Deutsche IS-Kämpfer in kurdischer Haft
29. August 2017Mit Tel Afar ist jetzt eine weitere Stadt im Nordirak vom sogenannten Islamischen Staat zurückerobert worden. Nachdem Anfang Juli der IS unter weitgehender Zerstörung der Altstadt und unter schweren Verlusten bei der Zivilbevölkerung aus der Millionenstadt Mossul vertrieben worden ist, wurde nun auch 70 Kilometer westlich bei Tel Afar die schwarze Fahne des IS von den Minaretten der Stadt geholt und durch die irakische Fahne ersetzt – auch wenn in einigen Stadtteilen und Vororten der von ihren ursprünglich 200.000 Bewohnern weitgehend verlassenen Stadt noch gekämpft wird. Bei den Kämpfen sind der kurdischen Peschmerga bereits in der vergangenen Woche auch zwei deutsche IS-Kämpfer in die Hände gefallen. Diese zuerst auf der kurdischen Webseite Rudaw.net verbreitete Informationhat das Auswärtige Amt gegenüber der DW bestätigt. Das Generalkonsulat in Erbil stehe wegen der Festgenommenen mit den kurdischen Behörden in Kontakt, hieß es ferner. Weitere Einzelheiten wollte das Außenministerium unter Verweis auf die Persönlichkeitsrechte der Gefangenen nicht nennen.
Deutsche Panzerabwehrraketen wichtig für Kurden
Gerade unter dem Eindruck der jüngsten Terrorattacken in Europa sind solche Gefangenen potenziell wertvolle Quellen für Geheimdienste und Polizeibehörden. Die deutsche Bundesregierung unterstützt kurdische Peschmerga mit Waffen und Ausbildung in ihrem Kampf gegen den IS. Speziell die von Deutschland gelieferten Panzerabwehrraketen vom Typ Milan sind für die Kurden von großer militärischer Bedeutung. Diese Unterstützung erleichtert möglicherweise deutschen Beamten den Zugang zu den Gefangenen.
Bei der Vertreibung des IS aus Mossul hatten irakische Truppen bereits vier deutsche Frauen als IS-Angehörige gefangen genommen. Darunter ist auch die 16-jährige Linda W. aus Pulsnitz. Medienberichten zufolge hat sie einen Säugling. Diese Frauen werden zur Zeit in Bagdad festgehalten und dort von irakischen und US-Beamten vernommen. Vor einer Ausreise nach Deutschland steht eventuell der Prozess vor irakischen Gerichten. Bei einer Ankunft in Deutschland wartet vermutlich ebenfalls der Staatsanwalt. In ähnlichen Fällen lautete der Vorwurf "Unterstützung einer kriminellen Vereinigung" oder auch "Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat".
Nach Zahlen des Bundeskriminalamtes sind seit 2012 mehr als 940 Personen aus Deutschland Richtung Syrien und Irak gereist. Von diesen ist ein Drittel wieder zurück in Deutschland. Etwa 145 Personen sind im Irak oder Syrien ums Leben gekommen.