Deutsche Waffen in Taliban-Händen?
22. August 2021Die Bundesregierung hat seit Beginn des internationalen Militäreinsatzes in Afghanistan vor 20 Jahren die Ausfuhr von Kriegswaffen und anderen Rüstungsgütern für 418,8 Millionen Euro in das zentralasiatische Land genehmigt. Das geht aus den jährlichen Rüstungsexportberichten der Regierung und einer aktuellen Aufstellung des Bundeswirtschaftsministeriums hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Der weitaus größte Teil der Rüstungsgüter wurde demnach an die Streitkräfte der NATO-Verbündeten, an Botschaften oder an Einrichtungen der Vereinten Nationen in Afghanistan geliefert - darunter Panzer, gepanzerte Fahrzeuge sowie Handfeuerwaffen wie Gewehre und Maschinenpistolen. An afghanische Sicherheitskräfte sei nur ein geringer Teil gegangen - etwa ein Zehntel, heißt es aus Berlin.
Viele US-Waffen im Umlauf
Wie viele der aus Deutschland exportierten Rüstungsgüter sich heute in den Händen der Taliban befinden, ist unklar. Die afghanische Armee, die sich vielerorts kampflos ergab, wurde vor allem von den USA ausgerüstet. Die Regierung in Washington räumte bereits ein, dass viel von dem militärischen Gerät nun wohl von den Islamisten genutzt werde. Inzwischen machen Bilder die Runde, auf denen Taliban-Kämpfer mit ihrer Beute für die Kameras posieren. "Die Taliban feiern ihr neues amerikanisches Arsenal", titelte der US-Sender CNN.
Alleine zwischen 2013 und 2016 statteten die Vereinigten Staaten Afghanistans Militär und Polizei mit fast 600.000 Schusswaffen, 76.000 Fahrzeugen und mehr als 200 Flugzeugen aus, wie aus einem Regierungsbericht aus dem Jahr 2017 hervorgeht. CNN meldete unter Berufung auf einen weiteren Bericht einer US-Behörde, zwischen 2017 und 2019 habe das Pentagon 7000 Maschinengewehre, 4700 gepanzerte Humvee-Geländewagen und mehr als 20.000 Granaten geliefert. Außerdem seien Millionen Schuss Munition nach Afghanistan geschickt worden.
wa/nob (dpa)