Meletzky im Jahr darauf.
Dokumentarischer Beitrag zur Flüchtlingskrise
Auch in den anderen Programmsektionen ist Deutschland 2017 vertreten. Im Dokumentarfilmwettbewerb beteiligt sich Jakob Preuss mit "Als Paul über das Meer kam". Preuss erzählt hier die Geschichte von Paul, einem Flüchtling aus Kamerun, den der Regisseur schon länger kennt.
Im Animationsfilm-Wettbewerb ist "Überflieger - kleine Vögel, großes Geklapper" von Toby Genkel und Reza Memari dabei. Außerdem läuft als Weltpremiere "Berlin Falling" von und mit Ken Duken in der Reihe "Jackie Chan Action Movie Week". Duken erzählt die Geschichte eines ehemaligen Elitesoldaten, der in Deutschland Schwierigkeiten hat Fuß zu fassen.
Fassbinder wird gleich sechsmal gezeigt
Die Programme "Focus Germany" und "Spectrum" zeigen darüber hinaus 27 weitere deutsche Filme jüngeren Datums von Regisseuren wie Kai Wessel, Fatih Akin, Johannes Naber, Christian Schwochow und Marie Noëlle. Die Sektion "Tribute to Masters" wird in diesem Jahr dem deutschen Regisseur Rainer Werner Fassbinder ausgerichtet. Insgesamt sechs Filme des 1982 gestorbenen Filmgenies bekommt das chinesische Publikum zu sehen. Die restaurierte Version des Klassikers "Der müde Tod" von Fritz Lang wird ebenfalls in Shanghai aufgeführt.
Die deutschen Premieren werden von zahlreichen Regisseuren, Produzenten und Schauspielern persönlich präsentiert. Das Festival gehört zu den sogenannten A-Festivals, ist formal also Cannes, Venedig und Berlin gleichgestellt. Es wurde 1993 gegründet und zunächst alle zwei Jahre ausgerichtet. Seit Anfang des neuen Jahrtausends findet es jährlich statt.