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Angst vor Investitionen in Afrika

Isabelle Hartmann20. Dezember 2013

Afrika? Ist arm und chaotisch - denken zumindest viele deutsche Firmenchefs. Und so verpassen sie milliardenschwere Geschäfte auf dem boomenden Kontinent. Nicht aber die chinesischen Unternehmen.

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Bauarbeiter in Dar Es Salaam JOHN LUKUWI/AFP/Getty Images
Bild: John Lukuwi/AFP/Getty Images

Die Nachricht scheint bei den meisten deutschen Firmen noch nicht angekommen zu sein, aber: Afrika boomt. Allein 2012 erreichten die ausländischen Direktinvestitionen auf dem Kontinent nach Angaben der Vereinten Nationen eine Höhe von 50 Milliarden US-Dollar. Aus Deutschland kommt aber nur ein Bruchteil des Geldes. Viele Unternehmen scheuten Investitionen, weil sie Afrika nur als Krisen- und Chaosherd wahrnähmen, glaubt Christoph Kannengießer, Direktor des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft. "In der Breite, besonders was den Mittelstand angeht, haben wir einen großen Nachholbedarf." Insgesamt habe die deutsche Wirtschaft einen Weltmarktanteil von acht Prozent, in Afrika seien es gerade einmal zwei Prozent. "Das zeigt, dass es da eine Lücke zu schließen gilt. Andere Länder sind da schon viel präsenter."

China zum Beispiel. Das Land hat schon 2009 die USA als größten Handelspartner Afrikas abgelöst. Mehr als 2000 chinesische Firmen sind in 50 der 54 afrikanischen Staaten tätig. Diese Machtposition will China behalten: Die Regierung von Xi Jinping hat angekündigt, zwischen 2013 und 2015 rund 20 Milliarden US-Dollar in Afrika investieren zu wollen, insbesondere in Infrastrukturprojekte.

Unwiderstehliche Angebote Chinas

Damit stößt China auf offene Ohren bei vielen afrikanischen Entscheidern. Denn der Bedarf an Straßen, Flughäfen, Häfen und Eisenbahnlinien ist riesig. Nach Angaben der Weltbank verfügt Subsahara-Afrika über die schlechteste Infrastruktur weltweit - eine erhebliche Bremse für wirtschaftliches Wachstum. Chinesische Investoren bieten billige Kredite an oder übernehmen die Baukosten sogar komplett, wenn sie die Arbeiten mit ihren eigenen Firmen und Arbeitern erledigen können. Im Gegenzug bekommen sie oft einen privilegierten Zugang zu den Rohstoffen im Land oder dürfen Gebühren für die Nutzung der Infrastruktur kassieren.

"Wir sind nicht in einer Position, solche Angebote ablehnen zu können", sagt Bernard Gabriel Manyenyeni, der Bürgermeister von Harare, der Hauptstadt Simbabwes. "Wir heißen jeden willkommen, der uns hilft, ein besseres Simbabwe aufzubauen." Die Chinesen täten sehr gute Projekte auf und böten eine exzellente Finanzierung. Die Produktionskosten seien gering und sie lieferten rechtzeitig. "Außerdem reden sie nicht über Politik und Menschenrechte, so wie viele andere Länder. Sie kommen und machen Geschäfte."

Ein chinesischer Bauarbeiter schaut auf eine Baustelle in Addis Ababa Foto: SIMON MAINA/AFP/Getty Images
Kein Land investiert so viel in die afrikanische Infrastruktur wie ChinaBild: Getty Images

Deutsche Firmen hätten gegen diese harte Konkurrenz - trotz eines oft höheren Preises - aber durchaus Chancen, meint Christoph Kannengießen vom Afrika-Verein. Wichtige Pluspunkte seien, dass deutsche Unternehmen nicht nur gute Produkte anböten, sondern grundsätzlich auch Jobs vor Ort schafften, lokale Mitarbeiter ausbildeten und Wissenstransfer sicherstellten. Darauf würden afrikanische Regierung inzwischen mehr Wert legen.

Appell an die Politik

Um Aufträge zu bekommen, sollten sich die deutschen Firmen besser vorbereiten, meint Ali Diomande, persönlicher Berater des Präsidenten der Elfenbeinküste. Persönliche Kontakte seien immer noch sehr wichtig, um Geschäfte zu machen: "In der Elfenbeinküste haben wir eine zentrale Verwaltung. Die wichtigsten Entscheidungen werden von der Regierung getroffen." Um den richtigen Ansprechpartner für Infrastrukturprojekte zu finden, müsse man sich daher zuerst an sie wenden, bevor man sich dem Privatsektor zuwende. "Viele deutsche Unternehmer wissen das nicht."

Die alte koloniale Verbundenheit mit Frankreich sei kein Hindernis für deutsche Investitionen in der Elfenbeinküste, versichert der Beamte. Zwischen Januar und Juni 2013 habe Frankreich nur 12 Prozent aller Infrastrukturaufträge für sich gewinnen können. Die deutschen Unternehmer sollten sich trauen und "in die Offensive gehen".

So sieht es auch Christoph Kannengießer. Er wünscht sich aber auch mehr Unterstützung von der Politik in Deutschland. Der Mittelstand müsse ermutigt werden, auf dem afrikanischen Kontinent zu investieren. "Mit Afrika tritt in der Globalisierung einer neuer Akteur auf den Plan." Dafür würden zusätzliche Ressourcen benötigt. "Wir brauchen eine wirkliche Afrika-Strategie, die Wirtschaft und Politik gemeinsam entwickeln müssen." Diesen Appell will Christoph Kannengießer als nächstes an Sigmar Gabriel richten, Deutschlands neuen Wirtschaftsminister.