1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Rezession in Sicht

14. Oktober 2008

Deutschland steht nach Ansicht der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute am Rande einer Rezession. Die Experten haben angesichts der Finanzkrise ein schauriges "Risikoszenario" für die deutsche Wirtschaft entworfen.

https://p.dw.com/p/FYv2
Ortsschild, auf dem Rezession steht
Endstation Rezession?Bild: picture-alliance / chromorange

Die deutsche Wirtschaft steht nach Einschätzung der führenden Forschungsinstitute am Rande einer Rezession. In ihrem am Dienstag (14.10.) in Berlin vorgestellten Herbstgutachten gehen die Experten für das kommende Jahr nur noch von einem maximalen Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent aus. Bislang hatten sie mit einem Wachstum von 1,4 Prozent gerechnet.

Unsicherheitsfaktor Finanzkrise

Mit der Zuspitzung der Lage an den Finanzmärkten hätten sich die Aussichten deutlich verschlechtert, erklärten die Wirtschaftsforscher. Deutschland als Exportnation sei von der internationalen Konjunkturschwäche besonders betroffen, weil vor allem die Nachfrage nach Investitionsgütern zurückgehe. "Der größte Unsicherheitsfaktor der Prognose besteht im Ausmaß und der Dauer der Finanzkrise an den internationalen Finanzmärkten", heißt es in dem Gutachten.

Falls die Finanzkrise voll auf die produzierende Wirtschaft durchschlagen sollte, halten die Institute sogar einen noch stärkeren Rückgang für möglich. In einem "Risikoszenario" warnen sie davor, dass die Wirtschaftsleistung 2009 im Jahresschnitt sogar um 0,8 Prozent schrumpfen könnte.

Ende des Job-Booms in Sicht

Die Leiter der WirtschaftSforschungsinstitute von links: Kai Carstensen ifo Muenchen, Axel Lindner IWH Halle, Udo Ludwig IWH Halle, Roland Doehrn RWI Essen und Joachim Scheide IFW Kiel (Quelle: AP)
Können trotz düsterer Prognosen noch lächeln: die Institutsleiter bei der Präsentation des HerbstgutachtensBild: AP

Dies sei zwar unwahrscheinlich. "Das Risiko, dass die geschilderte ungünstigere Entwicklung eintritt, hat sich in den vergangenen Wochen aber vergrößert", schreiben die Experten. Ökonomen sprechen von einer Rezession, wenn die Wirtschaft in zwei aufeinander folgenden Quartalen nicht wächst oder gar schrumpft.

Angesichts der deutlich verschlechterten Konjunkturaussichten dürfte im kommenden Jahr auch der Job-Boom passé sein. "Am Jahresende werden rund 350 000 Menschen weniger beschäftigt sein als zu Jahresbeginn", heißt es in dem Herbstgutachten. Die Arbeitslosenquote werde 2008 und 2009 aber konstant bei 7,5 Prozent liegen. Wegen sinkender Energiepreise werde dafür die Preissteigerung gebremst: Die Inflationsrate werde von 2,8 Prozent in diesem Jahr auf 2,3 Prozent in 2009 zurückgehen.

Keine Angst vor Schulden?

Trotz der heraufziehenden Rezessionsgefahr halten die Wirtschaftsforschungsinstitute ein klassisches Konjunkturprogramm für falsch. Dennoch könne die Politik auf der Einnahmen- wie auf der Ausgabenseite einiges tun: Die Institute schlagen unter anderem eine Reduzierung der Einkommenssteuerbelastung und Sozialabgaben sowie vorgezogene Investitionen in Bildung, Forschung und Infrastruktur vor.

Die Angst mancher Bundesländer und Kommunen vor zu großen Belastungen ihrer Haushalte im Zuge der Konjunkturschwäche teilen die Experten dabei nicht. Sie warnen, man sollte die Belastungen als Folge der Bankenkrise nicht zum Anlass nehmen, einen restriktiven finanzpolitischen Kurs einzuschlagen. Schließlich handele es sich dabei um "Einmaleffekte":

Das Herbstgutachten legen das Institut für Wirtschaftsforschung in Halle, das ifo-Institut München, das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) und das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung in Essen in Kooperation mit Instituten in Zürich und Wien vor. (ag)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen