1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Deutsche Privatbank wird chinesisch

8. Juli 2015

Die Gesellschaft Fosun aus Shanghai gehört zu den umtriebigsten chinesischen Investoren im Ausland. So hält die Gruppe Anteile an der BHF-Bank. Nun greift sie nach einem weiteren deutschen Geldhaus

https://p.dw.com/p/1FuvO
Guo Guangchang Chairman der Fosun International Ltd. Ma Huateng
Bild: picture-alliance/dpa

Die Privatbank Hauck & Aufhäuser soll chinesisch werden. Die Beteiligungsgesellschaft Fosun will das Frankfurter Geldhaus kaufen und hat den Eigentümern eine verbindliche Offerte über bis zu 210 Millionen Euro vorgelegt. (Artikelbild: Guo Guangchang, Chairman der Fosun International Ltd.)

Diese sind für das Interesse aus China dankbar, da viele Anteilseigner die Bank schon länger loswerden wollen. Der Aktionärsausschuss, in dem die Mehrheit der Eigentümer vertreten ist, habe das Gebot angenommen, teilte Hauck & Aufhäuser am Mittwoch in Frankfurt mit. Fosun International wird zunächst 80 Prozent der Anteile erwerben; allen weiteren Aktionären werde empfohlen, ihre Anteile ebenfalls zu verkaufen.

Schon im Juni hatte es Berichte über einen bevorstehenden Verkauf der Privatbank an den chinesischen Investor gegeben. Fosun ist in Deutschland bereits an einigen Unternehmen beteiligt, unter anderem an der BHF-Bank. Die 1796 gegründete Privatbank Hauck & Aufhäuser gehört derzeit 75 Privatpersonen und Unternehmerfamilien. Dazu zählen unter anderem der Hanauer Manager Jürgen Heraeus, die Jägermeister-Familie Mast und Solarworld-Chef Frank Asbeck.

Freundliche Übernahme

Offen ist, wie die Aufsichtsbehörden dem chinesischen Investor gegenüberstehen. Dem Verkauf einer Bank muss unter anderem die Finanzaufsichtsbehörde Bafin zustimmen - und diese hatte sich zuletzt bei der Abspaltung der BHF-Bank von der Deutschen Bank mehrfach quergelegt. Bei Hauck & Aufhäuser setzt man aber auf ein schnelles Verfahren. "Der Übergang der Anteile soll nach der Genehmigung zum frühestmöglichen Zeitpunkt erfolgen", hieß es.

Hauck & Aufhäuser-Chef Wolfgang Deml hofft darauf, dass er mit Fosun die Kundenzahl steigern und auf diese Weise wachsen kann. Kleine Privatbanken kämpfen derzeit mit vielen Problemen. So ist die Verwaltung und Betreuung großer Vermögen, die den überwiegenden Teil des Geschäfts ausmacht, stark umkämpft. Bei der Hauck & Aufhäuser KGaA mit knapp 500 Mitarbeitern blieb 2014 gerade mal ein Gewinn von vier Millionen Euro übrig, nach 9,4 Millionen ein Jahr zuvor.

Fosun wurde 1992 gegründet und gilt als einer der aktivsten chinesischen Investoren. In Deutschland ist die Gesellschaft auch an KTG Agrar beteiligt und hält 23 Prozent an der Bekleidungskette Tom Tailor. Im Touristikbereich ist Fosun unter anderem Anteilseigner beim Reiseveranstalter Thomas Cook und beim französischen Ferienclub-Betreiber ClubMed.

Fosun verspricht sich von der Übernahme unter anderem "einen besseren Zugang zu weiteren Geschäftsmöglichkeiten in Europa", wie es in einer Pflichtmitteilung an die Hongkonger Börse heißt. Hauck & Aufhäuser erhofft sich von dem neuen Eigentümer mehr Chancen auf grenzüberschreitende Geschäfte und neue Kunden. Fosun sei ein "langfristig orientierter Investor, der die Tradition und Kultur des Bankhauses bewahren und dem Unternehmen neue internationale Perspektiven erschließen wird", sagte Deml.

wen/bea (dpa, rtrd))