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Signal für Neuanfang

3. April 2008

Als Konsequenz aus der Finanzaffäre tritt der deutsche UNICEF-Vorstand komplett zurück. Damit will das Kinderhilfswerk der UNO das Vertrauen der Spender zurückgewinnen. Am 10. April wird ein neuer Vorstand gewählt.

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Reinhard Schlagintweit (Quelle: AP, 06.02.2008)
Schlagintweit: Führungsriege wird ausgetauschtBild: AP

Der Interimsvorsitzende Reinhard Schlagintweit hat am Donnerstag (03.04.2008) eine außerordentliche Mitgliederversammlung am 10. April in Berlin angekündigt, auf der ein neuer Vorstand gewählt werden solle. Alle amtierenden Vorstandsmitglieder würden ihre Ämter zur Verfügung stellen, sagte Schlagintweit. "Ein neu gewählter Vorstand soll das Signal für den Neuanfang bei UNICEF setzen." Es gelte jetzt, das Vertrauen der Spender zurück zu gewinnen und die weltweite Arbeit von UNICEF für Kinder und ihre Rechte wieder in den Blickpunkt zu rücken.

Struktur verbessern

UNICEF-Logo (Quelle: AP)
UNICEF-LogoBild: AP

Laut Satzung wählt die Mitgliederversammlung, das höchste Organ des deutschen UNICEF-Zweigs, den Vorstand. Der Mitgliederversammlung gehören bis zu 60 gewählte Vertreter sowie laut der UNICEF-Website elf bestellte Persönlichkeiten an. Das deutsche Komitee ist ein eigenständiger Verein, der das UN-Kinderhilfswerk unterstützt. Der neue Vorstand könne auf bereits eingeleitete Reformen aufbauen. So werde der nächste UNICEF-Geschäftsbericht eine ausführliche Finanzberichterstattung mit Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung enthalten. Struktur und Satzung von UNICEF würden geprüft und verbessert.

Verschleuderung von Spenden

UNICEF wurde die Verschleuderung von Spenden vorgeworfen, besonders wegen der Zahlung überhöhter Honorare und anteiliger Provisionen an externe Spendenwerber. Verträge über hohe Summen wurden ohne schriftliche Unterlagen geschlossen. Die ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende Heide Simonis trat Anfang Februar 2008 im Streit mit dem langjährigen Geschäftsführer Dietrich Garlichs zurück. Bald darauf stellte auch Garlichs sein Amt zur Verfügung.

Spendeneinbruch stoppen

UNICEF-Spendenbüchse (Quelle: dpa)
UNICEF will das Spendensiegel wieder habenBild: picture-alliance/dpa

Ebenfalls im Februar 2008 entzog das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen UNICEF das Spendensiegel. Die Kölner Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen gegen Garlichs ein. In einem Sondergutachten fand die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG keine Hinweise auf Untreue, monierte aber Verstöße gegen Verfahrensregeln. Der Skandal führte zu einem Spendeneinbruch. 2006 hatte UNICEF noch rund 97 Millionen Euro durch Spenden und den Verkauf von Grußkarten eingenommen. (vem)