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Theater

Solidarität mit Kirill Serebrennikow

Eleonora Volodina gr
28. August 2017

Seit der Festnahme des russischen Regisseurs Kirill Srebrennikow gibt es zahlreiche internationale Solidaritätsbekundungen. Auch deutsche Film- und Theatermacher haben sich zu Wort gemeldet.

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Kirill Serebrennikow
Bild: picture-alliance/dpa/B. Weissbrod

Nachdem der russische Regisseur Kirill Serebrennikow von der Justiz in Moskau in der vergangenen Woche unter Hausarrest gestellt wurde, haben sich auch deutsche Theater- und Filmemacher spontan zu Wort gemeldet. Hier einige Auszüge aus ihren Solidaritätsbekundungen.

Berlinale-Direktor Dieter Kosslick schätzt die Arbeit von Kirill Serebrennikow

"Die Berlinale unterstützt den internationalen Appell gegen die Verhaftung des russischen Film- und Theaterregisseurs Kirill Serebrennikow, dessen Arbeit wir seit Jahren verfolgen und schätzen. Kirill Serebrennikow gehört zu den innovativsten und bedeutendsten Theater- und Filmregisseuren Russlands und hat ein internationales Publikum in den letzten Jahren immer wieder mit seiner Arbeit begeistert. ... Seine Filme liefen auf wichtigen internationalen Festivals und wurden auch bei uns in Deutschland erfolgreich im Kino ausgewertet."

EFA fordert die Freilassung von Kirill Serebrennikow

Der Vorstand der European Film Academy möchte seine tiefte Besorgnis darüber zum Ausdruck bringen, dass der russische Regisseur Kirill Serebrennikow unter Hausarrest gestellt wurde, und fordert seine sofortige Freilassung.

"Kirill Serebrennikow, einer der prominentesten Theater- und Filmregisseure Russlands, war mit dem Film IZMENA Teil der EFA-Auswahl 2013 und 2016 mit DER DIE ZEICHEN LIEST, für den Ilya Demutsky den Preis Europäische Filmmusik 2016 erhielt. Serebrennikows Filme liefen auf Festivals wie Cannes, Venedig und Locarno. Jetzt wurde er wegen Betrugs angeklagt, in Moskau verhaftet und unter Hausarrest gestellt. Das bedeutet, dass er seine Arbeit als Künstler nicht fortsetzen kann, weder am Gogol Theater in Moskau noch an seinem Film in St. Petersburg.

Es gibt allen Grund zu der Annahme, dass Kirill Serebrennikows Verhaftung politisch motiviert ist. Der EFA Vorstand ruft die russischen Behörden mit allem Respekt dazu auf, den unter Hausarrest gestellten Regisseur unverzüglich und bedingungslos freizulassen und zu gewährleisten, dass er sich frei bewegen und künstlerisch ausdrücken kann."

Die Oper Stuttgart wird Serebrennikows Inszenierung aufführen

"Die Oper Stuttgart sieht in dem gegen Kirill Serebrennikow verhängten Hausarrest, der mit einem Kommunikationsverbot nach außen verknüpft ist, eine unverhältnismäßig strenge Maßnahme. Seine gesamte künstlerische Arbeit wird so aufs Empfindlichste gestört. Die Premiere seiner Inszenierung von Humperdincks Oper 'Hänsel und Gretel' am 22. Oktober 2017 wird dennoch wie geplant stattfinden.

Kirill Serebrennikow vor dem Opernhaus in Stuttgart
Kirill Serebrennikow vor dem Opernhaus in Stuttgart, wo er die Oper "Hänsel und Gretel" inszeniert, die im Herbst 2017 Premiere feiert Bild: picture-alliance/dpa/B.Weissbrod

Kirill Serebrennikow hat wesentliche Teile des Inszenierungskonzeptes, das Bühnenbild und die Kostüme bereits fertiggestellt. Insbesondere einen Film, der in seinem Konzept das zentrale narrative Medium darstellt, hatte der Regisseur bereits im Frühjahr gedreht und vor der Sommerpause geschnitten. Die musikalischen Proben mit den Sängerinnen und Sängern des Stuttgarter Ensembles und des Kinderchores haben bereits Ende der vergangenen Spielzeit begonnen. Mit Unterstützung aller Kräfte wird Kirill Serebrennikows künstlerische Arbeit in seinem Sinne umgesetzt werden. Die Oper Stuttgart hofft, dass der Regisseur dann zur Premiere nach Stuttgart reisen kann." 

