Nicht jedem Trend gefolgt
28. Oktober 2011Eine wichtige Branche in Deutschland, der Maschinenbau, bleibt optimistisch - ungeachtet immer schlechter werdender Wirtschaftsprognosen. Der Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Thomas Lindner, erwartet auch für das nächste Jahr ein Umsatzplus. Mit einer Einschränkung: "Wenn die Krise sich weiter verschärft, wenn wir eine wirklich massive Liquiditäts- und Finanzkrise kriegen, dann wird sich das am Ende auf die Konsumlaune der Bevölkerung schlagen, und das spüren wir im Maschinenbau dann irgendwann auch."
Den deutschen Unternehmen geht es erstaunlich gut - drei Jahre nach der Lehman-Pleite und mitten in der Staatsschuldenkrise. Franzosen und Briten schauen verwundert auf den Erfolg der Deutschen, während ihre Wirtschaft schwächelt.
Das liege daran, sagt Michael Grömling vom Institut der Deutschen Wirtschaft Köln (IW), dass sich deutsche Unternehmen in den letzten zehn, 15 Jahren stark auf die wachsenden Märkte in den Schwellen- und Entwicklungsländern konzentriert hätten. Nach wie vor sei Europa der wichtigste Markt. Aber in zunehmenden Maße lieferten deutsche Unternehmen Investitionsgüter in die aufstrebenden Volkswirtschaften. "Und das ist einer Reihe von anderen europäischen Ländern so nicht gelungen", sagt Grömling.
Deutsche Unternehmen setzen auf die "Old Economy"
Während etwa Großbritannien in der Vergangenheit auf Investment-Banking, auf Dienstleistungen und neue Technologien gesetzt und gegen die Industrie eingetauscht hat, sind deutsche Firmen der "Old Economy" treu geblieben. Dafür wurden die Unternehmen vielfach belächelt. In den 1990er Jahren war dann auch häufig "vom kranken Mann Europas" die Rede. Deutschland war damit gemeint. Das Land war nicht mehr die "Konjunkturlokomotive", sondern rangierte ganz hinten.
Aus der traditionellen Industrie ganz schnell heraus und hinein in die Dienstleistungssektoren, dies sei damals als das große Modell gepriesen worden, sagt IW-Experte Grömling. Das aber habe sich für einige Länder nicht als nachhaltig erwiesen: "Die deutschen Unternehmen sind in ihren klassischen Industriemärkten geblieben, allerdings mit hoch modernen Produkten.
Produkte, die der Markt braucht
Von Maschinen bis Schrauben - "Made in Germany" ist gefragt. Die Unternehmen, so der Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Alexander Schumann, stellten heute genau die Produkte her, die weltweit gebraucht würden: "Maschinen, Infrastrukturausrüstungen, Energietechnik. Alles das, was Volkswirtschaften, die jetzt anfangen, sich zu modernisieren, dringend brauchen." Und diese Märkte wollten sich rasch entwickeln. Was sie brauchten, könne Deutschland liefern.
Deutsche Unternehmen haben sich in der Vergangenheit auch wieder stärker auf ihr Kerngeschäft konzentriert. Unrentable Bereiche, zum Beispiel, oder verlustbringende Tochtergesellschaften im Ausland, wurden abgestoßen. Auf spektakuläre Übernahmen nur der Größe und des Wachstums wegen wurde weitgehend verzichtet. Die Umsätze stiegen dadurch zwar nicht mehr so rapide an, aber die Unternehmen sind rentabler geworden. Sie hätten eben, sagt DIHK-Chefvolkswirt Schumann, auf den langfristigen Erfolg gesetzt.
Der Mittelstand ist eine tragende Säule
Deutsche Unternehmen, so Alexander Schumann, stellten ihre Produkte laufend auf den Prüfstand: "Stimmen die Produkte noch, stimmen die Technologien noch, stimmt das Portfolio, das ich an Produkten habe? Und das machen die deutschen Unternehmer doch sehr gut. Sie haben sich einfach auf die Produkte konzentriert, die wettbewerbsfähig sind." Hinzu komme, auch der Anteil, den die Arbeitnehmer in den letzten Jahren geleistet hätten. Stichwort: Lohneinbußen: "Die sind ja auf der Kostenseite auch ein Wettbewerbsvorteil. Und aus all dem hat sich eine Wettbewerbsfähigkeit ergeben, die international tragfähig ist und eben auch die gute Position Deutschland ausmacht", so der DIHK-Chefvolkswirt.
Aber noch etwas zahlt sich für den Wirtschaftsstandort Deutschland aus: neben den großen weltweit agierenden Konzernen wie Siemens, BASF, Daimler, BMW, tragen abertausende Handwerksbetriebe und mittelständische Firmen, vielfach in Familienhand, zum wirtschaftlichen Erfolg bei. Durch diese breit gefächerte Struktur setzt sich die deutsche Wirtschaft von vielen Ländern ab.
Autorin: Monika Lohmüller
Redaktion: Henrik Böhme