Komische Oper Berlin meldet sich bestürzt aus der Sommerpause

Intendant und Chefregisseur Barrie Kosky schrieb: "Aus gegebenem Anlass melden wir uns aus der Sommerpause: Das Ensemble der Komischen Oper Berlin ist bestürzt über die Festnahme von Kirill Serebrennikov. "Kirill Serebrennikov haben wir durch zwei Inszenierungen bei uns an der Komischen Oper Berlin kennengelernt. Wir schätzen ihn als inspirierte, engagierte und unbestechliche Künstlerpersönlichkeit und als aufrichtigen Menschen. Seine Arbeit ist unabhängig, intelligent und setzt sich vielfach kritisch und hoch virtuos mit den bestehenden gesellschaftlichen und politischen Zuständen auseinander. ... Kirills Verhaftung als bisheriger Höhepunkt einer Reihe von staatlich veranlassten Maßnahmen, die augenscheinlich gegen diese erfolgreiche künstlerische Arbeit gerichtet sind, ist skandalös. Offensichtlich wird hier versucht, eine der letzten verbliebenen kritischen Stimmen mundtot zu machen. Selbstverständlich planen wir weiterhin, die mit ihm gemeinsam verabredeten zukünftigen Projekte zu realisieren."

Ruhrtriennale solidarisiert sich mit Kirill Serebrennikow und Doğan Akhanlı

Mit Betroffenheit reagieren die Ruhrtriennale und Intendant Johan Simons auf die jüngsten Strafverfolgungen der Künstler Kirill Serebrennikow und Doğan Akhanlı durch Russland und die Türkei. "Wir solidarisieren uns politisch und künstlerisch mit Kirill Serebrennikow und Doğan Akhanlı, die gerade zum unfreiwilligen Symbol werden, künstlerische Freiheit und freie Meinungsäußerung zu verteidigen",  sagt Johan Simons, Intendant der Ruhrtriennale.

Dogan Akhanli
Auch Doğan Akhanlı soll nach dem Willen Erdogans mundtot gemacht werden Bild: picture-alliance/dpa/H. Kaiser

"Natürlich ist es nicht einfach, sich von außen einen umfassenden Einblick in die juristischen Zusammenhänge zu verschaffen. Aber unser Vertrauen in die Unabhängigkeit und Rechtschaffenheit der russischen oder auch der türkischen Justiz ist seit der jüngsten Vergangenheit nicht ohne Grund erschüttert. Es gilt, früh und immer wieder das Wort zu ergreifen und zu warnen, wenn der Eindruck entsteht, die Feinde der Demokratie und der Kunstfreiheit könnten ihre Absichten hinter anderen Manövern verstecken. Europa und die Welt brauchen mutige KünstlerInnen und JournalistInnen, und mutige KünstlerInnen und JournalistInnen brauchen jetzt die Solidarität und Unterstützung Europas. ...  Sofort muss ich daran denken, was Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller vor wenigen Tagen in ihrer Festspielrede zur Eröffnung der Ruhrtriennale gesagt hat: 'Oft kommt der Anfang des Totalitären harmlos daher, als ginge es nur um den guten Geschmack, um die Verletzung der Gefühle, die Gewöhnung an einige Grenzen, über die man sich im Schreiben oder Malen nicht hinwegsetzen dürfe. Und dann kommt Schritt für Schritt immer noch eine Grenze hinzu. Die Zensur wollte immer schon nicht nur Bücher und Bilder, nicht nur Kunst verbieten, sondern die Wahrnehmung der Welt, aus der heraus die Kunstwerke entstanden sind.' – Als KünstlerInnen in Freiheit, die wir hier in Deutschland sind, ist es unsere Pflicht, dafür einzutreten, den Wert dieser Grundwerte allen Menschen zu vermitteln und unsere Stimme für ihre Gültigkeit auch andernorts zu erheben. Zu diesen universellen europäischen Werten gehören eine unabhängige und rechtsstaatliche Aufklärung der fraglichen Vorwürfe und die uneingeschränkte Freiheit der Kunst."